In einem PCR-Labor bereitet eine Mitarbeiterin Abstrichtupfer von Patienten für die SARS-CoV-2-Diagnostik an einem Analysegerät vor. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Foto: Waltraud Grubitzsch

PCR-Priorisierung: Aktuelle Regeln gelten vorerst weiter

Stand: 25.01.2022 20:48 Uhr

Wegen drohender Engpässe sollen PCR-Tests zum Nachweis einer Corona-Infektion künftig priorisiert werden. Details für das neue Testkonzept sollen jetzt zügig ausgearbeitet werden.

Auf die Priorisierung der PCR-Tests hat sich die Bund-Länder-Runde am Montag geeinigt - und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder damit beauftragt, zügig Details für eine neue Teststrategie auszuarbeiten. Gleichzeitig sollen sie auch die Regeln für Quarantäne und Isolation anpassen. Wie lange es dauern wird, bis die neuen Konzepte stehen und die entsprechenden Bundes- und Landesverordnungen geändert sind, blieb zunächst unklar. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geht davon aus, dass dies einige Wochen dauern kann. Der Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, zeigte sich in der Landespressekonferenz am Dienstag zuversichtlich, dass die neuen Regeln schon in anderthalb Wochen gelten könnten. Bis dahin bleibt zunächst alles beim Alten.

Labore in Niedersachsen haben noch Kapazitäten

Scholz wies darauf hin, dass in Niedersachsen derzeit bei den Labor-Kapazitäten noch Luft nach oben sei. Derzeit seien rund 80 Prozent ausgeschöpft. Wie lange es dauern wird, bis die Labore überlastet sind, sei momentan nicht absehbar und hänge davon ab, wie schnell die Neuinfektionen steigen werden, so Scholz. Sollte es notwendig sein, könnten auch tiermedizinische Labore, wie etwa das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves), bei den PCR-Tests aushelfen - sofern keine Tierseuche, wie etwa die Afrikanische Schweinepest, ausbricht. Eine Einbindung des Laves hatten zuvor auch die Grünen im Niedersächsischen Landtag gefordert.

Lauterbach setzt auf Schnelltests

Im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen sagte Ministerpräsident Weil, noch sei nicht klar festgelegt, wer künftig bevorzugt einen PCR-Test machen kann. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hält es für denkbar, dass PCR-Tests für die Mehrzahl der Menschen durch doppelte Antigentests ersetzt werden könnten. "Wenn zwei Antigentests hintereinander positiv sind, dann ist das fast so sicher wie ein PCR-Test", sagte Lauterbach am Montagabend in der ARD. Diese Schnelltests gelten auch an anderer Stelle schon als Nachweis - etwa in Niedersachsen zum Freitesten aus der Quarantäne nach einer überstandenen Infektion. Krisenstabs-Leiter Scholz bezeichnete den Vorschlag in der jetzigen Phase der Pandemie mit den vergleichsweise milden Krankheits-Verläufen durch die Omikron-Variante als "durchaus akzeptables Vorgehen".

Noch bescheinigt PCR-Test Infektion

Zurzeit gilt in Deutschland als offiziell infiziert, wer einen positiven PCR-Nachweis hat. Dieser wird auch für die Arbeitsstelle benötigt und später, um als genesen zu gelten oder um Anspruch auf eine Therapie bei Langzeitfolgen von Covid-19 zu haben. Nun muss geklärt werden, wie dieser Nachweis künftig erbracht werden kann. Auch das Robert Koch-Institut ist auf die Laborergebnisse angewiesen, die Daten sind zum Beispiel Grundlage für die Sieben-Tage-Inzidenz.

Corona-Tests: Das sind die Unterschiede

PCR-Tests gelten als der "Goldstandard" unter den Corona-Tests. Bei ihnen wird die Probe durch medizinisches Personal genommen und im Labor ausgewertet.
Antigen-Schnelltests haben ihren Namen, weil das Ergebnis schnell vorliegt. Der Abstrich wird von medizinischem Personal im Testzentrum oder beim Arzt genommen und vor Ort ausgewertet.
Selbsttests heißen so, weil sie auch von Laien selbstständig gemacht werden können. Probenentnahme und -auswertung müssen entsprechend einfach sein.
(Quelle: Bundesgesundheitsministerium)

