"Kultur hält zusammen": Johannes Fast gibt den "Himlet"
Eines der vom Hilfsfond "Kultur hält zusammen" geförderten Projekte stellt deutlich unter Beweis, wie kreativ die Kulturbranche sich durch die Krise kämpft.
Es ist eine außergewöhnliche Idee, an der Johannes Fast und Torben Föllmer in den vergangenen Monaten gearbeitet haben: Beim Objekttheater werden Alltagsgegenstände zu Protagonisten. Die beiden Schauspieler wollen Hamlet mit Lebensmitteln aufführen.
So wurde eine Tube extra-scharfer Ketchup zu Laertes und eine Himbeere zu Hamlet, erklärt Johannes Fast: "Bei der Frage, was für Objekte man nehmen kann, haben wir quasi eine Besetzungsliste gemacht und haben uns überlegt, welche Figur von welchen Charaktereigenschaften her zu welchem Lebensmittel passt. Und irgendwann war dieser Wortwitz da: Himbeere - Himlet/Hamlet - und die kleinste Figur von allen war eben die Himbeere und die fragilste Figur von allen ist eben der Hamlet - also der Himlet."
Wie funktioniert Objekttheater?
Die Platte eines Küchentischs wird zur Bühne: "Man muss sich nicht vorstellen, dass man die ganze Zeit eine Himbeere und eine Traube in der Hand hat und die jetzt miteinander reden. Sondern man stellt die Figuren auf den Tisch und dann ist es auch ein bisschen wie beim Schachspielen: Man schiebt die Figuren nach hier oder da und dadurch entstehen Spannungen zwischen den Figuren."
Auf YouTube finden sich zum Beispiel Klassiker der Theatergeschichte mit Alltagsobjekten und Playmobilfiguren inszeniert. Für Johannes Fast wurde die britische Theatergruppe "Forced Entertainement" zur Inspirationsquelle: "Ich saß total fasziniert in diesem Theater und habe erkannt, dass es möglich ist, mit einer Dose Schuhcreme extrem Mitleid und alle anderen Mitgefühle zu empfinden - durch die Konzentration im Spiel. Du gehst mit und du vergisst, dass es eine Dose Schuhcreme oder eine Dose Energiedrink ist, oder in unserem Fall eine Himbeere."
Himlet: Zwei frustrierte Schauspieler, ihre Einkäufe und viel Galgenhumor
Das Leidenschaftssprojekt machte schnell mehr Arbeit als gedacht: In den vergangenen Monaten haben Fast und sein Schauspielkollege Föllmer Shakespeares Hamlet Stück für Stück auseinandergenommen und auf eine 45-seitige Textfassung für zwei Spieler gekürzt. Eine Mischung aus Originaltext, inhaltlichen Zusammenfassungen und neuen Liedern. Und jede Menge Gags, die sich aus der Arbeit mit den Objekten entwickelt haben. Die Inszenierung soll am Ende nicht länger werden als eineinhalb Stunden.
"Die Ausgangssituation von unserem Stück Himlet ist jetzt: Zwei Schauspieler, die kleine Rollen im Hamlet hätten spielen sollen, kommen frustriert aus dem Theater, weil ihre Hamlet-Aufführungen wegen Corona kurzfristig abgesagt wurden", erklärt Fass. "Sie haben eingekauft, um dänische Hotdogs zu machen, haben aber schlechte Laune. Und jetzt fangen sie an ihrem Küchentisch an, aus der Frustration und aus dem Galgenhumor heraus, mit den Einkäufen Hamlet zu spielen."
Himlet soll auch an richtigen Theatern gespielt werden
Mit Hilfe der Fördergelder der Hamburgischen Kulturstiftung können Fast und Föllmer erstmal ihre eigene Text- und Konzeptionsarbeit bezahlen, danach soll es mit einer befreundeten Regisseurin in eine mehrwöchige Probenphase gehen.
Sie hoffen darauf, das Stück in ein paar Monaten in richtigen Theatern aufführen zu können und mal nicht auf das Internet ausweichen zu müssen. In Planung sind unter anderem schon Kooperationen mit dem Theater an der Glocksee in Hannover und dem Kulturhaus Lÿz in Siegen. Weil das Stück so mobil ist, hoffen die beiden Schauspieler aber auch darauf, dass sie ihre "Hamlet-Himbeere" auch in weiteren freien Theatern und an Schulen aufführen können.
Der Hilfsfonds ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Dorit & Alexander Otto Stiftung.
