Wie aussagekräftig ist die Hospitalisierungsrate für Hamburg?
Bei der Übermittlung der Auslastung der Krankenhäuser ist Hamburg stark im Verzug. Aufgrund unvollständiger Daten ist die Hospitalisierungsrate als Maßstab für politische Entscheidungen daher fragwürdig.
Die Hospitalisierungsrate ist eine weitere Corona-Kennzahl. Das haben die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten entschieden. Aber was bedeutet sie eigentlich?
Die Hospitalisierungsrate sagt aus, wie viele Menschen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten - stationär und intensiv. Verlegte Patientinnen und Patienten aus anderen Bundesländern werden nicht eingerechnet.
Hamburg meldet mit großer Verzögerung
Doch wie praxistauglich ist dieser Wert? Schaut man nur auf die Zahlen, die das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht, sieht es für Hamburg oberflächlich betrachtet gut aus. Anders allerdings ist die Lage einzuschätzen, sobald man die Datengrundlage in den Blick nimmt. Denn Hamburg meldet die Daten deutlich langsamer als andere Bundesländer an das RKI weiter: Zurzeit braucht es mehrere Wochen, bis 90 Prozent der Hamburger Krankenhaus-Einweisungen beim RKI angekommen sind.
Tatsächliche Auslastung der Krankenhäuser in Hamburg deutlich höher
Die tagesaktuelle Hamburger Hospitalisierungsrate bildet deshalb nur einen Bruchteil der Menschen ab, die aktuell in Hamburger Krankenhäusern wegen einer Corona-Infektion versorgt werden. Das zeigt auch eine geschätzte Hospitalisierungsrate für die Hansestadt, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berechnen. Das Verfahren bezieht die Nachmeldungen mit ein und zeigt: In Hamburg liegen die realen aktuellen Zahlen auf jeden Fall höher als der offizielle RKI-Wert.
Unvollständiger Datensatz bei Hospitalisierungen
Expertinnen und Experten sagen daher, dass die Hospitalisierungsrate für Hamburg nicht sehr aussagekräftig ist. Auch als alleiniges Maß für politische Entscheidungen ist sie fragwürdig. Denn der Datensatz ist unvollständig.
7-Tage-Inzidenz der Neuinfizierten weiterhin wichtig
Gemeinsam mit der Hospitalisierungsrate lässt daher weiterhin die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfizierten Aussagen über das aktuelle Infektionsgeschehen zu. Aktuell ist klar: Die Auslastung der Intensivstationen nimmt zu, die Zahl der schweren Verläufe steigt. Bei allen Corona-Werten zählt: Der Trend ist entscheidend.
Anmerkung der Redaktion: In einer vorangegangenen Fassung des Videos und Online-Textes hieß es: „Die Hospitalisierungsrate gibt Auskunft über die Belastung in den Krankenhäusern.“ Richtig ist: Die Hospitalisierungsrate zeigt an, wie viele Corona-Erkrankte in einer Woche neu in Kliniken aufgenommen werden und zwar auf jeweils 100.000 Einwohner gerechnet. Deshalb haben wir den zuerst genannten Satz entfernt.
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