Klimastiftung MV: Kein schnelles Aus in Sicht

Stand: 11.11.2022 19:05 Uhr

Die umstrittene Stiftung Klima- und Umweltschutz MV kann ihre Arbeit fortsetzen. Die rot-rote Landesregierung sieht vorerst keine Möglichkeit, den Stiftungschef, Ex-Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), und den Vorstand abzuberufen. Im Landtag sind die Grünen mit einem entsprechenden Vorstoß gescheitert.

Alles drehte sich mal wieder nur um ihn - aber die Hauptperson fehlte: Erwin Sellering sorgte auch in Abwesenheit für ordentlich Wirbel im Landtag. Der CDU-Abgeordnete Sebastian Ehlers meinte in der Debatte, man habe genug davon, dass der Rest Deutschlands über Mecklenburg-Vorpommern den Kopf schüttele. Die Stiftung müsse endlich abgewickelt werden.

Abwicklung war vereinbart

Bei CDU, Grünen und FDP schwindet die Geduld. Anfang März - kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine - beauftragte der Landtag die Landesregierung, die Stiftung abzuwickeln. Im Mai vereinbarten Land und Stiftung, dass eine Auflösung Ende September angestrebt wird. Passiert sei bisher nichts, im Gegenteil. Sellering könne einfach einseitig verkünden, dass er weitermache.

Weitere Informationen
Erwin Sellering auf einer Pressekonferenz © dpa Foto: Jens Büttner

Klimaschutzstiftung MV: Sellering droht Landtag mit Klagen

Klimastiftung und kein Ende: Vorstandschef Sellering verschärft den Ton und ermahnt die Landtagsfraktionen, bei der Wahrheit zu bleiben. mehr

Justizministerin sieht keinen Anlass

Allein, dass er sich beharrlich gegen die Beschlüsse des Landtags stelle und der Presse trotz Gerichtsurteilen Auskünfte verweigere, ist in den Augen der Grünen Grund für eine Abberufung. Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Die Linke) erteilte der Forderung eine Absage: "Aus unserer Sicht gibt es derzeit - ich betone ausdrücklich derzeit - keinen Anlass, die Mitglieder des Vorstandes der Stiftung abzuberufen." Das Recht zur Abberufung hat laut Satzung der Stiftung Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Gerichtsfest sei das aber einfach nicht möglich, so die Justizministerin.

Linke: "Abberufung nicht möglich"

Das sah auch die AfD-Fraktion so. Die Grünen versuchten eine politisch unliebsame Stiftung aufzulösen, aber rechtlich sei die für die Ewigkeit angelegt, so der Abgeordnete Horst Förster. Er wundere sich, dass er in der Debatte als Verteidiger von Sellering auftreten müsse. Der Ex-Ministerpräsident hatte aber auch in der Linken Fürsprecher. Sellering gehe nur den Weg des Rechtsstaates, wenn er sich gegen Urteile wehre, so der Linksabgeordnete Michael Noetzel. Eine Abberufung sei nicht möglich, dass wäre Rechtsbruch.

FDP: "Auflösung völlig offen"

Sein SPD-Kollege Philipp da Cunha mahnte zu Geduld. Wenn die Stiftungsfirma, die die russische Pipeline Nord Stream 2 zu Ende baute, abgewickelt ist, dann werde auch der Vorstand zurücktreten. Da Cunha meinte: "Ich gehe davon aus, dass diese Vereinbarung gilt und zügig umgesetzt wird". Was das heißt, blieb offen. FDP-Fraktionschef René Domke machte sich da keine Illusionen. Wann die Auflösung über die Bühne gehe, sei doch völlig offen, meinte er. Mit Sellering an der Spitze jedenfalls sei eine Auflösung nicht mehr hinzubekommen.

Die Landesregierung müsse jetzt ihren Job machen und die Stiftung auflösen, so Domke. "Und wenn Frau Schwesig nicht in der Lage ist, die Abberufung vorzunehmen, weil sie rechtliche Hinderungsgründe sieht, dann hat sie das zu vertreten." Der Linksabgeordnete Noetzel warb noch einmal für die Lage der Koalition. An die Adresse der Opposition sagte er: "Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Landesregierung oder wir als Fraktion, jede Gelegenheit nutzen würden, diese Stiftung aufzulösen."

Stiftung ist Negativsymbol

Vorerst kann die Stiftung weitermachen, sie geht in ihr drittes Jahr. Im Januar 2021 wurde sie per Landtagsbeschluss gegründet. Finanziert wurde sie mit 20 Millionen Euro aus russischen Gasgewinnen über den Gazprom-Konzern. Ihr Zweck war auch, über eine eigene Firma die russische Pipeline Nord Stream 2 zu Ende zu bauen. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gilt sie als Negativsymbol für das enge Verhältnis Mecklenburg-Vorpommerns zu Moskau. Ministerpräsidentin Schwesig setzte sich lange Zeit für die Stiftung ein. Nach Kriegsbeginn nannte sie Ende März das "aus heutiger Sicht" einen Fehler.

Weitere Informationen
Aus den Schornsteinen mehrere schneebedeckter Wohnhäuser steigt Dampf auf. © dpa/picture alliance Foto: Michael Reichel

Rot-Rot beerdigt angekündigte Hilfe für moderne Heizungen

Laut Landesregierung in MV soll das gerade gestartete Programm für Balkon-Solaranlagen reichen. mehr

Das Innenministerium in Schwerin durch die Zweige eines Baumes gesehen. © NDR

Verfassungsschutz-Sonderbeauftragter MV noch in diesem Jahr?

Das Innenministerium rechnet damit, dass der oder die Sonderbeauftragte für den Verfassungsschutz noch in diesem Jahr berufen wird. mehr

Montage einer Windenergieanlage von Nordex. © picture-alliance/ZB

Neue Stellen für Windkraft-Ausbau am Landtag vorbei?

Umweltminister Backhaus will den Ausbau der Windkraft per Gesetz beschleunigen. Die CDU wirft ihm eine Missachtung des Parlaments vor. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 11.11.2022 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Hansa Logo im Stadion.

Live ab 18:30 Uhr: FC St. Pauli - FC Hansa Rostock

Die Zweitliga-Partie FC St. Pauli - FC Hansa Rostock am 31. Spieltag ab 18.30 Uhr als Vollreportage hören. Audio-Stream

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr