Gegen Personalmangel: Mehr Freizeit für gleiches Geld
Personalmangel in der Gastronomie ist kein neues Problem. Doch die Corona-Pandemie hat die Lage verschärft. Ein Rostocker Gastronom und Hotelier will deshalb einen landesweit bislang einmaligen Weg gehen, um Personal zu binden.
Dittmar Birkhahn, der in der Rostocker Innenstadt am Hopfenmarkt zwei Restaurants und ein Hotel betreibt, bietet seinen etwa fünfzig Mitarbeitern ab Mai an, bei gleichem Gehalt einen Tag pro Woche weniger zu arbeiten. Dafür aber an den übrigen Tagen der Woche eine Stunde mehr. Konkret bedeutet das also, wer bisher an fünf Tagen jeweils acht Stunden gearbeitet hat, arbeitet nun an vier Tagen je neun Stunden und hat dafür aber einen Tag pro Woche mehr frei.
Weniger arbeiten für den gleichen Lohn
Bei Vollzeitbeschäftigten verkürzt sich also die Arbeitszeit pro Woche um vier Stunden. Bezahlt werden die Mitarbeiter im Hotel und in den Restaurants aber weiterhin für vierzig Stunden. Das heißt, sie arbeiten weniger, bekommen aber den gleichen Lohn. Eine versteckte Lohnerhöhung sei das nicht, so der Geschäftsmann, schon jetzt bezahlt der Geschäftsmann nach eigenen Angaben über Tarif.
Nur wenige wollen beim alten Modell bleiben
Nach den Angaben des Chefs und auch der Restaurantleiterin wollen die meisten der rund 50 Mitarbeiter nach dem neuen Modell arbeiten. Einige sagen aber auch, sie verzichten auf mehr Freizeit für das gleiche Geld und arbeiten wie bisher an fünf statt an nur vier Tagen.
Personalmangel in Gastronomie und Hotelwesen bekämpfen
Rund 300.000 Euro kostet Birkhahn dieses Modell im Jahr etwa, sagt er. Außerdem braucht er fünf zusätzliche Arbeitskräfte. Doch meint auch, es sei dringend notwendig, die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie und Hotellerie zu verbessern. Birkhahn will mit dem Vier-Tage-Modell Personal binden und gut qualifizierte Leute anlocken. Bei seinen Mitarbeitern will er einen Motivationsschub erreichen. Denn die hätte durch die Kurzarbeit während der Lockdowns bei vielen deutlich nachgelassen. Er wisse, dass er sich mit der Einführung in der Branche nicht nur Freunde mache. Das hätten ihm erste Reaktionen von anderen Gastronomen schon gezeigt. Dennoch ist er davon überzeugt, dass es ein Weg ist, um den Personalmangel in der Gastronomie und im Hotelwesen zu bekämpfen.