Erste Bruchmeisterin: Schützenfest Hannover bricht Tradition
Eine der letzten Männerdomänen ist gefallen: Erstmals wird eine Frau das prestigeträchtige Bruchmeister-Ehrenamt beim Schützenfest Hannover übernehmen.
Als eine der vier Repräsentanten in diesem Jahr ist Vanessa Smorra von der Schützengesellschaft Ricklingen am Mittwoch vorgestellt worden. Die 20 Jahre alte Auszubildende darf sich ab 1. Juli offiziell Bruchmeisterin nennen. "Es ist eine riesige Ehre und ich freue mich, diesen Schritt als erste Frau gehen zu dürfen. Ich hoffe natürlich, dass in den nächsten Jahren noch weitere Frauen dazukommen, denen ich meine Erfahrungen an die Hand legen darf, um sie weiter zu unterstützen", sagte Smorra am Mittwoch. Sie nimmt regelmäßig an Schützanausmärschen Teil, ist seit 2009 im Verein. Neben Smorra sind in diesem Jahr Torsten Tegtmeier, Sebastian Witte und Julius Torben Stamkort Anwärter auf das Ehrenamt. Bis zu Beginn des Schützenfestes gibt es noch viel zu tun. Als nächstes plant das Quartett die Bruchmeisteraktion - eine Spendenveranstaltung.
Ledig, unbescholten und von gutem Leumund
Vier Bruchmeister werden seit Jahrzehnten für ein Jahr vom Oberbürgermeister ernannt - die Bewerber müssen "ledig, unbescholten, von gutem Leumund und Charakter" sein und einem örtlichen Schützenverein angehören. Bisher ist keine Frau bekannt, die das traditionsreiche Amt jemals ausübte. Die Tradition gehe auf das Jahr 1403 zurück, sagte Schützenpräsident Paul-Eric Stolle am Mittwoch. "Wir stoßen eine ganz große Tür auf", sagte Stolle, der selbst in den 1980er-Jahren Bruchmeister war. "Wir sind da völlig geschlechtsneutral."
Onay: Auf dem Weg zur diskriminierungsfreien Stadt
"Das Bruchmeisteramt für alle Geschlechter zu öffnen, ist ein weiterer wichtiger Schritt auf Hannovers Weg zu einer diskriminierungsfreien Stadt", hatte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) im Februar gesagt. Nach zweijähriger Corona-Zwangspause wird vom 1. bis 10. Juli 2022 in Hannover wieder Schützenfest gefeiert. Insgesamt 25 Großfahrgeschäfte, zwölf Kinderfahrgeschäfte, drei Festzelte und 40 Schießbuden sowie rund 100 Imbiss- und Süßwarenbuden soll es geben.
