Söhne misshandelt? Prozess gegen Mutter muss neu beginnen
Der Fall einer Mutter, die ihre Söhne misshandelt haben soll, muss vor dem Landgericht Hildesheim neu verhandelt werden. Der Bundesgerichtshof hat die Strafe aufgehoben.
Im Juni hatte das Landgericht die Frau aus Sarstedt zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass sie ihrem siebenjährigen Sohn Essen entzogen und ihn geschlagen hatte. Die Frau war in Revision gegangen. Der Bundesgerichtshof (BGH) urteilte nun, dass eine gefühllose Gesinnung der Mutter nicht zu belegen sei, zumal die Strafkammer festgestellt habe, dass sie mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert gewesen sei. Anfänglich habe sie eine liebevolle Beziehung zu den Söhnen gehabt.
Siebenjähriger wog weniger als 14 Kilogramm
Die alleinerziehende Mutter soll ihren Sohn unter anderem mit einer Thermoskanne geschlagen, ihn eingesperrt und ihm Essen vorenthalten haben. Dies hat sie im ersten Prozess gestanden. Der Siebenjährige wog 13,8 Kilogramm, als Polizisten ihn versteckt in einem Schrank fanden. Die Schule hatte zuvor das Jugendamt alarmiert, als das Kind am ersten Tag nach der Corona-bedingten Schulschließung zum wiederholten Mal krankgemeldet worden war. Schon vor dem Lockdown soll der Junge Mitschüler um Essen angebettelt haben.
Auch älterer Sohn berichtet von Misshandlungen
Im Prozess ging es auch um den älteren Sohn der Frau. Dieser erzählte von ähnlichen Vorfällen in seiner eigenen Kindheit. Er war im Alter von 15 Jahren von sich aus in ein Kinderheim geflohen. Die Mutter hatte vor Gericht gestanden, auch ihn misshandelt zu haben.
