Ein junger Mann mit dunklen Haaren sitzt vor seinem Bildschirm am Schreibtisch und schaut in die Kamera. © NDR / Agnes Bührig Foto: Agnes Bührig
Ein junger Mann mit dunklen Haaren sitzt vor seinem Bildschirm am Schreibtisch und schaut in die Kamera. © NDR / Agnes Bührig Foto: Agnes Bührig
Ein junger Mann mit dunklen Haaren sitzt vor seinem Bildschirm am Schreibtisch und schaut in die Kamera. © NDR / Agnes Bührig Foto: Agnes Bührig
AUDIO: Der VGH Fotopreis2022 geht an Valentin Goppel (3 Min)

Valentin Goppel wird mit dem VGH Fotopreis 2022 ausgezeichnet

Stand: 18.10.2022 11:40 Uhr

Wie fühlt es sich an in der Coronazeit jung zu sein? Dieser Frage ist der Fotostudent der Hochschule Hannover und Fotograf Valentin Goppel in seiner Arbeit "Zwischen den Jahren" nachgegangen.

von Agnes Bührig

Ein junger Mann und eine junge Frau liegen in einem Bett und schauen auf einen hellen Laptop. © Valentin Goppel Foto: Valentin Goppel
Valentin Goppel wird mit dem VGH Fotopreis 2022 ausgezeichnet.

Den Ausnahmezustand im Lockdown habe er in "warmen, emphatischen und situativen Bildern" festgehalten, bescheinigt ihm die Jury des mit 10.000 Euro dotierten VGH Fotopreises 2022, mit dem er ausgezeichnet wird. Ein junges Paar auf einem breiten Bett in einem kahlen Raum. Die Körper ineinander verschlungen, die Blicke auf einen aufgeklappten Laptop gerichtet, das kalte Licht des Bildschirms erleuchtet ihre Gesichter. Vereint und zugleich abgeschnitten von der Umwelt, eine Szene, die Valentin Goppel mit seiner damaligen Freundin erlebte und zu Beginn des Lockdowns bei Freunden fotografierte. "Dieses gemeinsame Isolieren in einem Raum ohne raus zu können - da war für mich Corona am Anfang was Schönes, weil man zueinander gefunden hat und das hat Nähe bedeutet. Dann ging es immer weiter. Da haben sich dann auch die Bilder, die ich damit assoziiert habe, immer weiter verändert."

Valentin Goppel lernt das Fotografieren von seinem Vater

Seit 2019 studiert Valentin Goppel Fotojournalismus an der Hochschule Hannover, die Kamera spielt für ihn schon früh eine Rolle. Im Jahr 2000 in Regensburg geboren, wächst er mit einem leidenschaftlich gern fotografierenden Vater auf und von seiner Mutter lernt er das genaue Beobachten von Menschen. Nach dem Abitur macht Valentin Goppel ein Praktikum bei einem Fotografen und stellt seine Bilder in einem Café aus. Seinen Themen nähert er sich autobiographisch. Für die Arbeit über Corona etwa hat er einen intimen Moment eines Pärchens im Park inszeniert, das von einem Scheinwerferstrahl aufgeschreckt wird. "Das war für mich ein Moment, den ich nicht erlebt habe, in dem ich aber so viel Wahrheit gesehen und so viel wiedererkannt habe, auch von meinem Erlebnis über Corona und von einem Zustand des jungseins. Für mich war ganz wichtig, dieses Bild und diese Erinnerung zu visualisieren und es Teil sein zu lassen von einer Darstellung, einem Gefühl, wie es sich jetzt anfühlt, während Corona jung zu sein."

Der 22-Jährige arbeitet für 'Die Zeit' oder 'Der Spiegel'

Vier junge Menschen sitzen in einem Zimmer, zwei auf einem Sofa und zwei vor einem Fenster auf einer Fensterbank. © Valentin Goppel Foto: Valentin Goppel
Mitbewohner*innen bei einer geheimen Party im Lockdown.

Inzwischen arbeitet Valentin Goppel für Medien wie 'Die Zeit' oder 'Der Spiegel'. Mehr als tausend Fotos hat er bereits für seinen jüngsten Auftrag gemacht, der in Bildern erzählt, wie sich Menschen in Deutschland auf einen möglichen kalten Winter vorbereiten. Inmitten frisch geschlagenen Holzes steht breitbeinig ein Mann, der frontal in die Kamera guckt. Wichtig ist Valentin Goppel, die Motive mit den Fotografierten auf Augenhöhe zu entwickeln. "In dem Fall ist es ähnlich wie mit meinem Corona-Projekt: Es ist eine Geschichte mit mir als Autor. Als ich den Auftrag bekommen habe, hab ich überlegt, wen fotografiere ich? Das heißt, das sind jetzt eben auch wieder Leute aus meinem direkten Umfeld. Ich arbeite viel mit Porträts, das heißt auch wieder viel in Zusammenarbeit und in Kollaboration mit den Leuten, die ich dann eben fotografiere."

Das Licht verleiht den Bildern von Valentin Goppel etwas Magisches

Immer wieder verleiht das Licht in seinen Bildern einer Szene etwas Magisches. Eine junge Frau, allein in einem dunklen Raum am offenen Fenster, von draußen scheint Licht auf das Fensterbrett, ihr Handy leuchtet sie an, zwei vereinzelte Studierende in der Küche, übergroße Schatten ihrer selbst hinter sich an der Wand: Dämonen der Pandemie, Lethargie des Abstandhaltens.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 18.10.2022 | 11:20 Uhr

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Fotografie

Coronavirus

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