Neue Nolde-Ausstellung in Seebüll: Fantasie kennt keine Grenzen

Stand: 27.02.2024 17:50 Uhr

Leuchtende Blumenbilder und üppige Landschaften: Das fällt vielen als erstes zu Emil Nolde ein. Die neue Ausstellung "Phantasien" im Nolde Museum im nordfriesischen Seebüll (Neukirchen) zeigt den Maler von einer weniger bekannten Seite. Am Freitag wird sie eröffnet.

Astrid Becker und Christian Ring stehen vor einem Gemälde von Emil Nolde im Nolde Museum in Seebüll. © NDR.de / Andreas Rackow Foto: Andreas Rackow
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von Andreas Rackow

121 traum- und sagenhafte Bilder hat das Team der Nolde Stiftung für die 68. Jahresausstellung ausgewählt. Mittendrin die grobschlächtigen "Bergriesen" - vier irgendwie heitere Wesen mit einem dunklen Krug in der Mitte. Es ist das erste überhaupt von Emil Nolde gemalte Ölgemälde. Da war er 28. Doch Nolde hatte schon als Kind viel Fantasie, erzählt Christian Ring, der Direktor der Nolde Stiftung: "Wenn er bei seinen Eltern im Kuhstall gewesen ist, sah er in dem herabfallenden Kalk an den Wänden Gesichter und Gestalten. Das hat er sich beibehalten und sich immer wieder getraut, Fantasien auf Leinwand und Papier zu bringen. Dazu gehört sicher auch ein großes Stück Mut - im Normalfall werden die Bilder ja von vielen gesehen. Er lässt uns als Betrachter extrem tief in sein Seelenleben eintauchen. Das ist bei Nolde das Großartige, dass er das zugelassen hat."

Der richtige Zeitpunkt für selten gezeigte Nolde-Gemälde

Das Ölgemälde "Heilige drei Könige" zeigt drei skurrile und düster wirkende Typen. Auch andere Bilder werden zum ersten Mal überhaupt in der Seebüller Nolde-Ausstellung gezeigt. "Das hängt an den Direktoren: Es gibt gewisse Lieblingsbilder - davon mache ich mich auch nicht frei. Manche Bilder brauchen einfach ihre Zeit, bis man ihre Bedeutung für das Heute entdeckt", sagt Ring. "Die 'Nachttiere' oder das 'Seltsame Liebespaar', die wir das erste Mal in Seebüll zeigen, brauchen einen richtigen Rahmen, dass man sagt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür gekommen."

Die Bilder sind manchmal erschreckend, vielleicht auch gruselig, dann wieder drollig und verspielt. Auch Kinder sind in Seebüll willkommen, erzählt Astrid Becker von der Nolde Stiftung: "Wir haben Malschulkurse, Wandtexte, die auf Kinder eingehen, und Kinderführungen von Kindern der Grundschule Süderlügum, die in Seebüll ihre Ideen und Vorstellungen von den Kunstwerken präsentieren."

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Noldes Frau Jolanthe als Social-Media-Expertin?

"Phantasien" ist das Motto der Ausstellung. 1948, zwei Jahre nach dem Tod seiner geliebten Frau Ada, heiratete der 80-jährige Emil Nolde die erst 26-jährige Jolanthe. Wäre sie - Stichwort Fantasie - heutzutage vielleicht für den Social-Media-Auftritt des großen Expressionisten zuständig? "Es gibt eine ganz wunderbare Porträt-Folge, die Nolde von ihr gemalt hat. Wenn sie beispielsweise neue Kleidung oder besondere Tücher hatte, hat das Nolde animiert. Ob sie für Social Media zuständig gewesen wäre? Das weiß ich nicht", sagt Christian Ring. Das ist das Schöne an der 68. Nolde-Jahresausstellung: Die Fantasie im Grenzland kennt keine Grenzen.

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Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Nolde Museum Seebüll
Seebüll 31
25927 Neukirchen
Telefon:
04664 98393-0
E-Mail:
info@nolde-stiftung.de
Preis:
12 Euro, ermäßigt 8 Euro, Kinder bis 6 Jahre: Eintritt frei
Öffnungszeiten:
Täglich vom 1. März bis 31. Oktober 2024: 10 Uhr bis 18 Uhr
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 27.02.2024 | 19:00 Uhr

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