Ver.di macht Amazon-Beschäftigte auf ihre Rechte aufmerksam
In Neubrandenburg haben die Gewerkschaft ver.di und Beratungsstellen für Migranten auf prekäre Arbeitsbedingungen beim Versandhändler Amazon aufmerksam gemacht. Viele Paketauslieferer kommen aus Rumänien.
Ungeachtet der jüngst abgeschlossenen Tarifverhandlungen im Einzel- und Versandhandel in Mecklenburg-Vorpommern hatte der Versandhändler Amazon bereits angekündigt, dass der Einstiegsbasislohn im kommenden Jahr auf mindestens 12,50 Euro pro Stunde steigen soll. Das gelte aber nur für direkt bei Amazon angestellte Beschäftigte. Die meisten Paket-Fahrer sind jedoch Subunternehmer und arbeiten unter prekären Bedingungen. "Den Preis für die sprudelnden Gewinne des weltgrößten Online-Händlers bezahlen auch die Kolleginnen und Kollegen", sagte die zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretärin im Landesbezirk Nord, Silvia Reichert. Darauf machten ver.di und verschiedene Initiativen am Mittwoch am Amazon-Verteilzentrum in Neubrandenburg aufmerksam.
Viele Paketfahrer kommen aus Rumänien
Die Vertreter von ver.di, des Flüchtlingsrates sowie von der Beratungsstelle "Correct" hielten dabei sämtliche Fahrer an, die auf das Amazon-Betriebsgelände wollten. Sie informierten die Auslieferer darüber, dass auch sie Rechte hätten. Viel zu tun gab es bei der Aktion für die Correct-Mitarbeiterin - denn sie spricht Rumänisch und die meisten der Fahrer kommen aus Rumänien. Viele hätten aber berichtet, dass sie momentan zufrieden mit ihrer Arbeit seien. Über die Information, dass es für sie eine Beratungsstelle gebe, hätten sie sich dennoch gefreut, hieß es.
Fahrer in anderen Bundesländern sprechen von schwierigen Bedingungen
Allerdings haben die Fahrer bislang auch noch kein Gehalt bekommen. Denn die Verträge wurden erst im September unterschrieben, als das Verteilzentrum fertiggestellt wurde. Das erste Geld gebe es erst Anfang November, hieß es. In den anderen Bundesländern gab es schon im September ähnliche Aktionen. Dabei hätten die Fahrer von schwierigen Bedingungen gesprächen, sagte Stefanie Albrecht von der Beratungsstelle "correct" NDR 1 Radio MV: "Da haben wir gehört, dass Arbeitszeiten nicht bezahlt werden, also vor allem die Zeiten, in denen sich die Fahrer bereithalten. Das können durchaus anderthalb Stunden sein morgens, die man irgendwo steht und wartet."
Es sei auch berichtet worden, dass wenn man seine Tour nicht rechtzeitig abschließe, dass die Betroffenen dann einen Scanner eines Kollegen in die Hand gedrückt bekämen und trotzdem weiter arbeiteten. "Was dann aber später auf der Dokumentation nicht erscheint", so Albrecht. Deshalb empfiehlt sie Zustellern, unbedingt darauf zu achten, ihre Arbeitszeiten zu dokumentieren. Ein anderer Vorwurf betrifft die Lkw-Fahrer, die zum Teil mit eigenen Fahrzeugen die Waren von A nach B bringen. Diese kämen oft aus Osteuropa, weil es nur 80 Cent Kilometergeld gebe und dafür kein Deutscher fahren würde.
Amazon: Fahrer werden mit 12 Euro pro Stunde gut entlohnt
Amazon teilte mit, dass es die Kritik nicht nachvollziehen könne. Die Fahrer würden alle gut entlohnt mit 12 Euro pro Stunde und niemand würde länger als neun Stunden arbeiten. Die meisten Touren würden auch viel früher beendet. Das wisse das Unternehmen wegen seiner intelligenten Routenplanung. Die meisten Fahrer seien aber bei Subunternehmen angestellt. Und da sind die Bedingungen laut ver.di nicht so gut. Deshalb fordert die Gewerkschaft, dass Amazon seine Fahrer direkt bei sich anstellen soll.
