Pop, Soul und eine Prise Jazz: Phil Siemers auf Tour

Stand: 29.04.2023 12:57 Uhr

Bei dem Hamburger Phil Siemers scheint sich die Fachwelt ausnahmsweise einig zu sein: Wer so gute Songs in deutscher Sprache schreiben und derart gefühlvoll singen kann, wird seinen Weg gehen. Doch in den vergangenen Jahren gab es Hürden. Am Freitag hat er im Rahmen seiner "Marleen"-Tour im Hamburger Mojo Club gespielt.

Er ist Ende 20, ausgesprochen sympathisch und hat eine große Zukunft als Singer-Songwriter vor sich: Phil Siemers. Zwei Jahre lang war er, wie so viele andere, durch die Pandemie ausgebremst. Jetzt startet er durch und kann endlich mit seinem neuen, stilistisch abwechslungsreichen Album "Marleen" auf Deutschland-Tour gehen.

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Phil Siemers steht mit seiner Gitarre auf der Bühne und singt in ein Mikrofon, hinter ihm zwei Mitglieder seiner Band. © NDR Foto: Wolfgang Dinter

Phil Siemers im Hamburger Mojo Club: Der hat noch was vor!

Auf seiner Tour zum zweiten Album "Marleen" hat der Hamburger Sänger am Freitag seine Fans in dem Kiez-Club begeistert. mehr

"Gegenwind treibt mich voran" heißt es in einem Deiner Songs. Auch Du hast Dich von widrigen Umständen nicht unterkriegen lassen. Wegen der Pandemie hast Du ziemlich lange auf Deinen Auftritt, zum Beispiel im Mojo Club, warten müssen.

Phil Siemers: Allerdings. Das Konzert war eigentlich schon für Herbst 2020 geplant, direkt nach meinem Debütalbum. Da sollten wir zum ersten Mal im Mojo spielen, das ist uns bis heute nicht vergönnt gewesen. Aber am 28. April ist es so weit.

Die Tournee, die vor zwei Jahren abgesagt werden musste, hat lange warten müssen. Stattdessen hast Du, wie viele andere, aus dem Wohnzimmer gestreamt. Jetzt ist es so weit, das neue Album "Marleen" ist draußen. Stilistisch ist es eine sehr abwechslungsreiche Platte. Die "Marleen-Tour" führt nach Köln, Stuttgart, München, Darmstadt, Berlin, Hamburg, zum Jazzfest Gronau, nach Bielefeld, Brilon, Leipzig, Freiburg und nach Nürnberg. Wie bereitest Du Dich auf die Tour vor?

Siemers: Ich bin langsam ein bisschen aufgeregt, weil jetzt endlich mal passiert, dass wir wirklich mal auf eine richtige Tour gehen. Ich organisiere seit ein paar Wochen und jetzt steht alles: Wir wissen, wo wir schlafen, die Band kann, der Support-Act ist klar, wir haben Hotels gebucht und ich habe die Booking-Firma "Neuland Concerts".

Ein junger Mann schaut nach vorne in die Kamera. © Andreas Hornoff Foto: Andreas Hornoff
AUDIO: Pop, Soul und eine Prise Jazz: Phil Siemers auf Tour (54 Min)

Also Ihr schlaft nicht nur im Tourbus?

Siemers: Nightliner-mäßig ist es noch nicht, sondern wir fahren mit einem Kleinbus und schlafen dann in Hotels. Aber das ist alles organisiert und es läuft alles. Seit ein paar Wochen habe ich mir Gedanken über die Setlist gemacht und mir ein paar Merch-Geschichten ausgedacht. Da sind jetzt noch ein paar Sachen, die man sich noch ausdenken darf und auch muss. Es macht aber total viel Spaß. Und ich bin schon ganz gut davor, würde ich sagen.

Du bist studierter Stadtplaner, aber Du bist Musiker geworden, weil Du als Stadtplaner, vermute ich mal, nur Clubs und Konzerthallen gebaut hättest. Oder wie sieht das aus?

Siemers: Das wäre eigentlich eine schöne Erklärung. Aber nein, ich habe das tatsächlich studiert und auch den Bachelor hier in Hamburg zu Ende gemacht und habe schon während des Studiums die ganze Zeit versucht, mein Musik-Ding nach vorne zu bringen. Das hat dann auch ab dem dritten Semester total gut funktioniert. Dann war klar, ich werde danach wahrscheinlich erst mal alles auf die Musikkarte setzen. So kam es dann auch.

Deswegen bist Du auch hier. Von Musik alleine zu leben, ist in den letzten Jahren nicht unbedingt einfacher geworden. Mit CDs und Konzerten seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, das war mal. Vom Bezahlsystem der Streamingdienste profitieren heute vor allem die etablierten Superstars. Die Plattformen kassieren einen Großteil selbst. Müssen sich Newcomer vor allem eine gesunde Fanbase aufbauen oder extrem flexibel sein? Wie sieht das bei Dir aus?

Siemers: In meinem Fall ist es so, dass ich viel auf die Live-Karte setze, sodass wir so viel spielen, wie wir können und das vor allem live machen, was wir machen. Dann müssen wir nur hoffen, dass wir für jedes Mal ein paar mehr Menschen einsammeln. Aber natürlich bin ich mit meiner Musik auf allen Streaming-Plattformen verfügbar. Außerdem bin ich auch auf Social-Media aktiv, zumindest übe ich mich darin. Das betrachte ich auch eher als Chance. Ich habe diese Jahre, wo es mal ganz anders war, gar nicht mitgenommen.

Da habe ich noch gar nicht angefangen, Musik zu veröffentlichen. Eigentlich kann ich mich jetzt nicht wirklich beschweren, sondern ich sollte eher den Fokus darauf legen, dass es Chancen sind, diese Kanäle bespielen zu können und da auch Leute zu erreichen. Das ist nicht einfach, weil ganz viele Menschen gleichzeitig versuchen, auf den Plattformen Leute zu erreichen und dort auch sehr viel Musik veröffentlicht wird. Eigentlich kann man es auch als eine dankbare Zeit und Ära sehen.

Das Gespräch führte Philipp Cavert.

 

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