Maryse Condé im Porträt © picture alliance / TT NYHETSBYRÅN | Christine Olsson Foto: Christine Olsson

Die Schriftstellerin Maryse Condé ist gestorben

Stand: 02.04.2024 15:59 Uhr

Maryse Condé erhielt 2018 den alternativen Nobelpreis für Literatur, anstelle des Literaturnobelpreises, der wegen einer Krise der Schwedischen Akademie abgesagt wurde. Nach übereinstimmenden Medienberichten ist sie am Montag in einem Krankenhaus in Apt bei Marseille gestorben.

Condé hat für ihre Werke, in denen sie sich kritisch mit Rassismus und dem Schicksal der Schwarzen in der Karibik auseinandersetzt, 2018 den alternativen Nobelpreis für Literatur erhalten. Auch in Deutschland war die Schriftstellerin bekannt. Unter anderem ist von ihr der viel beachtete Roman "Ich, Tituba, die schwarze Hexe von Salem" erschienen, der von einer Sklaventochter handelt.

Ein Kultwerk gelang ihr 1984 mit "Segu. Die Mauern aus Lehm". Darin beschreibt sie auf grausame, aber gleichzeitig sinnliche Weise die Konflikte zwischen verschiedenen Kulturen, Sprachen und Riten. Ihre Autobiographie "Das ungeschminkte Leben" gelangte 2020 auf die Literatur-Bestenlisten.

Ein Leben für die Literatur

Maryse Condé wurde als Jüngste in einer Familie mit acht Kindern geboren. Schon während ihrer Schulzeit fand sie Geschmack an Literatur, besonders an englischer Belletristik. 1953 ging sie zur Ausbildung nach Paris, wo sie 1975 ihr Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Sorbonne als "docteur des lettres" mit einer Arbeit über Stereotype von Schwarzen in der westindischen Literatur abschloss. In Frankreich galt die Autorin, die in den letzten Jahren in der Provence lebte, als bedeutende literarische Stimme.

Sie heiratete 1958 Mamadou Condé, einen Schauspieler aus Guinea. Zusammen mit ihren vier Kindern waren sie vorwiegend in Westafrika unterwegs. In Mali hatte Condé die Inspiration zu ihrem Bestseller "Segu". Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten, unter anderem an der Sorbonne und verschiedenen anderen Universitäten, unterrichtete sie bis 2004 frankophone afrikanische Literatur an der Columbia University in New York. Mit ihrem zweiten Mann, dem Übersetzer Richard Philcox, lebte sie abwechselnd in New York City und auf Guadeloupe. Sie wurde 90 Jahre alt.

Weitere Informationen
Maryse Condé: "Das ungeschminkte Leben" (Cover) © Luchterhand

Überlebenskampf statt romantischer Identitätssuche

In ihrer Autobiografie erzählt die Schriftstellerin mit karibischer Herkunft Maryse Condé vor allem die Geschichte einer Frau auf der Suche nach Glück. mehr

Schwedische Akademie © picture alliance/dpa | Steffen Trumpf Foto: Steffen Trumpf

Literaturnobelpreis: Kuriose Geschichten rund um die Vergabe

Seit der Literaturnobelpreis 1901 zum ersten Mal verliehen wurde, gibt es rund um die Verleihung viel Meckerei und Eitelkeiten. mehr

Literaturnobelpreisträger 2023 ist der norwegische Schriftsteller Jon Fosse © picture alliance/dpa | Susannah V. Vergau

Norwegischer Autor Jon Fosse erhält Literaturnobelpreis

Der Dramatiker wird für seine innovativen Theaterstücke und Prosatexte, die "dem Unsagbaren eine Stimme geben" ausgezeichnet. mehr

Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux bei der Preisverleihung in Stockholm des Literatur-Nobelpreises durch König Carl XVI. Gustaf von Schweden © Christine Olsson/TT NEWS AGENCY/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Christine Olsson

Annie Ernaux: Schreiben, um das eigene Geschlecht zu rächen

In ihren Werken reflektiert sie die Rolle der Frau. Nun hat Annie Ernaux als erste französische Frau den Nobelpreis für Literatur erhalten. mehr

Ein alter Mann mit silbernem Haar schaut in die Kamera © picture alliance Foto: Kayo Kobayashi

Japanischer Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe gestorben

Oe wurde 88 Jahre alt. Der Schriftsteller galt auch als einer der wenigen Kritiker des japanischen Nationalismus und engagierte sich gegen Atomkraft. mehr

Schriftsteller Thomas Mann auf einer undatierten Aufnahme © dpa Bilderdienste Foto: Bifab

Thomas Mann: Literaturnobelpreisträger und "später" Demokrat

Für seinen Debütroman wurde Thomas Mann mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Nach langer Schaffenskrise folgte "Der Zauberberg". mehr

 

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 02.04.2024 | 14:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Romane

Ein Latte Macchiato, eine Brille und eine Kerze liegen auf einem Buch © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun

Neue Bücher 2024: Die spannendsten Neuerscheinungen

Unter anderem gibt es Neues von Dana von Suffrin, Michael Köhlmeier und Bernardine Evaristo. mehr

Logo vom NDR Kultur Podcast "eat.READ.sleep" © NDR Foto: Sinje Hasheider

eat.READ.sleep. Bücher für dich

Lieblingsbücher, Neuerscheinungen, Bestseller – wir geben Tipps und Orientierung. Außerdem: Interviews mit Büchermenschen, Fun Facts und eine literarische Vorspeise. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Ein Mann bläst in eine Tuba. Im Blech spiegelt sich die Umgebung. © DEPT gGmbH Foto: DEPT gGmbH

15.000 Bläser spielen gemeinsam beim Posaunentag in Hamburg

Posaunenchöre aus ganz Deutschland reisen an, um vom 3. bis 5. Mai gemeinsam zu spielen - ein großes öffentliches Fest. mehr