Atommülllager Asse: Umweltminister Meyer für Standortdebatte

Stand: 25.10.2023 19:26 Uhr

Christian Meyer (Grüne) hat am Mittwoch zum ersten Mal als Niedersachsens Umweltminister das Atommülllager Asse besucht. Den aktuellen Stillstand im ehemaligen Bergwerk Asse nennt er "untragbar".

Wie eine Reihe von Umweltministerinnen und Umweltministern von Bund und Land vor ihm, so hat auch Meyer bei seinem Antrittsbesuch auf mehr Tempo bei der Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem maroden Bergwerk gepocht. "Die Anlage muss schnell und sicher geräumt und stillgelegt werden", forderte Meyer. Die 2013 vom Bundestag verabschiedete sogenannte "Lex Asse" fordert die schnellstmögliche Rückholung der radioaktiven Abfälle und sichere Stilllegung der Anlage.

Streit um Zwischenlager-Standort

Der Betreiber der Schachtanlage, die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), arbeitet an der Rückholung. Im Jahr 2033 sollen die ersten Fässer geborgen werden. Der Abfall müsste dann zwischengelagert werden, denn das einzige genehmigte Endlager "Schacht Konrad" in Salzgitter ist noch längst nicht betriebsbereit. Weitere Endlager-Standorte gibt es noch nicht. Als Zwischenlager für die Asse-Abfälle sehen die bisherigen Planungen einen Standort nahe der Schachtanlage vor. Anwohnerinnen und Anwohnern gefällt das nicht.

Videos
Der niedersächsische Umweltminister Meyer besucht ein Atommüllager. © Screenshot
2 Min

Umweltminister Meyer besucht Atommüllager Asse

In dem ehemaligen Salzbergwerk lagern mehr als 100.000 Fässer radioaktiven Mülls. Reporter Janek Wiechers ist vor Ort. 2 Min

Meyer wirbt für neue Lösungen

In der Standortfrage für das nötige Zwischenlager waren zuletzt die Fronten verhärtet. Verbände, Vereine und lokale Politiker beklagten einen Vertrauensverlust, ein jahrelanger kritischer Begleitprozess wurde vorerst abgebrochen. Er erwarte vom Bund eine stärkere Würdigung der Argumente, Sorgen und Bedenken der Menschen in der betroffenen Region, sagte Meyer. Um aus der Sackgasse herauszukommen, sei es an der Zeit, neue Lösungsvarianten zuzulassen und andere Standorte zu prüfen.

126.000 Fässer müssen rausgeholt werden

Die Schachtanlage Asse ist ein ehemaliges Salzbergwerk in der Samtgemeinde Elm-Asse im Landkreis Wolfenbüttel. Salz wird dort schon lang nicht mehr abgebaut. Das Bergwerk dient seit den 1960er-Jahren als Lager für Atommüll. Etwa 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen lagern dort in 13 Kammern. Sie sollen aus dem maroden Bergwerk rausgeholt werden, weil Salzlauge in die Asse eindringt und die Fässer dort nicht sicher sind.

Kommunalpolitik kritisiert Bund

Auch der Bürgermeister der Samtgemeinde Elm-Asse, Dirk Neumann (parteilos), fordert einen "fairen und nachvollziehbaren Vergleich von Asse-nahen und Asse-fernen Standorten für das geplante Zwischenlager". Neumann hatte sich erst kürzlich in einem offenen Brief an Umweltminister Meyer gewandt. Darin wirft er dem Bund vor, kaum auf die Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger vor Ort eingegangen zu sein. "Und es dürfte allen Beteiligten bewusst sein, dass wir hier nicht über ein vorübergehendes Zwischenlager sprechen, sondern über ein voraussichtliches Endlager." Neumann fordert von Minister Meyer, einzugreifen und sich intensiv in den laufenden Prozess einzuschalten. Im Mai hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) das Atommülllager Asse besucht. "Ich habe kein alternatives Zwischenlager in der Tasche", sagte Lemke damals.

Weitere Informationen
Ein 17 Meter langes Bohrgerät steht auf der Asse-Anhöhe in Remlingen. © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Kahnert

Bergungsschacht für Asse-Atommüll: Probebohrungen starten

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung prüft, ob sich das Gestein im Untergrund für den Bau eines neuen Schachts eignet. (18.10.2023) mehr

Der Schriftzug "Schachtanlage Asse II" ist auf einem Wegweiser zu lesen. © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

Atommülllager Asse: Gegner kritisieren Pläne für breitere Straße

Wegen der geplanten Bergung der Atomfässer soll eine Kreisstraße verbreitert werden. Umweltschützer wehren sich dagegen. (15.09.2023) mehr

Eine Mitarbeiterin läuft einem Fräskopf im Atommülllager Asse im Landkreis Wolfenbüttel. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Atommülllager Asse: Betreiber starten neue Erkundungsbohrung

Damit sollen Erkenntnisse für die Planung der Rückholung der radioaktiven Abfälle ab dem Jahr 2033 gewonnen werden. (06.05.2023) mehr

Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Atommülllager Asse. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Zwischenlager Asse: Lemke sieht keinen schnellen Kompromiss

Die Bundesumweltministerin versprach bei ihrem Besuch, auf Sorgen von Kritikern einzugehen. Eine zentrale Frage blieb offen. (05.05.2023) mehr

Vor Containern mit radioaktiver Lauge hängt in der Schachtanlage Asse ein Warnschild mit der Aufschrift "Radioaktiv". © picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow Foto: Sebastian Gollnow

Gutachten: Asse grundsätzlich als Atommüll-Zwischenlager geeignet

Die Böden seien ausreichend tragfähig, teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) am Freitag mit. (31.03.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 25.10.2023 | 16:35 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Asse

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Fähnchen mit dem Logo der AfD liegen auf einem Tisch. © dpa picture alliance Foto: Daniel Karmann

Verfassungsschutz: AfD Niedersachsen bleibt Verdachtsobjekt

Das teilte der Verfassungsschutz am Dienstag in Hannover mit. Die bisherige Einstufung wurde um zwei Jahre verlängert. mehr