Pepper snackt Platt: In einer Steinzeithöhle sind flächendeckend binäre Zahlen aufgemalt. © NDR Foto: Prompter Lornz Lorenzen

Pepper - en Roboter erobert Norddüütschland (15) Skrupel

Stand: 11.12.2023 06:00 Uhr

Über KI/AI betriebene Bild und Text-Generatoren zu reden ist eine Sache. Eine andere ist es, sie dann selbst anzuwenden. Wie fühlt es sich als Autor an, sich durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzen oder entlasten zu lassen?

von Lornz Lorenzen

"Dat weer Hilligabend un de Wiehnachtsmann harr een groot Problem. He harr sik dat Been broken, as he över een Schornsteen utrutscht weer." So fung mien Blog verleden Wuch an un ik dach bi mi, dor hett de KI doch en richtig goode Idee hat, üm dorna denn unsen plattdüütschen Roboter Pepper as Wiehnachts-Redder in 't Spill to bringen. Man, wenn man mal een Schritt torüch geiht üm sik dat ganze Bild antokieken: Gahn wi, gah ik as Blogautor so, as in de letzte Utgaav No.14 kritisch noog mit de niegen Technologien um? Is dat överhaupt okay un laten de KI so ümfatend för sik arbeiden?

Skrupel un Glücksgeföhle, beides to glieke Tied

Nüms in de Redaktschoon hett mi bremst un de Geist vun de KI is so un so ut de Buddel. Dat de sik nich wedder infangen lett, is je en gängiget Narrativ un legitimeert blangenbi ok den Insatz vun Atombomben. Man, nochmal, woans föhlte sik dat egens an, de digitalen Hunnen vun de Lien to laten un op Jagd na kreative Ideen to schicken? - Richtig goot, mutt ik seggen. As harr een en Gespann vun Daniel Düsentriebs Helferlein an'n Start. De eene höörte op den Naam KI-Autor un dache sik de Geschicht na mien Vörgaav ut: "Schreibe eine Weihnachtsgeschichte in plattdeutscher Sprache in der Roboter Pepper dem Weihnachtsmann hilft". De Tweete KI nöömt sik KI-Översetter un bröch de Geschicht in't Hochdüütsche. To glieke Tied sette de Drüdde KI de Geschicht in Billers üm. Ik müss an Andy Warhol denken un sien Factory, wo en Barg unsichtbare flietige Hölpers sien Kunst-Warken, mehrstendeels Siebdrucke, reproduzeerten. Un de Autor, de nu "Prompter" nöömt warrt, freut sik över mehr friee Tiet, de he an't Plietschphone verdaddeln kann.

Mehr Tied to verdaddeln

Op de annere Siet is hier Arbeit doon worrn, de bet to vun Menschen verricht warrn is. Översetter*Innen, Fotograf*innen, Illustrator*innen warrn sodennig nich mehr bruukt, wat sik na Amputation anföhlt un man stellt sik de Fraag: "Wannehr bin ik an de Reeg?" Un dordörch, dat keen wirklichen Dialoge twüschen kreative Menschen mehr stattfinnen doon, kriggt dat ganze Projekt wat egomanisches. Bavento will een Gedanke eenfach noch immer nich in mien Kopp. Ik harr mi mit denn eersten Taschenrekner vun Texas Instruments dormals in de School so doran wennt, dat Computer better reknen köönt, dat ik gor nich op de Idee keem, dat se villicht noch wat anneres tostann bringen kunnen. Ik harr Alan Turings "Universalmaschin" (den Computer) ünnerschätzt un de minschlich Kreativität överschätzt. Un dat deit ok weh.

Technikkritik ok al in´t ole Grekenland

Pepper snackt Platt: Ein Schimpanse hockt vor einem Laptop. © NDR Foto: Prompter Lornz Lorenzen
"Schimpanse, Outdoor, Nacht, Laptop, Höhle" waren diesmal die Begriffe, die bei Adobe-Firefly2 eingegeben wurden.

Man, dat Geföhl gegenöver vun niege Technologien Grund to verleeren is nich nieg. All de Athener hebbt sik dor Gedanken to makt. So kunnen de olen Peripatetiker dat gor nich verknusen, dat dor Lüüd anfungen un schrieven ehre philosophischen Gedanken op. Dor geev dat bannig Ressentiments, as dat bi Platon överleevert is, gegenöver vun dat Schriftmedium: " ... diese Erfindung wird den Seelen der Lernenden viel mehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung des Gedächtnisses, weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittelst fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden." Platon: Phaidros, Sämtliche Werke Bd. 4, Rowohlts Klassiker 1966, S. 5.

Hüüt, mehr as 2000 Johr loter, hebbt wi dat mit Böker to doon, de sik vun sülven schrieven. Wat uns verwunnert und bang makt, warrt för "Digital (KI)natives" wiss bald Normalität ween. Un de Fraag: "Wokeen hett düt oder dat nu schreven?" hett sik denn ok överleevt. Wiel dat Autor*innen-Schap in 'n klassischen Sinn, as de Ölleren dat kennt, nich mehr gifft.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 11.12.2023 | 20:00 Uhr

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