PCR-Priorisierung: Aktuelle Regeln gelten vorerst weiter
Wegen drohender Engpässe sollen PCR-Tests zum Nachweis einer Corona-Infektion künftig priorisiert werden. Details für das neue Testkonzept sollen jetzt zügig ausgearbeitet werden.
Auf die Priorisierung der PCR-Tests hat sich die Bund-Länder-Runde am Montag geeinigt - und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder damit beauftragt, zügig Details für eine neue Teststrategie auszuarbeiten. Gleichzeitig sollen sie auch die Regeln für Quarantäne und Isolation anpassen. Wie lange es dauern wird, bis die neuen Konzepte stehen und die entsprechenden Bundes- und Landesverordnungen geändert sind, blieb zunächst unklar. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geht davon aus, dass dies einige Wochen dauern kann. Der Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, zeigte sich in der Landespressekonferenz am Dienstag zuversichtlich, dass die neuen Regeln schon in anderthalb Wochen gelten könnten. Bis dahin bleibt zunächst alles beim Alten.
Labore in Niedersachsen haben noch Kapazitäten
Scholz wies darauf hin, dass in Niedersachsen derzeit bei den Labor-Kapazitäten noch Luft nach oben sei. Derzeit seien rund 80 Prozent ausgeschöpft. Wie lange es dauern wird, bis die Labore überlastet sind, sei momentan nicht absehbar und hänge davon ab, wie schnell die Neuinfektionen steigen werden, so Scholz. Sollte es notwendig sein, könnten auch tiermedizinische Labore, wie etwa das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves), bei den PCR-Tests aushelfen - sofern keine Tierseuche, wie etwa die Afrikanische Schweinepest, ausbricht. Eine Einbindung des Laves hatten zuvor auch die Grünen im Niedersächsischen Landtag gefordert.
Lauterbach setzt auf Schnelltests
Im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen sagte Ministerpräsident Weil, noch sei nicht klar festgelegt, wer künftig bevorzugt einen PCR-Test machen kann. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hält es für denkbar, dass PCR-Tests für die Mehrzahl der Menschen durch doppelte Antigentests ersetzt werden könnten. "Wenn zwei Antigentests hintereinander positiv sind, dann ist das fast so sicher wie ein PCR-Test", sagte Lauterbach am Montagabend in der ARD. Diese Schnelltests gelten auch an anderer Stelle schon als Nachweis - etwa in Niedersachsen zum Freitesten aus der Quarantäne nach einer überstandenen Infektion. Krisenstabs-Leiter Scholz bezeichnete den Vorschlag in der jetzigen Phase der Pandemie mit den vergleichsweise milden Krankheits-Verläufen durch die Omikron-Variante als "durchaus akzeptables Vorgehen".
Noch bescheinigt PCR-Test Infektion
Zurzeit gilt in Deutschland als offiziell infiziert, wer einen positiven PCR-Nachweis hat. Dieser wird auch für die Arbeitsstelle benötigt und später, um als genesen zu gelten oder um Anspruch auf eine Therapie bei Langzeitfolgen von Covid-19 zu haben. Nun muss geklärt werden, wie dieser Nachweis künftig erbracht werden kann. Auch das Robert Koch-Institut ist auf die Laborergebnisse angewiesen, die Daten sind zum Beispiel Grundlage für die Sieben-Tage-Inzidenz.
Zunächst ändert sich nichts
Bis die neue Teststrategie in Kraft tritt, gelten die bestehenden Regeln weiter. Wer typische Symptome einer Corona-Infektion hat, sollte sich beim Hausarzt oder beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 melden, um abzuklären, ob ein Test sinnvoll ist. Das gilt auch für Kontaktpersonen von Infizierten oder bei einer Warnung auf einer Handy-App. Wer dann einen PCR-Test macht, muss nach Auskunft des Laborärzteverbandes schon jetzt teils länger auf das Ergebnis warten. Einige Labore würden selbst priorisieren und etwa Tests aus Kliniken vorziehen.
Kritik von Patientenschützern
Die Stiftung Patientenschutz kritisierte den Beschluss der Ministerpräsidentenrunde vom Montag als unzureichend und forderte von Gesundheitsminister Lauterbach, die fünf Millionen pflegenden Angehörigen in der Testverordnung ebenfalls zu priorisieren. Der Vorsitzende Eugen Brysch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es handele sich um den "größten Pflegedienst Deutschlands" - eine nicht oder zu spät erkannte Infektion mache das Leben zu Hause zu einem Hochrisikogebiet. Der Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder forderte, auch Kita-Beschäftigte bei PCR-Tests zu priorisieren. Dazu sagte Krisenstabsleiter Scholz, dass die Priorisierung derzeit danach ausgerichtet sei, ob Gefahr für einen selbst durch eine Corona-Infektion besteht oder ob eine infizierte Person andere gefährden kann, wie etwa Pflege- und Krankenhauspersonal. Von Erziehenden und Lehrkräften gehe aber keine Gefahr aus.
