Stand: 23.11.2015 | 11:48 Uhr
1 | 25 Unmittelbar vor dem Hamburger Hafen, zwischen dem Airbuswerk und Blankenese, hat der Fischer Walter Zeeck seine Fanggründe - seit 50 Jahren. Direkt neben der Fahrrinne, die für die erneute Elbvertiefung ausgebaggert werden soll.
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2 | 25 Im Netz landen neben Stint und Hering etwa auch Exemplare der sehr selten gewordenen Finte. Das Gebiet vor dem Hafen ist ihr Laichgebiet. Die Finte ist so selten, dass sie auf der "Roten Liste" als "gefährdete" Art eingestuft wird.
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3 | 25 Biologen sind schon jetzt besorgt wegen der Wellen, die die Containerschiffe auf der Elbe auslösen. Obwohl die Containerriesen nicht schnell fahren, müssen sie eine Mindestgeschwindigkeit einhalten, um nicht vom Kurs abzukommen.
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4 | 25 Die durch den Schiffsverkehr entstandenen Wellen nagen an vielen Stellen des Elbufers. Die Zerstörung durch den Wellenschlag und den gestiegenen Tidehub sind schon jetzt enorm.
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5 | 25 Im Naturschutzgebiet Schweenssand zeigt die Botanikerin Jacqueline Neubecker, wie der Kleiboden, auf dem das Schilf steht, vom steigenden Wasserpegel unterspült wird. Dabei fahren dort noch nicht einmal Containerschiffe vorbei.
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6 | 25 "Also ich beobachte das seit 15 Jahren. Die Erosion hat ganz stark zugenommen", sagt Jacqueline Neubecker. Die Biologin erfasst im Auftrag der Hamburger Umweltbehörde regelmäßig die Pflanzenbestände im Hamburger Elbgebiet.
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7 | 25 Eine Pflanze war im Gerichtsverfahren um die Folgen der Elbvertiefung für die Natur besonders wichtig: der Schierlings-Wasserfenchel. Er wächst weltweit nur an der Unterelbe. Und: Er braucht den Wechsel von Ebbe und Flut. Aus Sicht von Kritikern ist die Pflanze existenziell bedroht.
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8 | 25 Am niedersächsischen Ufer haben Biologen noch ganze sechs Exemplare registriert. Im schleswig-holsteinischen Bereich haben sie 2015 nur ein einziges gefunden. Dort, wo es wächst, steht es jedoch bei jeder Flut etwa einen Meter unter Wasser.
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9 | 25 Von höheren Pegeln der Flut sind aber auch Bodenbrüter betroffen, wie hier in der Haseldorfer Marsch.
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10 | 25 Der Vogelkundler Markus Risch hat im Auftrag der Hamburg Port Authority die am Boden und bodennah brütenden Vogelarten im Deichvorland kartiert. Diese Inventur, wie sie auch bei den Pflanzen gemacht wird, hatte das Bundesverwaltungsgericht angeordnet. Die Richter wollten wissen, welche Vögel unter Umständen von höher auflaufenden Fluten bedroht sind.
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11 | 25 Schilfrohrsänger, Wiesenpieper, Schafstelze und Bekassinen (hier im Bild) brüten in dem von Gräben durchzogenen Grünland.
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12 | 25 Im Schilfgürtel am Ufer brüten Rohrweihen. Die seltenen Vögel bauen ihr Nest natürlicherweise wassernah. Höhere Fluten können für die Brut also gefährlich werden.
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13 | 25 Das Hochwasser wird nur um zwei Zentimeter steigen, sagen die Planer der Elbvertiefung. Ob das für die Bodenbrüter eine Gefahr darstellt, hat auch das Gericht beschäftigt. "Es ist nicht unwahrscheinlich, dass bei höheren Wasserständen, die durch mehr Wasservolumen in der Elbe verursacht werden, die Gelege häufiger absaufen", meint Biologe Markus Risch.
