NDR Nachwuchspreis beim Filmfest Hamburg an Drama "Dalva"
Am Sonnabend endete das Filmfest Hamburg mit der Preisgala. Den NDR Nachwuchspreis erhielt Regisseurin Emmanuelle Nicot für ihren Film "Dalva".
Der Preis für Langfilmdebüts oder zweite Regiearbeiten ist mit 5.000 Euro dotiert. In ihrem eindrücklichen Spielfilmdebüt erforscht Emmanuelle Nicot die Auswirkungen von Missbrauch mit großer Sensibilität und emotionaler Wucht. Die Jury begründete den Preis: "Den Weg der zwölfjährigen Dalva zu verfolgen, wie sie nach schwerem Missbrauch versucht wieder Kind sein zu dürfen, hat uns zutiefst beeindruckt."
Emmanuelle Nicot erzähle die Geschichte mit emotionaler Schärfe und psychologisch präzise, ohne dabei je einen Charakter bloßzustellen. "Die Nähe, Distanz und den Respekt, welchen Nicot zu jedem einzelnen Charakter wahrt, gibt dem Zuschauer immer wieder die Möglichkeit, sich wie ein Satellit auf die sehr bewegende und fordernde Thematik einzulassen." Fast dokumentarisch folge man dem Gefühlsleben der sehr einnehmenden Zelda Samson in der Titelrolle, sowie dem restlichen großartigen Ensemble in großartigen Kinofilm, so die Jury weiter.
Glückwünsche von NDR Intendant Knuth
NDR Intendant Joachim Knuth sagte: "Hochwertige Kinofilme bieten Raum für gesellschaftlichen Diskurs. Mit dem NDR Nachwuchspreis möchten wir junge Künstlerinnen und Künstler unterstützen und sie ermutigen, auch in Zukunft anspruchsvolle Filme zu produzieren. Ich freue mich, dass viele der auf dem Filmfest gezeigten Produktionen auch einen Platz in unseren Programmen finden werden. Dass zudem die NDR Koproduktion 'Reeperbahn Spezialeinheit FD65' mit einem Hamburger Produzentenpreis für deutsche Fernsehproduktionen ausgezeichnet wurde, beweist einmal mehr, dass gutes Fernsehen auch von guten Filmen lebt. Glückwunsch an die ausgezeichneten Teams!"
Emmanuelle Nicot, geboren 1985 in Frankreich, realisierte mehrere Kurzfilme, die auf mehr als 60 Festivals weltweit gezeigt worden sind. "Dalva" ist ihr erster langer Film, der dieses Jahr auch in der Semaine de la Critique in Cannes lief.
Positive Ticketbilanz beim 30. Filmfest Hamburg
Gezeigt wurden 116 Langfilme in zehn Sektionen aus 58 Produktionsländern in zehn Tagen.Zur Jubiläumsausgabe kamen insgesamt 477 Gäste aus 31 Ländern, darunter Regisseur*innen wie Santiago Mitre, Ruth Mader, Ruben Östlund, Gunnar Vikene, Ulrich Seidl, Fatih Akin, Aelrun Goette, Lucas Dhont und Emmanuelle Nicot sowie die Schauspieler*innen wie Rosalie Tomass, Sunnyi Melles, Fritzi Haberlandt, Iris Berben, Mala Emde, Jonas Dassler, Emilio Sakraya, Lars Eidinger und Stefan Kurt. Rund 41.500 Besucherinnen und Besucher kamen zur 30. Ausgabe des Festivals, das sind nur 7,8 Prozent weniger als 2019.
Preis an Serie "Reeperbahn Spezialeinheit FD65", eine NDR Koproduktion
Die Produzenten der NDR Koproduktion "Reeperbahn Spezialeinheit FD65 - Hamburgs Kampf gegen das organisierte Verbrechen" sind bereits am Freitagabend auf dem Filmfest Hamburg mit dem Hamburger Produzentenpreis für deutsche Fernsehproduktionen 2022 für serielle Formate ausgezeichnet worden. Der Sonderpreis ist mit 10.000 Euro dotiert.
In der Jurybegründung heißt es: "Die Produktionsfirma Gebrüder Beetz wechselt Archivbilder und dezent eingesetzte fiktionale Inszenierung auf erzählerisch interessante Weise mit Interviews von Kiezgrößen und Polizeibeamten ab. Mit den ersten Bildern wird die Faszination deutlich, die die Reeperbahn auf Hamburger und Menschen überall auf der Welt ausübt. Die beiden Folgen, die wir gesehen haben, haben uns direkt Lust auf mehr gemacht."
Reeperbahn-Serie ab 27. Oktober in ARD Mediathek, am 30. Oktober in das Erste
Die Doku-Serie erzählt von der ersten Polizeieinheit Deutschlands, der FD65, die in den 1980er-Jahren nach US-amerikanischem Vorbild in Hamburg gegen organisierte Kriminelle vorging - zu einer Zeit, als die Existenz von Mafia und organisiertem Verbrechen von der Politik und auch von Polizeiverantwortlichen noch öffentlich bestritten wurde. Die fünfteilige Serie steht in der Tradition des erfolgreichsten deutschen Fernsehgenres - von Polizeiserien wie "Tatort" oder "Polizeiruf 110", nur hier mit wahren Ermittlern und echten Kriminalfällen in moderner journalistischer Erzählform. Das Buch schrieben Ina Kessebohm, Georg Tschurtschenthaler, Florian Fettweis und Christian Beetz, Regie führten Georg Tschurtschenthaler, Carsten Gutschmidt und Ina Kessebohm. Redaktion hatten Barbara Biemann & Marc Brasse für den NDR, Mark Willock beim SWR, Christiane Hinz beim WDR, Rolf Bergmann beim rbb.
In der ARD Mediathek ist die NDR Koproduktion in fünf Teilen ab dem 27. Oktober zu sehen. Das Erste zeigt "Reeperbahn Spezialeinheit FD65 - Hamburgs Kampf gegen das organisierte Verbrechen" in einer 90-minütigen Version am Sonntag, 30. Oktober, ab 21.45 Uhr.
Alle weiteren Preise führt das Filmfest Hamburg auf seiner Website auf.