Der venezolanische Musiker Daniel Arias mit Cello - im Hintergrund ein schwarzer Flügel © NDR Foto: Anina Pommerenke

Die schwierige Suche nach dem passenden Instrument für Musiker

Stand: 11.04.2022 12:53 Uhr

Zu Beginn der Karriere ist es eine Herausforderung, ein gutes, geeignetes Instrument zu finden. Doch es gibt auch immer mehr Branchenkenner, die Musikerinnen und Musiker mit passenden Instrumenten zusammenbringen.

von Anina Pommerenke

Ein hochwertiges Instrument ist für Profi-Musikerinnen und -Musiker ein unverzichtbares Arbeitsgerät. Das Problem: Gerade die guten, historischen Streichinstrumente kosten oft ein paar hundertausend Euro. Das können sich Berufsmusikerinnen und -musiker in den allermeisten Fällen selbst nicht leisten. Doch es gibt auch Branchenkenner, die versuchen, Musikerinnen und Musiker mit passenden Instrumenten und mit Sponsoren zusammenzubringen.

Venezolanischer Cellist Daniel Arias hat Leihinstrument

Der venezolanische Musiker Daniel Arias mit Cello - im Hintergrund ein schwarzer Flügel © NDR Foto: Anina Pommerenke
"Mein Cello ist mein Leben", sagt der 30-jährige Daniel Arias. Er muss sein aktuelles Instrument Anfang Juli zurückgeben - eine Leihgabe der Stiftung der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Es war eine Schocknachricht für Daniel Arias. Aufgrund der wirtschaftlichen Krise in seinem Heimatland musste der 30 Jahre alte Venezolaner sein Cello abgeben, das er lange Zeit dank eines staatlichen Stipendiums spielen konnte. Auch sein aktuelles Instrument - eine Leihgabe der Stiftung der Hochschule für Musik und Theater Hamburg - muss er Anfang Juli zurückgegeben.

Doch gerade zum Ende seines Studiums stehen wichtige Probespiele an: "Das ist nicht einfach, das ist alles für mich, mein Cello ist mein Leben. Ich habe keine Möglichkeit, ein Cello zu kaufen. Ich bin auch der Sponsor von meiner Familie in Venezuela." Er habe im Moment keine Stelle im Orchester, sagt der Musiker. "Um so eine Stelle zu kriegen, versuche ich ein gutes Cello zu haben. Das ist alles nicht so einfach."

Sein Traum-Cello hat er schon gefunden. Länger als fünf Jahre lang hat er danach gesucht. Gerade in der Corona-Pandemie war es nicht immer einfach, zu reisen, um neue Celli auszuprobieren. Und er hat auch ganz genaue Vorstellungen: "Ein neues Cello ist nicht so groß vom Klang und nicht so klar, wie ein alter Italiener. Ich habe schon einen Ton und einen Klang im Kopf." Er wisse, welchen Klang er wolle, der zu seiner Persönlichkeit passe, "zu meiner Personalität im Cello-Leben. Ich suche einen großen Klang und ganz klar und sauber."

Sponsor gesucht: Cello kostet 900.000 Euro

900.000 Euro kostet das Instrument, für das Daniel Arias aktuell einen Sponsor sucht. Er hat schon zahlreiche Briefe geschrieben - noch ist er nicht fündig geworden. Für Sponsoren geht es oft um die Wertanlage. Wie viele hochwertige historische Streichinstrumente, die meistens aus Italien und Frankreich stammen, genau im Umlauf sind, ist laut Branchenkenner Josef Kröner schwer zu beziffern. Schließlich sei bei so hohen Werten eher Diskretion angesagt. Die Nachfrage aber steige: "Der potenzielle Markt für gute Spieler hat sich deutlich erweitert. Da sind zigtausende dazu gekommen, die es vorher noch nicht gegeben hat. Es ist noch nicht so, dass in China eine wahnsinnig große Anzahl mit antiken Instrumenten spielt. Aber die Zukunftsperspektive ist eher so, dass man es dann in Zukunft spüren wird", so Kröner.

Er ist Direktor bei J&A Beare Europe - der deutschen Vertretung des Londoner Handelshauses mit Sitz im niedersächsischen Hoyerhagen. Das Unternehmen hat weltweit eine führende Rolle beim Handel mit Streichinstrumenten inne. Um Profi-Musikerinnen und Musiker zu unterstützen, hat es selbst 2011 eine Society gegründet. "Die Aufgabe der Society war es von Gründung an, Investoren, Philantrophen zu gewinnen, die das Instrument, das sie erwerben, dann nicht daheim im Tresor liegen lassen." Sie sollten stattdessen gewillt sein, das dann an Leute zum Spielen zu verleihen.

Gesellschaft aus Hoyerhagen in Niedersachsen handelt mit Streichinstrumenten

Die Gesellschaft kümmert sich auch um die Wartung und Versicherung der Instrumente. Eine neue deutsche Plattform namens "Maezena" versucht ebenfalls, genau dort anzusetzen. Laut Gründer Christian Reister sei das ein bislang einzigartiges Modell. Er weiß, wie schwierig es ist, Profis und Mäzene - und dann auch noch ein passendes Instrument zusammenzubringen. "Es wurde mir einmal gesagt, dass unsere Arbeit etwas von einer Partnervermittlung hat. Wenn der Mäzen und der Musiker oder die Musikerin sich kennen lernen, ob das dann etwas ist, was auf Dauer angelegt ist. Ob man sich soweit sympathisch ist, dass man dann diese Art Partnerschaft auch im Leihverhältnis eingehen möchte."

Schließlich soll die Verbindung möglichst lang halten - damit alle Seiten davon profitieren: Nicht zuletzt auch das Publikum im Konzertsaal. Auch Daniel Arias hofft nun, so eine passende Partnerschaft zu finden.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 11.04.2022 | 15:22 Uhr

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