Ein Postbote wirft ein Brief in einen Briefkasten. © picture alliance / Kirchner-Media/Wedel | Kirchner-Media/Wedel Foto:  Kirchner-Media/Wedel

Drohbriefe: Verband fordert Polizeischutz für Moscheen

Stand: 08.08.2023 16:51 Uhr

Nach einem weiteren mutmaßlich rechtsextremen Drohbrief an eine Moscheegemeinde in Niedersachsen fordert ein muslimischer Verband Polizeischutz. Die Verunsicherung in den Gemeinden steige.

Es müssten grundsätzlich Sicherheitsmaßnahmen für Moscheen in Niedersachsen ergriffen werden, sagte der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), Regionalverband Hannover, Recep Bilgen, am Dienstag. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Die Behörden sollten nicht warten, bis etwas passiert sei. Sein Verband stehe bereit, sich mit der Landesregierung und der Polizei über geeignete Maßnahmen auszutauschen, sagte Bilgen. "Man könnte mit den bedrohten Gemeinden anfangen." Die Verunsicherung in den Moscheegemeinden steige, je mehr solcher mit "NSU 2.0" unterzeichneten Briefe eingingen. Auch dermutmaßliche Anschlag auf die IGMG-Gemeinde Ende Mai in Hannover habe dazu beigetragen. Verstärkt werde die Angst noch dadurch, dass es bisher seitens der Polizei noch keine Erkenntnisse gebe, "wer oder was dahintersteckt und ob die Drohungen ernst zu nehmen sind".

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Bezug zu rechter Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund"

Ende vergangener Woche war nach Angaben der Polizei Osnabrück ein weiterer Drohbrief bei einer Moscheegemeinde im Landkreis Osnabrück eingegangen. Damit erhielten der Polizei zufolge insgesamt 13 Gemeinden in Niedersachsen solche Schreiben - erst Ende Juli eine Moschee im Zentrum von Hannover. Bundesweit ist die Zahl der mutmaßlich rechtsextremen Drohbriefe an muslimische Gemeinden laut Polizei auf 34 gestiegen. Im Jahr 2018 hatte die Briefserie begonnen. 18 dieser Schreiben weisen einen Bezug zur rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) auf. Deren Mitglieder hatten zwischen den Jahren 2000 und 2007 acht türkisch- und einen griechisch-stämmigen Kleinunternehmer sowie eine Polizistin ermordet.

Kein Zusammenhang zur mutmaßlichen Brandstiftung auf Moschee erkennbar

Die Osnabrücker Polizei ist für die Ermittlungen zuständig, weil als Absender der Drohbriefe eine Familie aus Osnabrück genannt wird. Laut Polizeisprecher hat die Familie mit den Briefen aber offenbar nichts zu tun - lediglich ihr Name soll demnach durch die Schreiben in Verruf gebracht werden. Zwischen der mutmaßlichen Brandstiftung auf die Moschee in Hannover vor rund zwei Monaten und den aktuellen Drohbriefen können die Beamten noch keinen direkten Zusammenhang erkennen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 07.08.2023 | 18:00 Uhr

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Rechtsextremismus

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