Kopf des Augustus mit Bürgerkrone,
um 40 n. Chr., München, Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek, Inv. GL 350A © Bucerius Kunst Forum/ Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek

Augustus-Ausstellung in Hamburg eröffnet

Stand: 09.10.2022 10:33 Uhr

Augustus, der Adoptivsohn von Cäsar, hat sich vor gut 2.000 Jahren selbst jede Menge Denkmäler gesetzt: Statuen, Gebäude und Münzen. Das Bucerius Kunst Forum hat das antike Norditalien jetzt mit 200 Objekten nach Hamburg geholt.

von Franziska Storch

Eine Ahnengalerie aus Marmorköpfen begrüßt die Besucherinnen und Besucher. Darunter immer wieder Augustus in verschiedenen Lebensaltern. Ihn erkennt man an der Frisur, genauer an seinem Pony: "zwei zusammengeführte Locken, die man als Zange bezeichnet, und drei anschließende, sozusagen parallele sichelförmig geführte Locken, die man als Gabel bezeichnet", erklärt Andreas Hoffmann, Kurator der Ausstellung.

Augustus-Bildnisse für die Hosentasche

Die Ausstellung zeigt: Augustus war super im Marketing. Überall war er präsent - mit zahlreichen Doppelgängern aus Marmor. Er beauftragte viele neue Gebäude und er feierte seine Taten mit Münzen: Augustus für die Hosentasche. Seltsam ist seine Münze mit Porträt vorne und hinten der Inschrift "Tempel des Mars": "Der hat eine runde Form. Wenn Sie das Augustusforum, den endgültigen Bau, betrachten, dann sehen Sie, dass der sich von diesem Rundtempel, den Sie hier sehen, grundsätzlich unterscheidet", sagt Hoffmann.

Solche Rätsel lassen Herzen von Archäologen höher schlagen: Gab es tatsächlich einen Rundbau, der heute so nicht mehr existiert? Oder war es bloß ein Entwurf des Tempels, der dann anders gebaut wurde? Bis heute ist das Rätsel ungelöst. Die von Augustus bewusst inszenierten Bilder, Statuen und Gebäude nahmen Zeitgenossen auch auf's Korn. Eine wenige Zentimeter große Wandmalerei aus Pompeji zeigt eine Karikatur: "dieselbe Figurengruppe, die eindeutig auf die großformatige auf dem Augustusforum zurückgeht, nun mit langem Phallus. Alle drei haben eben Hunds- oder Affenköpfe", erzählt der Kurator.

Skulpturen aus Pompeji im Bucerius Kunst Forum

Mehrere Ausstellungsstücke kommen aus Pompeji, das durch den Vesuv-Ausbruch 79 nach Christus verschüttet wurde. Das war etwa 65 Jahre nach dem Tod von Augustus. Für die Archäologen eine tolle Quelle - auch für das vergleichbare Leben in Rom. "Pompeji und die Vesuv-Region, die zum Teil an der Steilküste sind, waren wie das Nizza der Augusteischen Zeit", erzählt Hoffmann. "Die römische Senatsaristokratie reiste in den Senatsferien im Sommer in diese Gegenden."

Augustus-Ausstellung ab Sonnabend in Hamburg

Die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum ist ein Schwergewicht: 200 Objekte, im Durchschnitt 300 Kilogramm schwer, schätzt Andreas Hoffmann. Es ist jede Menge Marmor dabei: Köpfe, Statuen, Säulenstücke, Brunnenteile. Die Marmorliebe hatten sich die Römer von den Griechen abgeschaut. Erst hatten sie den Marmor von dort importiert, dann eine tolle Entdeckung in Norditalien gemacht: "lunensischen Marmor aus den Steinbrüchen von Carrara, die seit der Zeit Cäsars bekannt sind und die dann in Augusteischer Zeit ganz wesentlich diesen neuen Bilderboom tragen", erklärt Hoffmann.

Die Ausstellung versucht diesen Bilderboom in fünf Kapiteln thematisch zu ordnen, doch die Fülle der Objekte ist fast erschlagend. Ein einmaliger Sprung durch Zeit und Raum: 2.000 Jahre zurück und von Hamburg nach Norditalien.

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Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Bucerius Kunst Forum
Alter Wall 12
20457  Hamburg
Preis:
9 Euro, ermäßigt und montags 6 Euro
Öffnungszeiten:
freitags bis mittwochs 11:00 - 19:00 Uhr
donnerstags 11:00 - 21:00 Uhr
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 07.10.2022 | 09:20 Uhr

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Bildhauerei

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