Rückholprogramm: Hoffnung auch ohne deutschen Pass?
Wegen des Coronavirus holt das Auswärtige Amt Reisende nach Deutschland zurück. Doch für Menschen ohne deutschen Pass gilt das Versprechen der sicheren Rückkehr nur unter Vorbehalt.
Urlaub in der alten Heimat Jaranwala in Pakistan - das war Mohammad Yousafs Plan. Doch nun hat der 57-jährige aus Niedersachsen vor allem das Ziel, zusammen seiner Frau, möglichst schnell wieder zurück nach Deutschland zu kommen. In Gehrden (Region Hannover) betreibt er seit mehr als 20 Jahren ein Schreibwarengeschäft. Wegen der Einschränkungen durch die Coronakrise kämpft der kleine Laden ums Überleben.
Als Diabetiker große Sorge vor Ansteckung
Mohammad ist Diabetiker, zählt also zu den Menschen in einer Risikogruppe von Covid-19. "Pakistan hat keine funktionierende medizinische Versorgung", erzählt der 57-Jährige. Obwohl er sicher bei der Familie seines Bruders untergekommen ist, hat er Angst, in Pakistan zu erkranken. Doch wegen der Ausweitung des Coronavirus herrscht auch dort Ausnahmezustand. Es gelten strikte Ausgangsbeschränkungen, alle internationalen Flüge wurden vorerst für zwei Wochen gestrichen. Deswegen entwickelt sich auch die Rückreise zu einer großen Herausforderung.
Pakistan: Die Lage ändert sich täglich
Mohammads Tochter Amina ist in Deutschland geblieben. Von Niedersachsen aus kämpft sie seit zwei Wochen dafür, ihre Eltern zurückzuholen. Dafür hat sich die 30-Jährige schon mehrfach mit dem Auswärtigen Amt und der deutschen Botschaft in Pakistan in Verbindung gesetzt. Denn die Lage in Pakistan ändert sich täglich. Flüge mit Ausnahmegenehmigung werden gestrichen - Ersatz zu finden ist kaum möglich. Ob und wann die pakistanische Regierung den Luftraum wieder für Linienflüge öffnet, ist unklar.
Auswärtiges Amt gibt vage Versprechen
Nach zwei Wochen Bangen und Unklarheit, gibt es jetzt einen ersten Lichtblick. Das Auswärtige Amt plant ein Rückholprogramm für Pakistan.
Der erste Rückholflug solle bereits am Dienstag gehen, teilte die die deutsche Botschaft in Pakistan mit. Ein zweiter sei in Planung. Das Problem: Es ist längst nicht sicher, ob Aminas Eltern bei einem der Flüge dabei sein werden. Mohammad hat den pakistanischen Pass und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis für Deutschland, seine Frau ist britische Staatsbürgerin. Das Rückholprogramm gilt aber nur für Menschen mit deutschem Pass. Das Auswärtige Amt erklärt auf Anfrage des NDR: "Wir bemühen uns, im Rahmen der Kapazitäten auch für EU-Ausländer und Inhaber eines Aufenthaltstitels mit ständigem Wohnsitz in Deutschland Lösungen zu finden." Ein klares Versprechen für das Ehepaar ist das nicht.
Rückholung unter Vorbehalt
Die Bundestagsabgeordnete Margarete Bause (Bündnis 90/Grüne) geht zwar davon aus, dass die Rückholmaßnahmen der Bundesregierung auch für Menschen gelte, die einen Aufenthaltstitel besitzen. Dennoch kritisiert sie: "Ich wünsche mir von der Bundesregierung, dass sie dies auch entsprechend kommuniziert und die Menschen nicht im Ungefähren lässt." Bause hat deshalb eine schriftliche Anfrage, die dem NDR vorliegt, an den Bundestag gestellt. Die Antwort der Bundesregierung dazu steht noch aus. Doch für Bause ist eines klar:
"Da darf kein Unterschied auf Grund des Passes zwischen deutschen Staatsangehörigen und Bleibeberechtigten gemacht werden." Magarete Bause, Bundestagsabgeordnete der Grünen
Gerade ein Rückholprogramm dürfe nicht unter den Vorbehalt eventuell noch vorhandener Kapazitäten gestellt werden, fordert die Politikerin. Auch Mohammad und seine Frau hoffen, dass die Bundesregierung sie mit dem Rückholprogramm nach Hause bringt. Bisher hat sich das Auswärtige Amt noch nicht gemeldet – aber Mohammads Hoffnung ist groß, dass er und seine Frau bald nach Hause nach Gehrden kommen können.
