Norddeutsche Philharmonie Rostock feiert 125. Geburtstag
Die Norddeutsche Philharmonie Rostock feiert Geburtstag: Heute vor 125 Jahren fand das Gründungskonzert des "Stadt- und Theaterorchesters" statt. Auch heute ist das Orchester noch regelmäßig in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs.
125 Jahre wären geschafft, freut sich Chefdirigent Marcus Bosch, und das erste Jubiläumskonzert am 11. September ebenfalls. Mecklenburg-Vorpommerns Kulturministerin Bettina Martin war dabei: "Sie sind ein kultureller Leuchtturm, weil Ihr Licht auch weit über die Grenzen Rostocks hinaus scheint." Auch Theaterintendant Ralph Reichel gratuliert dem Orchester zum Geburtstag: "Ich hoffe, dass wir, wenn wir 2028 dann in das neue Haus einziehen..." und wird von Gelächter im Saal unterbrochen, weil schon seit Jahrzehnten in Rostock über den Neubau des Volkstheaters diskutiert wird.
Neubau des Volkstheaters wird neues Wahrzeichen für Rostock
Das alte Theater, in dem Musikdirektor Heinrich Schulz 1897 sein Debüt gegeben hatte, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seitdem behilft man sich mit Provisorien, erzählt Marcus Bosch: "Viele Hürden sind genommen: Der Architektenwettbewerb ist gewonnen, es gibt eine Entwurfsplanung. Das ist ein superschöner und toller Entwurf, der wirklich ein Wahrzeichen sein wird für Rostock." Und dann würden seine Orchestermusiker endlich in einer angemessenen Umgebung arbeiten und spielen können, hofft GMD Marcus Bosch - auch ohne Angst vor weiteren Stellenstreichungen. Denn die Norddeutsche Philharmonie hat nicht nur in Sachen Spielstätte bewegte Zeiten hinter sich, erklärt Hans-Michael Westphal: "Das ging mit dem Mauerfall sofort zur Sache - wie wahrscheinlich überall in den Neuen Bundesländern."
Der Solofagottist ist seit 1985 Mitglied, war über zwanzig Jahre lang Orchestervorstand und amtiert derzeit als Orchesterdirektor. "Wir haben auch tüchtig Angst gehabt - das gebe ich ganz ehrlich zu. Wir sind von 90 Musikern auf 60 abgespeckt", erzählt er. "Jetzt beginnt die Phase der Verjüngung. Es werden in den nächsten Jahren ganz viele Kollegen in Rente gehen und neu besetzt werden. Die Zwischenzeit, die letzten 15 Jahre, hat es ein bisschen stagniert. Aber wir haben konsequent unseren Konzertbereich, der immerhin 70 Konzerte im Jahr umfasst, mit über 30 Programmen ausbauen können und haben einige neue Konzertreihen eröffnet wie die "Klassik light"-Reihe, das große Zoo-Konzert oder Konzerte für Teens. Wir haben aber auch immer ein bisschen kämpfen müssen: Haustarifverträge, Nichtbesetzung von Stellen, Gerichtsverfahren - es war nicht einfach."
Jubiläumskonzert am 30. Oktober auf NDR Kultur
Aber die Mühe hat sich gelohnt, meint Westphal: "Manche Dirigenten haben zu mir gesagt: Wenn sie in die Taxe steigen am Bahnhof und den Taxifahrer nach dem Theater oder nach dem Orchester fragen, dann kennt das jeder." Und das Rostocker Publikum dankt es seiner Philharmonie mit großer Treue: "Einen Teil dieser ganzen Zeit des Orchesters haben wir schon miterlebt, aber wir haben uns auch bemüht, kein Konzert auszulassen" und "Es ist ein fantastischer Klangkörper, den wir da in Rostock haben, und ich bin unendlich dankbar, dass wir das hören können."
"Da ist man immer wieder baff, was hier geleistet wird", schwärmt die Münchner Sopranistin Susanne Bernhard. Sie hat im Jubiläumskonzert Lieder von Richard Strauss gesungen: "Ich glaube, es gibt nichts Wichtigeres in der heutigen Zeit, als das zu unterstützen und weiter zu betreiben. Und die Qualität ist unglaublich hoch." NDR Kultur hat das Jubiläumsprogramm am 11. und 12. September aufgezeichnet: die Frühlings-Ouvertüre von Karl Goldmark, verschiedene Orchesterlieder und das "Heldenleben" von Richard Strauss - zu hören im Sonntagskonzert am 30. Oktober.