Rammstein mit Studioalbum "Zeit" erneut an Spitze der Charts
Seit dem Erscheinen des achten Studioalbums "Zeit" touren Rammstein durch Europa. Nach Auftritten in Hamburg führt das Album erneut in den offiziellen Deutschen Album-Charts.
Spitzenpositionen in den Charts, Stadiontouren, die in Sekunden ausverkauft sind, und Marketingstrategien wie ein Mitternachtsverkauf für eingefleischte Fans - von denen es sehr viele gibt: Rammstein ist die international erfolgreichste deutsche Band. Das neue Album wurde binnen einer Woche 160.000 Mal verkauft, wie GfK Entertainment mitteilte. Nun steht "Zeit" zum viertel Mal seit seinem Erscheinen an der Spitze der deutschen Album-Charts - noch vor der südkoreanischen Boyband BTS.
Rammstein: Mit "Zeit" in den Charts und auf Tour durch Europa
Dies sei der stärkste Start aller deutschen Musikerinnen und Musiker und aller internationalen Rock-Acts in den deutschen Charts seit dem Rammstein-Vorgänger vor drei Jahren, erläuterte ein Sprecher.
Rammstein steht für das Martialische, Subversive, für Bässe und Düsternis
Die Musik der deutschen Band zielt in die Eingeweide, sie steht für Düsternis. Rammstein kann man hassen. Tun ja viele. Das Bombastische, das Martialische. Aber vielen ging es in den späten 90ern so: diese Bässe, diese Düsternis! Die Bühnenshow mit Feuerorgien. Dieses irgendwie Subversive, Zweideutige, auch Ekelige. Rammstein zielte direkt in die Eingeweide. Das war anders, neu. Neu ist das nun nicht mehr. Rammstein macht seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert immer das gleiche. Also wirklich. Immer das Gleiche! Nur mit thematischen Variationen. Auch auf dem neuen Album - wenig Überraschendes.
Album "Zeit": Ewig stampfender Rhythmus, ein Griff in die Pathoskiste
Genau den gleichen stampfenden Rhythmus, die doppelten Riffs, das rollende R wie Riefenstahl: Da ist kaum musikalische Weiterentwicklung, man zitiert sich selbst. Auch sprachlich. Es gibt so ein Repertoire an Wörtern wie Fleisch, Nacht, Zeit, Körper, Dunkelheit. Ein schneller Griff in die Pathoskiste.
Kalkulierte Tabubrüche: Songs wie "O.K." und "Dicke Titten"
Und natürlich der kalkulierte Tabubruch: Die Bandmitglieder traten schon als Kannibalen, Hardcore-Pornostars und KZ-Häftlinge in den Videos auf. Diesmal übernehmen das Songs wie "O.K." - das steht für "Ohne Kondom" -, "Dicke Titten" oder es wird gefragt: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" Ernsthaft jetzt?
Selbst wenn man es mit gutem Willen als Statement gegen Fremdenhass werten möchte: Es ist einfach zu plump und wenig raffiniert. Da wünschte man sich mehr von dem Witz, den die in Ostdeutschland sozialisierte Band auch kann. Von dem Anarchischen, das Keyboarder Flake in seiner absolut lesenswerten Autobiografie so großartig beschreibt - und das auf dem neuen Album mit einer "Muss i denn zum Städele"-Variation zumindest durchschimmert.
Rammstein unterstützt die Ukraine und will in Kiew auftreten
Zum Ukraine-Krieg hat sich Rammstein übrigens klar positioniert: Die Band, die eine Riesenfangemeinde in Russland hat, hat die geplanten Konzerte dort abgesagt - in Kiew will sie weiterhin auftreten. Sänger Till Lindemann versteigert nun schon zum zweiten Mal ein eigenes Kunstwerk, um mit dem Erlös Menschen aus der Ukraine zu unterstützen.
Song "Zeit": Eines der besten Lieder der Band
Erstaunlich gut wird Rammstein immer in den leisen Momenten - so paradox das klingen mag bei einer brachialen Provokationsmaschine wie Rammstein. Im titelgebenden Lied "Zeit" greifen Wumms und betörende Melodien hervorragend ineinander, und Sänger Till Lindemann, Sohn des bekannten DDR-Kinderbuchautors Werner Lindemann und selbst Autor von Gedichtbänden, zeigt, dass er das kann: mit Worten berühren.
Eines der besten Lieder der Band in den letzten 25 Jahren. Und auch das Album: Die Band fährt wie in einem nostalgischen Rückblick nochmal alles auf, was sie ausmacht. Passend zu den Gerüchten, dass dieses achte auch das letzte Album sein könnte. Rammstein-Fans werden dieses Album lieben. Der Rest nicht.