Ludwigslust-Parchim kämpft an drei Fronten
Erst kam Corona, dann legten Cyberkriminelle die Server des Landkreises lahm und jetzt breitet sich die Afrikanische Schweinepest in Ludwigslust-Parchim aus.
Der zweitgrößte Landkreis Deutschlands hat gerade an mehr Baustellen zu arbeiten als andere Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern. Neben Corona-Tests und mehr Impfangeboten für die Menschen laufen die Computer nach dem Angriff im Oktober nur langsam an und die Afrikanische Schweinepest breitet sich im Kreis immer weiter aus.
Fast 2 Jahre Corona: Impfen läuft gut, Tests fehlen
Boostern und die Impfangebote für alle weiter fortschreiben, das ist Landrat Stefan Sternberg im Moment besonders wichtig. Allein in der vergangenen Woche wurden mehr als 6.500 Menschen im Kreis Ludwigslust-Parchim geimpft bzw. geboostert. Beim Testen sei der Kreis auf externe Hilfe angewiesen, zum Beispiel auf freie Testangebote. Im Moment gebe es durch 2G-Plus eine sehr große Nachfrage nach PCR-Tests. Der Kreis alleine bekomme diese Nachfrage nicht bedient, sagt Landrat Sternberg. Zudem werden immer mehr Menschen in der Region positiv auf Corona getestet. Um alle Fälle nachverfolgen zu können, unterstützt jetzt die Bundeswehr mit zehn Soldatinnen und Soldaten den Landkreis im Gesundheitsamt in Ludwigslust. Sie helfen bei der Kontaktnachverfolgung. Die Hilfe ist notwendig, weil durch die Computerausfälle nach dem Cyberangriff noch längst nicht alles wieder so wie davor funktioniert.
Hacker frieren Bürgerdaten ein
"Hoffentlich laufen alle Computer in den Behörden des Kreises im Januar wieder", sagt Landrat Stefan Sternberg. Inzwischen kann man im Landkreis Ludwigslust-Parchim wieder einen Reisepass beantragen, sein Auto anmelden oder auch die Ehe schließen. Viele Computer laufen jetzt im Notbetrieb, während Techniker die Schäden durch einen Verschlüsselungstrojaner beseitigen. Aber was tun, damit der Landkreis nicht noch einmal in das Papierzeitalter zurückversetzt wird? Der Landrat sieht die Bundespolitik gefragt festzulegen, wie ein Grundschutz aussehen muss, so Sternberg. Sein Landkreis habe viel gelernt aus dem jetzigen Cyberangriff. Wie es weitergehen kann, das wolle er jetzt mit dem Kreistag und den Gremien besprechen. Stolz sei Sternberg auf die Leistung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – so seien keine Informationen verloren gegangen. Am frühen Morgen des 15. Oktober 2021 hatte ein Trojaner die Daten auf den gemeinsamen Servern der SIS und des Kommunalservice Mecklenburg (KSM) teilweise verschlüsselt. Sämtliche Systeme waren daraufhin zur Sicherheit abgeschaltet worden. Dies legte den Großteil der Bürgerservices in Ludwigslust-Parchim und der Landeshauptstadt Schwerin lahm.
Schweinepest in Ludwigslust-Parchim breitet sich aus
Die Afrikanische Schweinepest ist länger auf dem Vormarsch als Corona. Zuerst grassierte sie in mehreren europäischen Nachbarländern, seit September 2020 ist sie in Brandenburg und Sachsen. Am 24. November 2021 wird sie das erste Mal im Landkreis Ludwigslust-Parchim nachgewiesen. Ein in Marnitz tot aufgefundenes Wildschein trug das Virus in sich, bestätigte das Friedrich-Löffler-Institut für Tierseuchengeschehen. Weitere Fälle folgten nach einer Treibjagd ganz in der Nähe. Der Kreis setzt Stromzäune ein. Ein 40 Kilometer-Radius wird eingezäunt, kurz darauf wird außerhalb des Zaunes ein infiziertes Tier überfahren. Der Kreis reagiert und vergrößert die Sperrzone. Laut Landrat Sternberg werden insgesamt 30 weitere Kilometer Stromzaun gebaut, um die Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern.
