Debatte um Mohren-Apotheke: Initiative sieht Alltagsrassismus
Nach den Rassismus-Vorwürfen gegen die Wolfsburger "Mohren-Apotheke" meldet sich nun auch die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland zu Wort. Sie sieht im Namen und auch im Logo Alltagsrassismus.
"Ich merke, dass mich das total anstrengt und ja schmerzt", sagt Sozialwissenschaftlerin Nadine Golly von der Initiative. "Ich spüre da tatsächlich einen Schmerz, das immer noch lesen zu müssen und dass es nicht eine gesellschaftliche Übereinkunft darüber gibt, dass die Gesellschaft diesen Schmerz anerkennt." Apotheken sollten für alle Menschen da sein. In ihren Augen sei es unerlässlich, dass sich diese auch so benennen, dass die Versorgung für alle möglich sei.
Unbekannte sprühen Punkte über O von "Mohren-Apotheke"
Hintergrund der Diskussion ist eine Graffiti-Aktion am vergangenen Wochenende: Unbekannte hatten über das O des Schriftzugs zwei Punkte gesetzt - und so aus der "Mohren-Apotheke" eine "Möhren-Apotheke" gemacht. Zudem wurde das Logo - eine Mohren-Figur - mit einer Möhre übermalt. In einem Bekennerschreiben prangerten die unbekannten Täter Rassismus an.
Besitzerin der Wolfsburger Apotheke: Viele fühlen sich nicht diskriminiert
Petra Grünwaldt, die Besitzerin der Apotheke, betont, dass alle in ihrer Apotheke willkommen seien. Solange ihr die Apotheke gehört, wolle sie den Namen nicht ändern, sagte sie dem NDR Niedersachsen. Der Name der Apotheke sei ein klassischer Apotheken-Name, den sie so übernommen habe. Sie habe bereits oft mit Kunden darüber gesprochen. Viele fühlten sich davon nicht diskriminiert, sagte sie. Wenn man den Mohr heute als rassistische Geschichte oder das Wort Mohr als rassistisch darstelle, dann müsse man sich mit der Geschichte befassen und herausfinden, was dahinter stehe.
Historikerin zu Mohren-Apotheken: Stereotypische Bilder werden reproduziert
Die Pharmazie-Historikerin Helena Messerich schreibt zum Thema "Mohren-Apotheken" ihre Doktorarbeit. In Niedersachsen gibt ihr zufolge drei. Den Namen gibt es laut Messerich bereits seit 500 bis 600 Jahren. Ebenso die Mohren-Logos. Diese seien früher ein Zeichen von Exklusivität und oftmals nur Adligen vorbehalten gewesen. Das exklusive Sortiment habe auch Ware aus dem Orient umfasst. "Generell ist das Problem mit diesen Verbildlichungen, dass die sehr einfach gehalten sind", sagte Messerich mit Blick auf die Logos. Es seien sehr stereotypische Bilder, die hier reproduziert würden, die so in der heutigen Zeit eigentlich auch nicht mehr vorkommen und dementsprechend auch nicht mehr angemessen seien.
