Greenpeace will weiter Steine vor Rügen versenken

Trotz Verbots will die Umweltorganisation Greenpeace in den kommenden Tagen weiter Steine vor Rügen versenken und ignoriert damit ein Verbot des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Das Amt hatte am Dienstag ein Bußgeld in Höhe von 50.000 Euro angedroht. Beim Einlaufen am Dienstagnachmittag in den Hafen von Sassnitz wegen schlechten Wetters wurden die Aktivisten an Bord des Greenpeace-Schiffes "Beluga II" von der Wasserschutzpolizei in Empfang genommen, die ihre Personalien aufnahm.
Greenpeace will weiter Felsen versenken
Sobald das Wetter das Auslaufen der "Beluga II" wieder ermögliche, würden die Aktivisten weitere Steine im Adlergrund versenken, sagte ein Greenpeace-Sprecher am Dienstagnachmittag NDR 1 Radio MV. Man werde damit erst aufhören, wenn das Schutzgebiet ausreichend mit Granitblöcken vor der Schleppnetzfischerei geschützt sei, so der Sprecher weiter. Er schloss nicht aus, dass nach dem Ende der Aktion im Adlergrund auch Steine in weiteren neun Schutzgebieten versenkt werden könnten.
Position der Steine verzeichnet
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) kritisierte das Vorgehen der Umweltschützer und forderte die Organisation auf, auf solche PR-Maßnahmen künftig zu verzichten. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Stralsund hat die Position der versenkten Steine inzwischen in die amtliche Bekanntmachung für Seefahrer aufgenommen.
Ähnliche Fälle vor Sylt
Das BSH hatte die Aktion der Umweltschützer als einen Verstoß gegen das Hohe-See-Einbringungsgesetz bewertet. Der Felsabwurf stelle eine Verschmutzung dar, hieß es. Ähnliche Fälle hatten sich bereits 2008 und 2011 vor Sylt ereignet, wo Greenpeace ebenfalls Steine ins Wasser geworfen hatte. Auch damals sprach das Bundesamt ein Verbot aus, das Jahre später das Bundesverwaltungsgericht beschäftigte.
Schon 60 Felsbrocken versenkt
Die 13 Greenpeace-Aktivisten haben bisher nach eigenen Angaben rund 60 bis zu 1.000 Kilogramm schwere Granitblöcke von Bord der "Beluga II" und von Schlauchbooten im Meeresschutzgebiet rund 40 Kilometer östlich von Rügen versenkt. Mit 150 bis 200 Steinbrocken könne das Schutzgebiet Adlergrund komplett vor der Grundschleppnetzfischerei geschützt werden, hieß es weiter. "Zur Rettung der Meere brauchen wir echte Schutzgebiete frei von menschlicher Zerstörung", sagte Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Die Aktion war am Sonnabend gestartet worden.
Bodenzerstörende Fischerei im Schutzgebiet
Deutschland hat Greenpeace zufolge bereits 2007 fast die Hälfte seiner Meeresgebiete als Schutzzonen ausgewiesen. Auch die Pläne für ein Verbot bodenzerstörender Fischerei im Schutzgebiet Adlergrund sind demnach längst fertig. Allerdings fehle der politische Wille, sie umzusetzen, prangert Greenpeace an. Der Meeresschutz bestehe lediglich auf dem Papier. Selbst in ausgewiesenen Schutzgebieten der Nord- und Ostsee sowie dem Nationalpark Wattenmeer erlaube die Bundesregierung weiter Ölausbeutung, Fischerei sowie Sand- und Kiesabbau. Besonders schlecht steht es den Umweltschützern zufolge in der deutschen Ostsee um Dorsch und Hering. Stark gefährdet sei auch Deutschlands einzige Walart, der Schweinswal.
Fischereiverband: Illegale Aktion
Der Geschäftsführer der Sassnitzer Kutter- und Küstenfisch GmbH, Philipp Bruns, sprach gegenüber NDR 1 Radio MV von einer überzogenen Aktion. Von Sassnitz aus sei seit zehn Jahren niemand mehr mit Grundschleppnetzen über den Adlergrund gefahren. Aus Sicht des Fischereiverbandes Mecklenburg-Vorpommern ist die Aktion illegal. "Das ist Selbstjustiz", kritisierte der Vorsitzende Michael Schütt. Auch die Landtagsfraktionen von CDU und AfD hatten die Aktion scharf kritisiert.
