Die Toten Hosen in Argentinien: "Freundschaft am Ende der Welt"
In Argentinien werden die Toten Hosen ekstatisch gefeiert. Jedes Mal, wenn sie dort auftreten, sind die Straßen schon Tage vorher voller Fans. Vergangenes Wochenende haben die Toten Hosen wieder in Buenos Aires gespielt.
Die Jahre ziehen ins Land - doch beim traditionellen Hoseneros-Fan-Treffen vor der Strummer-Bar in Buenos Aires geht die Party erst los. Freibier bis zum bitteren Ende, Oberarm-Tattoos mit Skelettadler, Fortuna Düsseldorf und Argentinientrikots. Ein Vorglühen für ein ganz besonderes Wiedersehen. "Chaos, Party, Jugend, die Toten Hosen, das ist einfach total verrückt. Sie haben uns nie im Stich gelassen, auch in wirtschaftlich harten Zeiten nicht", sagt Tote-Hosen-Fan Nicolas. "In der Krise 2001 - als keine internationale Band mehr nach Argentinien kam - waren sie trotzdem da, auch wenn sie dafür nur einen Hotdog und eine Cola bekommen haben."
Im Obras-Stadion gibt es kein Halten mehr. Es ist schön, nach Hause zu kommen, ruft Campino auf Spanisch von der Bühne. Fast 6.000 argentinische Fans grölen die Songs auf Deutsch mit - mehr oder weniger textsicher.
Erstes Konzert in Argentinien 1992 in Rio de la Plata
1992 kamen die deutschen Punkrocker zum ersten Mal an den Rio de la Plata. "Das war kurz nach dem Zusammenbruch der faschistischen Diktatur. Die Leute wurden noch aufgefordert, ihre Ausweise immer in der Tasche zu haben, sonst konnte man auf der Straße festgenommen werden" , erinnert sich Campino. Speziel Punks hätten es sehr schwer gehabt. "Ich erinnere mich an ein Konzert in La Rossa, wo das ganze Stadtviertel abgeriegelt wurde", sagt der Sänger. "Die Polizei kam mit Wasser an und es gab weit über 50 Festnahmen."
Der Durchbruch für die Toten Hosen kam, als sie Vorband beim letzten Südamerika-Auftritt der Ramones spielten. Diese übergaben den Punkrockern aus Düsseldorf das Zepter. Mittlerweile trägt Campino ein Tattoo der Tangolegende Carlos Gardel auf dem Arm. Darunter steht der Gardel-Songtitel "Mi Buenos Aires Querido" - mein geliebtes Buenos Aires.
Hosen-Fans unterstützten sich in der Pandemie
In guten wie in harten Zeiten: Die deutsch-argentinische Freundschaft währt auch, wenn die Band mal nicht vorbeikommen kann. "Das ist ein Kapitel, das kriegst du von den Toten Hosen nicht mehr weg", sagt Campino. "Eine Freundschaft am anderen Ende der Welt, die von beiden Seiten getragen wird."
Während der Pandemie verloren viele argentinische Fans ihren Job, wussten nicht mehr wie sie Miete oder Essen bezahlen sollten. Deutsche Fans von den Toten Hosen richteten einen Hilfsfond ein. Die Clubgründerin Gabriela Noguerol gab dafür Online-Spanisch-Unterricht. "Mein Mann und ich sind Straßenverkäufer, wir haben keinen festen Job", sagt sie. "Aber jetzt habe ich drei Sprachkursen und meine Schüler sind zum ersten Mal hier." Unter ihnen Nicole Bayerisch aus Frankfurt. "Wenn du einmal mit einem Argentinier befreundet ist, das ist eine lebenslange Freundschaft, obwohl du am anderen Ende der Welt wohnst", sagt sie. "Das ist wie eine Familie einfach. Es ist eine riesengroße Familie." Auch wenn es wohl eine der letzten Tourneen der deutschen Punkrocker nach Buenos Aires ist - die Bande bleiben auch unabhängig davon bestehen.