Millionen-Flop: Land stoppt neue Finanz-Software
Es ist ein Scheitern mit Ansage: Finanzminister Heiko Geue (SPD) hat die Entwicklung des zentralen Computer-Programms für das Haushalts- und Rechnungswesen des Landes gestoppt. Der Minister und seine Experten sind mit den Leistungen der gelieferten Software nicht zufrieden.
Seit vier Jahren arbeitet der IT-Anbieter, die MACH AG aus Lübeck, an der schönen, neuen Welt für die Finanzverwaltung auf 3.000 Dienstrechnern. Der Umgang mit Zahlen sollte digitaler, schneller und präziser werden. Dass es aber bei dem Projekt klemmt, wurde im Februar nach Recherchen des NDR öffentlich. Damals setzten das Ministerium und das landeseigene Datenverarbeitungszentrum (DVZ) noch auf Besserung. Jetzt hat man die Hoffnung fahren lassen.
Minister will Schadensersatzanspruch prüfen
Geue und seine Experten erklärten, die neue Software könne längst nicht das, was erwartet worden sei. Geue riss der Geduldsfaden - "Das wird nichts mehr", meinte er im Finanzausschuss. Der Minister hat das Projekt gestoppt, das Land wird den Vertrag kündigen. Außerdem will Geue die gezahlten Zwischen-Rechnungen zurückfordern - es geht um mindestens 7,5 Millionen Euro. Auch Schadenersatz-Ansprüche werden geprüft. Insgesamt sollte das Projekt mehr als 30 Millionen Euro kosten - inklusive 16 Millionen Euro für Pflege und Update der Software.
Vertragspartner reagiert "erstaunt"
Die MACH AG zeigte sich erstaunt über das Vorgehen des Landes. Das IT-System sei weitgehend aufgebaut und könne an den Start gehen. Es gebe einen "hohen Deckungsgrad" mit den Anforderungen des Landes. Mecklenburg-Vorpommern verpasse die Chance, so das Unternehmen, den dringend benötigten Modernisierungsprozess in der Finanzverwaltung des Landes weiter voranzutreiben. Aber: Man wolle das Projekt gemeinsam erfolgreich zu Ende bringen, das Land habe Schlichtungsversuche jedoch abgelehnt. Wenn das Land aussteige, dann, so heißt es, "werden wir unsere Ansprüche prüfen".
Software von 1995 läuft weiter
Vorerst muss das Land auch den Software-Dino Profiscal setzen. Das ist das System, das schon seit 1995 auf den Rechnern in der Finanzverwaltung läuft. Es geht nun doch noch einmal in die Verlängerung. Es soll weiter gepflegt und gewartet werden.