Hannover: Qualität von Corona-Testzentren nicht immer gut
Immer mehr Corona-Testzentren werden eröffnet - arbeiten sollen sie alle gleich gut. Aber: Es gibt deutliche Unterschiede, anlasslose Kontrollen fehlen.
Die Omikron-Variante des Coronavirus lässt PCR-Tests knapp werden, die Bedeutung von Antigen-Schnelltests wächst also. Doch das sichere "Freitesten" hängt sehr davon ab, ob die Tests sachgerecht durchgeführt werden. Und für die Sicherheit von Personal und Testpersonen sind klare Hygienestandards wichtig.
Tief genug und dann kreisen
Silvia Spark schaut häufig genau zu, wenn das weiße Abstrichstäbchen in der Nase verschwindet. Sie ist Hygienefachkraft beim Deutschen Roten Kreuz in Hannover, bildet Testerinnen und Tester aus und kontrolliert sie. Zum allgemein üblichen Nasenabstrich erläutert sie: "Man muss schon diese kreisenden Bewegungen machen für die Materialgewinnung." Das sei entscheidend, um auch bei geringer Viruslast genug "Material" zu haben. "Angenehm ist das nicht, aber es tut in der Regel nicht weh", beruhigt Spark. Neben der richtigen Entnahme der Probe seien noch andere Faktoren enorm wichtig für ein zuverlässiges Ergebnis: die Raumtemperatur, das korrekte Tragen von Schutzkleidung und Handschuhen sowie die Lagerung der Tests.
Zahl der Testzentren hat sich verdoppelt
In den vergangenen zwei Monaten hat sich die Zahl der Testzentren mehr als verdoppelt. Allein in der Region Hannover gibt es mit Stand vom 17. Januar dieses Jahres 768 solcher Stellen - Apotheken und Ärzte nicht mitgezählt. Alle sind vom Gesundheitsamt genehmigt worden. Gemeinsam mit Silvia Spark hat der NDR in Niedersachsen einen nicht repräsentativen Qualitäts-Check durchgeführt und dafür zufällig sechs Testzentren in Hannover ausgewählt, alle von unterschiedlichen Betreibenden. Bei jeder Station haben sich Silvia Spark und ein Reporter testen lassen und anschließend die Probeentnahme und die Hygienebedingungen beurteilt. "Die Qualität in den Testzentren ist in der Tat sehr, sehr unterschiedlich", sagt Spark schon zum Start.
Von kleinen Verstößen bis zu eklatanten Fehlern
Zu Beginn läuft alles gut, die erste Station bleibt ohne Beanstandungen. Aber in anderen Fällen weichen die Zentren - mal mehr, mal weniger - von den zu erwartenden Standards ab. Mal wird keine Schutzbrille getragen, andernorts ist die Schutzkleidung nicht richtig verschlossen. "Das ist problematisch für den Arbeitsschutz, denn die Privatkleidung der Person, die den Test macht, ist in dem Fall nicht gut geschützt", merkt Spark an. Für das Testergebnis sei es aber nicht relevant. Auch wurde manchmal nicht gefragt, ob vor der Probenentnahme im Rachen etwas gegessen oder getrunken wurde. Denn das könnte das Ergebnis verfälschen. Einer der Betreiber der betroffenen Testzentren äußert sich im Gespräch mit dem NDR: "Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler", sagt Philip Schriever, Geschäftsführer bei 'Das Testzentrum'. Allerdings werde nach entsprechenden Hinweisen nachgebessert.
Mit benutzten Handschuhen am Laptop
In einem Fall wird Silvia Spark schließlich sehr deutlich. Dort lief die Probenentnahme ihrer Einschätzung nach mangelhaft und die Hygienestandards wurden nicht eingehalten. Der Tester wechselte zwischen den Tests nicht die Handschuhe. "Er hat sogar den Testplatz verlassen mit den Handschuhen, ist zum Laptop gegangen und hat dort mit den kontaminierten Handschuhen weiter gearbeitet", beschreibt die Hygiene-Experin. "Das ist falsch, weil es dann zu einer Keimverschleppung kommt." Auf eine Anfrage des NDR antwortete der Betreiber des betroffenen Testzentrums bislang nicht.
Anlasslose Kontrollen gibt es keine
Zuständig für die Kontrollen der Testzentren sind die Gesundheitsämter. "Wir machen keine standardmäßigen Kontrollen", sagt Cora Hermenau, Gesundheitsdezernentin bei der Region Hannover. Das sei personell seitens des Gesundheitsamtes nicht ansatzweise zu leisten, die Prioritäten lägen gerade woanders. "Ob das Personal richtig arbeitet, muss der Betreiber gewährleisten. Er muss sozusagen sein Personal überwachen." Würden aber Mängel von Bürgerinnen und Bürgern gemeldet, gehe die Behörde diesen selbstverständlich nach, betont Hermenau. In einem solchen Fall werde mit dem Betreiber gesprochen, im äußersten Fall erfolge die Schließung.
Nicht so schlimm wie gedacht
Das Fazit: Bei fünf von sechs getesteten Stellen gab es etwas zu beanstanden: von fehlender Schutzkleidung über mangelnde Hygiene bis hin zu nicht fachgerechten Abstrichen. NDR Niedersachsen hat alle betroffenen Betreiber auf die Mängel hingewiesen. Diejenigen, die geantwortet haben, zeigten sich größtenteils einsichtig und versprachen, die Fehler abzustellen. Trotz der Mängel ist Silvia Spark positiv überrascht: "Es ist tatsächlich nicht so schlecht ausgefallen, wie ich erwartet habe. Aber externe Kontrollen wären gut, denn die Teststellen werden alle zugelassen, Kontrollen finden nicht statt. Natürlich beeinflusst das die Pandemie, denn wenn wir falsch negative Tests haben, dann schadet das uns allen."
