Publikum beim Festival Rock am Ring in Nürburg. © dpa-Bildfunk
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AUDIO: Was sind die Ursachen für hohe Ticketpreise? (3 Min)

Hohe Ticketpreise für Konzerte - was sind die Ursachen?

Stand: 19.07.2023 10:42 Uhr

Die Ticketpreise sind laut Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft im Schnitt um bis zu 15 Prozent gestiegen. Die Ursachen dafür sind vielfältig.

von Wiebke Neelsen

Es ist Sommer und somit Konzert- und Festivalsaison. Aber die Tickets sind mittlerweile manchmal so teuer wie für einen Kurzurlaub - zumindest für Top-Acts wie Taylor Swift. Der Vorverkauf für ihre Tour im nächsten Jahr startete vergangene Woche und die begehrten Karten kosten in der höchsten Kategorie rund 500 Euro. Aber auch für kleinere Bands sind die Ticketpreise laut Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft im Schnitt um bis zu 15 Prozent gestiegen. Die Ursachen sind vielfältig.

Taylor Swift-Fans mussten um Konzerttickets kämpfen

Taylor Swift-Fans müssen sich Wochen vor dem Verkaufsstart für den Konzertort ihrer Wahl registrieren, um eventuell einen personalisierten Code für eine ihrer Shows im nächsten Jahr zu bekommen. Manche ergattern damit auf einem Ticketportal eine Konzertkarte zum Preis von bis zu 180 Euro in den unteren Kategorien, nach nervenaufreibender Wartezeit. Viele gehen leer aus, und andere beißen in den sauren Apfel und kaufen Tickets für etwa 500 Euro in der höchsten Kategorie.

Gründe für hohe Ticketpreise

Die Gründe für die hohen Ticketpreise liegen vor allem in gestiegenen Personalkosten in den Bereichen Veranstaltungs- und Bühnentechnik, auch aufgrund von Fachkräftemangel. Hinzu kommen höhere Künstlergagen und die Energiepreise. Durch all das seien die Kosten für ein Konzert auf Veranstalterseite im Schnitt um 35 Prozent gestiegen, sagt Johannes Everke vom Bundesverband der Konzert und Veranstaltungswirtschaft. Hinzu kämen Effekte von Angebot und Nachfrage. "Man muss das sehen, dass das nicht nur Taylor Swift ist, sondern dahinter steht ein ganzer Konzern, von einem internationalen Management, von einem Tourveranstalter über einen großen Personalapparat. Da sind sehr viele beteiligt. Aber nichtsdestotrotz sind das Ausnahmekonzerte." Dafür seien die Leute bereit, mehr Geld auszugeben.

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Kein Geld mehr für andere Konzert- oder Clubbesuche?

Das Nachsehen hätte die kleine Dienstagabend-Show im örtlichen Club. Das befürchtet auch Thore Debor vom Clubkombinat Hamburg, ein Zusammenschluss vieler kleinerer Veranstalter und Spielstätten. "Das Geld steht dann sicherlich nicht mehr für andere Konzert- und Clubbesuche zur Verfügung. Und dann muss man auch festhalten, dass bei allen Preissteigerungen, die vielleicht gerechtfertigt sind, obendrauf immer noch die zehn Prozent Vorverkaufsgebühr kommen, die sich dann auch auf die steigenden Preise noch mal wieder aufschlagen." Diese Gebühr geht an Ticket-Portale wie Eventim. Auf der Seite haben im vergangenen Jahr rund zwei Drittel der Deutschen ihre Konzertkarten gekauft. Die Marktmacht Einzelner treibe die Preise immer weiter hoch, kritisiert das Clubkombinat.

Hohe Ticketpreise: Kompensation von ausbleibenden CD-Verkäufen

Einen Goldrausch sieht Künstleragent Andreas "Bär" Läsker, der die Branche seit mehr als 30 Jahren beobachtet und unter anderem die Fantastischen Vier managt. Man versuche schon seit Jahren, ausbleibende CD-Verkäufe zu kompensieren. Und aus den USA schwappe ein neuer Trend herüber, so Läsker: das dynamische Anpassen der Konzertpreise an die Nachfrage. "Es ist hochvolatil. Da gibt es Tickets, die kosten 200 Euro und ein paar Tage später kosten die 1.800 Dollar. Das ist total fatal und einfach Blödsinn. Ein Bruce-Springsteen-Ticket kostet 3.000 Dollar, das ist einfach Abzocke."

Das beliebte Festival Rock am Ring war zum ersten Mal seit 20 Jahren nicht ausverkauft, wohl auch wegen der hohen Preise, sagt Läsker. Die Preisspirale in der Konzertbranche ist damit noch längst nicht durchbrochen. Aber es ist ein Zeichen, dass sich die Preise nicht beliebig nach oben treiben lassen.

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Nicht nur Rock am Ring ist dieses Jahr nicht ausverkauft. Auch für die Bayreuther Festspiele gibt es noch Karten. Auch hier waren die Preise stark gestiegen. Festspiele-Intendantin Katharina Wagner hatte diese Preiserhöhungen selbst kritisiert und davor gewarnt, die inflationsbedingten Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur hat sich Wagner außerdem gerade dafür ausgesprochen, Ticketbestellungen für die Bayreuther Festspiele zu vereinfachen. Bislang ist der Online-Sofortkauf erst der zweite Schritt. Vorher können Tickets über ein Bestellformular angefordert werden, und die Mäzene der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth haben ein Vorkaufsrecht.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 19.07.2023 | 09:40 Uhr

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