Zunächst ändert sich nichts

Bis die neue Teststrategie in Kraft tritt, gelten die bestehenden Regeln weiter. Wer typische Symptome einer Corona-Infektion hat, sollte sich beim Hausarzt oder beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 melden, um abzuklären, ob ein Test sinnvoll ist. Das gilt auch für Kontaktpersonen von Infizierten oder bei einer Warnung auf einer Handy-App. Wer dann einen PCR-Test macht, muss nach Auskunft des Laborärzteverbandes schon jetzt teils länger auf das Ergebnis warten. Einige Labore würden selbst priorisieren und etwa Tests aus Kliniken vorziehen.

Kritik von Patientenschützern

Die Stiftung Patientenschutz kritisierte den Beschluss der Ministerpräsidentenrunde vom Montag als unzureichend und forderte von Gesundheitsminister Lauterbach, die fünf Millionen pflegenden Angehörigen in der Testverordnung ebenfalls zu priorisieren. Der Vorsitzende Eugen Brysch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es handele sich um den "größten Pflegedienst Deutschlands" - eine nicht oder zu spät erkannte Infektion mache das Leben zu Hause zu einem Hochrisikogebiet. Der Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder forderte, auch Kita-Beschäftigte bei PCR-Tests zu priorisieren. Dazu sagte Krisenstabsleiter Scholz, dass die Priorisierung derzeit danach ausgerichtet sei, ob Gefahr für einen selbst durch eine Corona-Infektion besteht oder ob eine infizierte Person andere gefährden kann, wie etwa Pflege- und Krankenhauspersonal. Von Erziehenden und Lehrkräften gehe aber keine Gefahr aus.

Weitere Informationen
Das stilisierte Coronavirus vor farbigen Diagramm-Kurven © Panthermedia Foto: lamianuovasupermail

Corona: Darum werden die Inzidenzkurven ungenauer

Seit dem Frühjahr 2020 sind sie das Maß aller Dinge: die Inzidenzwerte. Doch das könnte sich jetzt mit der neuen Teststrategie ändern. mehr

Eine Person macht einen Abstrich im Rachenraum bei einer anderen Person. © photocase Foto: rclassen

Corona in Niedersachsen: NDR.de beendet tägliche Statistik

Mit dem Ende fast aller Corona-Regeln wird diese Seite nicht länger mit den Corona-Daten aus Niedersachsen aktualisiert. mehr

Viren schweben vor einer Menschenmenge (Fotomontage) © panthermedia,photocase Foto: rclassen

Corona in Niedersachsen: Aktuelle Zahlen und Hintergründe

Wie viele Neuinfektionen gibt es? Wie ist die Lage in den Kliniken? Wie hoch ist die Impfquote? Welche Regeln gelten? mehr

Zwei Ärztinnen und ein Arzt gehen auf einem Krankenhausflur entlang © panthermedia Foto: Kzenon

Coronavirus-Blog: Schutzverordnungen der Länder laufen aus

In Krankenhäusern und Pflegeheimen müssen künftig nur noch Besucher Maske tragen, die Testpflicht entfällt. Die Corona-News des Tages - letztmalig im Blog. mehr

Der Virologe Prof. Christian Drosten und die Virologin Prof. Sandra Ciesek (Montage) © picture alliance/dpa, Universitätsklinikum Frankfurt Foto: Christophe Gateau,

Coronavirus-Update: Der Podcast mit Drosten & Ciesek

Hier finden Sie alle bisher gesendeten Folgen zum Nachlesen und Nachhören sowie ein wissenschaftliches Glossar und vieles mehr. mehr

Weitere Informationen

Postleitzahl-Service: Corona-Daten für Ihre Region

Sinken die Infektionszahlen weiter? Über die Webseite von NDR.de können Sie die aktuellen Corona-Zahlen für Ihre Region abrufen. Geben Sie einfach Ihre Postleitzahl ein. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.01.2022 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Infektion

Coronavirus

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Bauzug steht am Bahnhof in Langenhagen. © TeleNewsNetwork

Waggon-Kletterer und Co.: Immer mehr Unfälle an Bahnanlagen

Insbesondere im Großraum Hannover ist der Anstieg enorm. Die Bundespolizei warnt vor den gefährlichen Mutproben. mehr