Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Auslandsbischof
Dem früheren Auslandsbischof des Bistums Hildesheim, Emil Stehle, wird Missbrauch vorgeworfen. Die Obfrau der Missbrauchsstudie im Bistum Hildesheim, Antje Niewisch-Lennartz, fordert Aufklärung.
Der frühere Geschäftsführer des Hilfswerks Adveniat war im Jahr 2017 gestorben. Niewisch-Lennartz hat nun einen offenen Brief an den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, geschrieben. Die frühere niedersächsische Justizministerin berichtet in dem Brief, dass sich zunächst ein Angehöriger und dann eine Betroffene an sie gewandt hätten. Der Vorwurf: sexualisierte Gewalt durch den früheren Auslandsbischof Stehle.
Stehle hatte offenbar einem verdächtigten Priester geholfen
Sie habe keinen Anhaltspunkt, am Wahrheitsgehalt der Aussagen zu zweifeln, schreibt die Grünen-Politikern an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz und dringt darauf, die Arbeit des katholischen Missionswerkes Fidei Donum aufzuarbeiten. Stehle stand der entsprechenden Koordinierungsstelle bei der Deutschen Bischofskonferenz bis 1984 vor. Im Herbst diesen Jahres war im Zusammenhang mit einer Missbrauchsstudie im Bistum Hildesheim bekannt geworden, dass Bischof Stehle aufgrund seiner Verbindungen nach Lateinamerika dem damaligen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen offenbar geholfen hatte, einen des Missbrauchs beschuldigten Priester aus dem Bistum Hildesheim nach Paraguay zu versetzen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte gegen den Mann bereits Haftbefehl erlassen. Stehle beteiligte sich demnach an der Vereitelung einer Strafverfolgung.
Niewisch-Lennartz: Vorwürfe systematisch aufklären
Niewisch-Lennartz äußert in dem Brief den Verdacht, dass es sich bei dieser Versetzungspraxis nicht um einen Einzelfall gehandelt habe. Dass Bischof Stehle damals einen Tatverdächtigen der hiesigen Strafverfolgung entzogen habe und nunmehr selbst als Tatverdächtiger gelten müsse, führe zur Dringlichkeit einer sofortigen und systematischen Aufklärung, schreibt die Obfrau. Der Brief an den Bischofskonferenz-Vorsitzenden Bätzing wurde nun auf der Homepage der Arbeitsgruppe "Wissen teilen - Hildesheim" veröffentlicht.