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14 | 25 In dem sehr selten gewordenen ursprünglichen Tide-Lebensraum wirken die Gezeiten auf natürliche Weise. Der Mensch hat die Elbe schon seit Langem verändert - deshalb steigt die Flut schon jetzt immer höher und die Ebbe fällt immer niedriger.
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15 | 25 Seit etwa 100 Jahren steigt im Hamburger Raum der sogenannte Tidenhub, von einst zwei Metern auf mittlerweile über 3,60 Meter. Es strömt also immer mehr Wasser rein und raus. So wachsen die Strömungsenergie und die zerstörende Kraft des Wassers beständig. Die bisherigen Elbvertiefungen gelten als eine wesentliche Ursache dafür.
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16 | 25 Bei der nun geplanten Elbvertiefung soll die Strömungskraft von Ebbe und Flut gebremst werden. Und zwar durch Ablagerungsflächen in der Medemrinne und im Watt vom Neufelder Sand. Die Medemrinne soll mit etwa 12,5 Millionen Kubikmetern Baggerschlick aus der Elbe verfüllt werden.
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17 | 25 Die Medemrinne (großer Kreis) verläuft direkt vor dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Dort, vor dem Deich des Neufelderkoogs, leben zwei sehr seltene Seeschwalbenarten, geschützt durch ein Artenschutzprojekt (kleiner Kreis). Es wird vom Kieler Umweltministerium finanziert und hat eigentlich mit der Elbvertiefung nichts zu tun.
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18 | 25 Die Vogelkolonien waren bis 2015 im Gerichtsverfahren um die Elbvertiefung kein Thema. Doch das Bauwerk in der Medemrinne bedroht ihren Lebensraum, glauben Wissenschaftler. Das Bundesverwaltungsgericht zeigte in seinem Urteil 2017 allerdings keine Bedenken.
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19 | 25 Die Flussseeschwalben lebten früher überall an der Unterelbe. Mittlerweile finden sie nur noch hier die notwendigen Lebensbedingungen. Etwa 2.000 Paare brüten am Neufelderkoog. Damit handelt es sich um eine der bedeutendsten Kolonien in Europa und die größte in Deutschland.
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20 | 25 Die Lachseeschwalben sind in Deutschland schon so gut wie ausgestorben. Ganze 36 Paare brüten in dem Vogelschutzgebiet - das ist fast der gesamte Bestand Europas.
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21 | 25 Der Schutzaufwand sei notwendig, damit die Vogelart überlebe, sagt der Vogelkundler Markus Risch, der das Artenschutzprojekt leitet.
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22 | 25 Im Prielsystem des Watts nördlich der Medemrinne jagen die Flussseeschwalben nach Fischen. Die Vögel brauchen das Flachwasser der Priele zum Jagen, weil sie nicht tief eintauchen können. Die 36 vom Aussterben bedrohten Lachseeschwalbenpaare sind vom Schutz der größeren Kolonie abhängig.
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23 | 25 Die Priele vor dem Neufelderkoog transportieren junge Stinte, die stromauf geboren wurden, direkt vor die Vogelkolonie. Der Ornithologe und Ökologe Veit Hennig erforscht mit seinen Studenten das Nahrungsgebiet der Flussseeschwalben.
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24 | 25 Die ganze Kolonie lebe zu 99,9 Prozent ausschließlich vom Stint, erklärt Veit Hennig. Dieser Fisch sei damit eine Schlüsselart, die ein ganzes Ökosystem bestimme. Der Ökologe befürchtet, dass die Prielarme, durch die die Fische vor die Vogelkolonie bringen, versanden könnten, wenn die Medemrinne verschlossen wird.
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25 | 25 "Erst mal bin ich entsetzt, dass bei diesen sehr, sehr teuren Planungen eine so banale Tatsache nicht untersucht worden ist", sagt Veit Hennig. "Die Befürchtung ist, dass die Ernährung der Vögel so stark erschwert wird, dass die Flussseeschwalbenkolonie in dieser Form, in dieser positiven Existenz, nicht mehr so weiter existieren kann."
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