Ilker Çatak in Begleitung und Leonie Benesch auf dem roten Teppich der 96. Oscar Verleihung © picture alliance / newscom | JOHN ANGELILLO Foto: JOHN ANGELILLO
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Nach Oscar-Verleihung: Keine Enttäuschung bei Hüller, Çatak und Wenders

Stand: 11.03.2024 16:39 Uhr

Die Welt hat wieder einmal nach Hollywood geschaut. Bei der 96. Verleihung der Oscars gingen die deutschen Nominierten Sandra Hüller, Ilker Çatak und Wim Wenders allerdings ohne Trophäe nach Hause. Von Enttäuschung kann trotzdem nicht die Rede sein.

von Juliane Bergmann

Ilker Çatak geht es um die Sache. Das merkt man immer wieder, wenn der Oscar-Nominierte über seinen Film "Das Lehrerzimmer" spricht. Zum Beispiel am Oscar-Abend auf den roten Teppich - vor der Preisverleihung wohlgemerkt: "Was mich wirklich freut, ist dass durch die erhöhte Sichtbarkeit des Film auch der Beruf von Lehrerinnen und Lehrern nochmal ins Spotlight rückt. Und dass wir vielleicht alle auch ein bisschen sehen, was diese Menschen Tag für Tag leisten müssen, weil wir vertrauen diesen Menschen unsere Zukunft an."

Ilker Çataks Filmdrama "Das Lehrerzimmer" erzählt die Geschichte einer jungen Lehrerin, die in einem Konflikt über eine Diebstahlserie an einer Schule zerrieben wird. Es war der deutsche Kandidat in der Kategorie "Bester internationaler Film". Wim Wenders' Film "Perfect Days" ging als japanischer Beitrag in der gleichen Kategorie ins Rennen - und Sandra Hüller als beste Hauptdarstellerin in "Anatomie eines Falls".

Keine Spur von Enttäuschung bei deutschen Oscar-Nomminierten

Dass sich die Deutschen im Vorfeld der Oscar-Verleihung Chancen ausgerechnet hatten, war nicht unbegründet. Die guten Kritiken machten Hoffnungen. Aber es kam anders: Sie gingen leer aus. "Auch wenn es mit dem Oscar-Gewinn für 'Das Lehrerzimmer' nicht geklappt hat, freuen wir uns sehr für Ilker Çatak und sein Team", sagt Helge Albers nach der Vergabe der Preise. Er ist Geschäftsführer der Filmförderung Hamburg Schleswig- Holstein. "Gegen einen Film wie 'The Zone of Interest', der ja ein absolutes Meisterwerk ist, nicht zu gewinnen, das ist wirklich keine Schande. Es waren immerhin Filme aus 88 Ländern vorausgewählt, 5 davon waren nominiert. Davon einer zu sein, ist eine riesige Leistung. Wir drücken Ilker Çatak die Daumen für sein nächstes Projekt, das er auch wieder in Hamburg drehen wird, und freuen uns darauf, mehr von ihm zu sehen."

Nominierung bedeutet Erfolgsbooster

Keine Schande - so sieht es auch Ingo Fliess, Produzent von "Das Lehrerzimmer". Von Enttäuschung könne überhaupt keine Rede sein, sagte er kurz nach Ende der Gala. "Wir sind Winners" - denn schon die Nominierung sei der große Erfolg gewesen. Der erwähnte "The Zone of Interest" wurde ausgezeichnet als bester internationaler Film - immerhin spielt Sandra Hüller hier eine Hauptrolle. Für sie, die vor dem Oscar-Wirbel international noch relativ unbekannt war, dürften die vergangenen Wochen einen ziemlichen Erfolgsbooster bedeuten. Sie hat gerade einen Ritt durch die großen amerikanischen Fernsehshows hinter sich. Unter anderem war sie Gast bei Jimmy Kimmel.

Wohl künftig mehr Aufmerksamkeit für Hüller und Çatak

Schauspielerin Sandra Hüller bei der Verleihung der Oscar-Gala auf dem roten Teppich mit schwarzem Kleid © Richard Shotwell/Invision/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Richard Shotwell
Schauspielerin Sandra Hüller mit einem Schiaparelli-Kleid auf dem roten Teppich.

Kimmel, der auch den gestrigen Oscar-Abend moderiert hat, machte in seinem Eröffnungsmonolog einen umstrittenen Witz in ihre Richtung. Hüller spiele eine Frau, die des Mordes an ihrem Mann verdächtig wird, und die Hausfrau eines Nazis, die neben Auschwitz lebt – für den amerikanischen Kinozuschauer seien das harte Stoffe. In Deutschland, wo Sandra herkommt, nenne man es Liebeskomödie. Sandra Hüller quittierte den Kommentar mit einem souveränen Lächeln. Mit ihrer Oscar-Nominierung hat sie sich auf der großen internationalen Bühne mit Haltung gezeigt. Klar ist: Hüller und ihre Arbeit dürften noch mehr Aufmerksamkeit bekommen.

"Ich freue mich einfach darüber, dass ich das Privileg habe, Deutschland so repräsentieren zu dürfen", sagt Ilker Çatak schon über seine Nominierung. Preise scheinen für ihn nachrangig. Dem deutschen Filmemacher türkischer Abstammung gehe es vor allem ums Geschichten-Erzählen: "Mein Großvater kam nach Deutschland und er war Analphabet. In Deutschland hat er Lesen und Schreiben gelernt und hat in Fabriken geschuftet. Und jetzt bringe ich, sein Enkelkind, diesem Land eine Oscar-Nominierung. Und das ist einfach eine schöne Geschichte."

Türkisches Geschirr beim Gala-Dinner

Nach der Preisverleihung postete Çatak übrigens ein Video von sich auf Instagram, das zeigt: Er bläst keine Trübsal, sondern scherzt über das türkische Geschirr beim Gala-Dinner. Es sei eine Ehre, dass eine türkische Marke beim wichtigsten Filmpreis dabei ist, sagt er. Wirft einen Kuss in die Kamera und verabschiedet sich wie ein sportlicher Verlierer: bis zum nächsten Mal!

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