"The Gray Man": Ryan Gosling als eleganter, spitzbübisch grinsender Killer
Der Action-Thriller "The Gray Man" mit Ryan Gosling in der Hauptrolle ist mit 200 Millionen Dollar Produktionskosten die teuerste Netflix-Produktion, die je gedreht wurde. Vor dem Streaming-Start kommt der Film heute in ausgewählte Kinos.
Zu den Gesetzen des Killer-Thrillers gehört es, dass der Held - auch wenn er professionell Menschen tötet - ein Ehrenmann ist. Ins Visier nimmt er ausschließlich Bösewichte. Private Bindungen vermeidet er, um niemanden zu gefährden, und NIEMALS würde er vor Kindern auf eine Zielperson schießen. Genau so einen "Sympathieträger" spielt hier Ryan Gosling. Als junger Mann wurde er im Gefängnis für die "Gray Men" rekrutiert, eine geheime Killer-Brigade der CIA.
Ryan Gosling als geheimer Killer, Chris Evans als schmieriger Soziopath
Knapp 20 Jahre später ist der Mann mit dem Code-Namen "Sierra Six" eine Legende. Aber es kommt der Moment, in dem er einen Auftrag vermasselt, weil ihm ein Kind vor die Zielperson läuft. So landet er selbst auf der Abschussliste seines korrupten CIA-Führungsoffiziers.
Charme hat auf jeden Fall die Besetzung dieses Thrillers. Denn im CIA-Hauptquartier darf sich Regé-Jean Page, der bildschöne Heiratskandidat aus der ersten "Bridgerton"-Staffel, moralisch verkommen zeigen. Als Verfolger gibt Chris Evans hier einen herrlich schmierigen Soziopathen mit Freddie-Mercury-Schnauzer.
Spektakuläre Stunts und eine verwüstende Verfolgungsjagd
Die beiden liefern sich dann eine Verfolgungsjagd zwischen Europa und Asien. Mehr Schauplätze als Bond aufzufahren, scheint ein unbedingtes Ziel der "Avengers"-erprobten Regisseure Anthony und Joe Russo gewesen zu sein. Und natürlich wollen sie auch die spektakulärsten Stunts aller Zeiten liefern: Für das 200 Millionen-Dollar-Budget gab's ein abstürzendes Transportflugzeug, aus dem Gosling sich retten muss, und eine fahrende Straßenbahn, über deren brennendes Dach er sprintet. Schmucke Stadthäuser in Wien werden ebenso geschrottet wie die halbe Altstadt von Prag. Alles, was Action-Fans Laune macht, allerdings nichts, was ihnen neu wäre. Sogar ein kleines Mädchen wird noch aus dem Hut gezaubert, das der Killer beschützen muss - wie einst "Leon der Profi".
"The Gray Man": Agenten-Thriller mit wenig Neuem
Der Killer und das Mädchen: ein bewährtes Rezept. Das Agenten-Netzwerk, das seine eigenen Profis eliminiert: Standard. Und selbst Ana de Armas hat als Agenten-Kollegin jüngst schon James Bond aus einer brenzligen Situation herausgeboxt - in Abendkleid und Stilettos. Nun steht sie dem "Gray Man" zur Seite, in praktischeren Hosenanzügen.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat der Film immerhin: Ryan Gosling ist schon ein besonders eleganter und spitzbübisch grinsender Killer. Ansonsten hat "The Gray Man" dem Genre nichts hinzufügen - außer einem Haufen Trümmer. Man kann sich schon fragen, ob es unbedingt nötig war, 200 Millionen Dollar dafür zu verbraten. Wenn Netflix aus purer Geldnot bald Werbeclips während der Streams schalten muss, wär's ein klassischer Schuss ins Knie gewesen.
"The Gray Man" ist ab sofort in einigen Kinos zu sehen. Ab 22. Juli ist der Film bei Netflix abrufbar.
The Gray Man
- Genre:
- Action
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- USA
- Regie:
- Anthony Russo, Joe Russo
- Länge:
- 129 Minuten
- FSK:
- 16
- Kinostart:
- 14. Juli 2022
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