"Nie mehr leise": Für mehr Sichtbarkeit und Vielfalt in der Kultur
Die Forderung nach mehr Diversität in Kultur und Medien ist groß. Fünf Frauen kämpfen seit einiger Zeit in der Kulturszene darum.
Die deutsche Kulturbranche ist sehr weiß, sehr männlich, und nicht besonders divers. Man braucht nur in die Verlagsvorschauen, in die Museen oder in die Programme von Musikfestivals schauen, um das zu erkennen. Frauen, die als nicht weiß, deutsch, oder westlich wahrgenommen werden, müssen doppelt hart kämpfen, um sich in der Kulturszene zu behaupten.
Zum Beispiel Celina Bostic. Sie war Backgroundsängerin von Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer, sang in verschiedenen Bands und ist auch als Solokünstlerin erfolgreich. Sich anpassen, immer freundlich und gut gelaunt sein, war für sie Teil des Geschäfts. Über die schmerzhaften Erfahrungen, die sie als schwarze Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft immer wieder machte, hat sie lange geschwiegen.
Celina Bostic: Die Geburt des Kindes als Wendepunkt
Die Geburt ihrer Kinder wird zum Wendepunkt: Sie will ihre Stimme erheben, andere von Rassismus betroffene Menschen ermutigen: "Die Motivation, über Rassismus zu reden, kam mit der Geburt meiner Kinder. Das ist ganz klar für mich gewesen, dass ich meinen Kindern einfach ein bisschen andere Werkzeuge an die Hand geben möchte, dass sie sich einfach in dieser Welt, in der wir nun mal alle leben, besser zurechtfinden."
Im vergangenen Jahr erschien ihr Song "Nie wieder leise" - eine Hymne für schwarze Menschen, People of Color. Im dazugehörigen Musikvideo wird sie unterstützt von vielen, die genau wissen, wovon sie spricht.
Forderung: Diversitätsquote wie in Großbritannien
Ein weiteres Beispiel ist Pegah Ferydoni. Bekannt wurde sie mit ihrer Rolle in der Comedy-Serie "Türkisch für Anfänger". Sie ist als Film- und Fernsehschauspielerin erfolgreich und engagiert sich gegen rassistische Strukturen in der Filmbranche. Ihre Forderung: Eine Diversitätsquote, wie sie zum Beispiel schon in Großbritannien Einzug in die Fördergremien und in die Anstalten gehalten hat.
Repräsentation nicht-weißer Minderheiten in der Kultur
Auch Mithu Sanyal, die mit dem Roman "Identitti" gerade einen Bestseller über Identitätspolitik gelandet hat, hat Perspektiven wie ihre eigene in der deutschen Literatur lange vermisst: "Es ist tatsächlich so, dass das, was es auf dem deutschen Buchmarkt an Romanen gab und das, was ich erzählen wollte, einfach nicht aufeinander gepasst hat."
Für die Journalistin Şeyda Kurt, die in ihren Artikeln gegen das Patriarchat und den Rassismus anschreibt, gehört die mangelnde Repräsentation nicht-weißer Minderheiten in der Kultur zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem. Ihr gerade erschienenes Buch "Radikale Zärtlichkeit - Warum Liebe politisch ist" ist eine Art Anleitung, eine gerechtere Gesellschaft zu gestalten und damit im Privaten zu beginnen.
Wider westlich geprägte Schönheitsideale
Die Künstlerin Moshtari Hilal positioniert sich in ihren Zeichnungen gegen westlich geprägte Schönheitsideale und will mitbestimmen, wie in Deutschland gesellschaftliche Debatten geführt werden. In einem Instagram-Livetalk prägte sie kürzlich den Begriff "Nazihintergrund" als Gegenstück zum "Migrationshintergrund" mit - und löste damit eine heftige Debatte aus: "Normalerweise sind es ja wir, die markierten rassifizierten Personen, die immer wissen müssen, woher sie eigentlich kommen. Eigentlich haben wir die Frage nur zurückgeworfen".
Fünf Frauen, die für mehr Vielfalt und Repräsentation in Kultur und Medien kämpfen - und dabei die Gesellschaft am Liebsten gleich mit umkrempeln wollen.
