Eine Verneigung vor der Schönheit der Natur
Ein Flussdelta im Hochland Islands, vom Gletscher geformt: Die Schwemmzone des Katla-Vulkans. Ursprünglich und wild. Als sei die Erde gerade erst entstanden. "Ich habe selbst den Anspruch, die Natur so zu zeigen, wie sie vor dem Menschen war und nach dem Menschen sein wird", sagt Stefan Forster. Die "Inseln des Nordens" haben es dem Schweizer Fotografen angetan: Grönland, die Färöer, die Inseln Norwegens und immer wieder Island. Seit 14 Jahren fotografiert er in dieser Region. Für jedes dieser Bilder investierte er Stunden, Tage, manchmal Monate. Eine Obsession für diese Natur und eine Verneigung vor ihr.
Auf der Jagd nach dem Unverfälschten
"Ich reise nicht einmal an einen Strand, sondern ein Dutzend Male", erzählt Stefan Forster. "Dann entstehen Bilder, die auf den ersten Blick nicht glaubhaft erscheinen." Forster, der Naturbursche, jagt das Echte, Unverfälschte. Er fotografiert digital, aber im Geist des Analogen. Bildeffekte zum Aufhübschen? Das geht gegen sein Prinzip. Das Licht, die Komposition, das muss stimmen. Allenfalls benutzt er einen Kamerafilter.
Liebe zur Landschaftsfotografie und zur Natur
Die Liebe zur Landschaftsfotografie entdeckte er fast gleichzeitig mit seiner Liebe zur Natur: Als 18-Jähriger wanderte er wochenlang allein durch Island. Seitdem ist er der Insel verfallen. Sehr früh begann Forster mit Drohnenaufnahmen. Es zieht ihn vor allem ins zentrale Hochland, das komplett unbewohnt ist. Hierhin verirrt sich kein Island-Tourist. Gletscherlagunen, Mooslandschaften - Bilder wie von einem anderen Stern.
Respekt vor der Unberührtheit
Wo immer es geht, versucht er, sich seine Motive zu erwandern. "Es gibt dort Moos, das über Jahrhunderte hinweg zu einer Größe von 20 Zentimeter wächst", sagt er. "Wenn ich mit dem Wanderschuh dort hinauftrampel', bleiben diese Spuren jahrzehntelang." Deshalb habe er es sich angewöhnt, sich auf empfindlichem Untergrund vorsichtig robbend und rollend fortzubewegen, um nichts zu zerstören. "Es gibt Orte, da würde ich mich unglaublich gerne hinstellen, aber das mache ich nicht. Und dann kommt die Drohne ins Spiel. Denn die Drohne hinterlässt keine Spuren."
"Wunder, die aus der Luft noch deutlicher werden"
Macht es süchtig, solche Bilder zu machen? Das Gefühl, Erster zu sein in menschenleerer Landschaft. Damit das so bleibt, verschweigt Forster in seinem neuen Fotoband oft ganz bewusst die genaue Lage der Motive und schafft seltene Einblicke, wie in das Eis in Grönland. "Was mich so fasziniert hat: Ich nutze spezielle Polarisationsfilter auf der Drohne, mit denen ich durch die Wasseroberfläche hindurchschauen kann." Das spannendste Erlebnis sei gewesen, mit einem Segelboot an einen Eisberg heranzufahren. "Von der Drohne aus konnte ich sehen, dass der Eisberg unter Wasser noch fast 500 Meter ins Meer ragte. Es sind diese Wunder, die aus der Luft noch viel deutlicher werden."
Landschaftsmalerei mit modernen Mitteln
Forsters "fliegende Kamera" ist Landschaftsmalerei mit modernen Mitteln. Wie bei seinen Bildern von der Färöer-Insel Tindhólmur. Dass das, was wir sehen, unversehrt bleibt, dieser Illusion gibt auch Forster sich nicht hin. "Ich möchte es festhalten, für mich. Und um irgendwann einmal zu zeigen, so sah das einmal aus." Es sind Bilder mit einer gewissen Wehmut. Stark und fragil. Geradezu schmerzhaft schön.
Inseln des Nordens
- Seitenzahl:
- 264 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- teNeues
- Bestellnummer:
- 978-3-96171-254-0
- Preis:
- 39,90 €
