Donald Trump grinst während einer Wahlkampfveranstaltung © picture alliance/dpa/AP | Charlie Neibergall Foto: Charlie Neibergall

Nachgedacht: Laden Sie Donald Trump zu Weihnachten ein!

Stand: 22.12.2023 06:00 Uhr

Nicht alle freuen sich auf Weihnachten: Die Verwandtschaft kann nerven. Ulrich Kühn weiß in seiner Kolumne, wie man mit Donald Trumps Hilfe die Verwandtschaft zu lieben lernt.

von Ulrich Kühn

Weihnachten finden Sie öde? Penetrant in Familie machen hinter der Harmoniefassade? Falls Sie es so erleben, klagen und verzagen Sie nicht. Nehmen Sie Ihre Kreativität in Betrieb! Die Kreativität, das ist ein kleines Kraftwerk in Ihnen drinnen. Bringen Sie es auf Temperatur, gestalten Sie Weihnachten anders und neu! Sie sagen: toller Plan - aber wie?

Hier kommt mein Vorschlag. Ich empfehle weiße Weihnachten mit Donald Trump. Jetzt fragen Sie erschrocken: Wo soll der Schnee herkommen? Weihnachten bei acht Grad, Schneekanonen haben wir nicht, bitte: Wie soll das gehen? Die Antwort liegt auf der Hand: Wenn Sie mit Trump feiern, müssen Sie sich um Schnee nicht sorgen. Sie sagen: Donald, mach Schnee! Und sofort macht er Schnee. Diesem stabilen Genie gelingt, wenn es will, einfach alles.

Trump und die US-Wahl machen trübe Aussichten für 2024

Wahrscheinlich, und jetzt werde ich ernst, auch die erneute Wahl zum US-Präsidenten. Unter vielen trüben Aussichten für 2024 ist dies eine der trübsten: Donald the Greatest comes back. Was getan wird, um es zu verhindern, schlägt ins Gegenteil um. Die USA sind immerhin ein Land, in dem es möglich ist, dass ein irrtümlich wegen Mordes verurteilter Mann im Sommer nach 48 Jahren Haft freikam und in dieser Woche freigesprochen wurde.

Die USA sind auch ein Land, in dem laut Oberstem Gericht von Colorado Trump von der Vorwahl ausgeschlossen gehört, wegen des Sturms aufs Kapitol vor bald drei Jahren. Die Begründung ist umfangreich, Grundlage ist ein Verfassungszusatz aus den 1860er-Jahren. Das klingt so gediegen, so nach felsenfester Demokratie. Aber wird es Trump kümmern? Seine Anhänger kümmern? Und die Geldgeber erst? Einen Dreck wird es sie scheren.

Der Tod von Demokratien wird mutwillig herbeigeführt

2018 erschien das Buch "Wie Demokratien sterben" von Steven Levitsky und Daniel Ziblatt, Professoren für Regierungslehre an der Uni Harvard, dem Hort der besten Köpfe. Wer Belege dafür sucht, dass Demokratien nicht einfach da und ewig haltbar sind, findet sie in diesem brillanten Buch. Der Tod von Demokratien wird strategisch, mutwillig und durch Abbröckeln von Traditionen herbeigeführt.

Fünf Jahre nach Erscheinen des Buchs ist ein abgewählter Trump auf dem Weg, Amerikas Demokratie final sturmreif zu schießen, Harvard hat nach dem Massaker der Hamas vermutlich ein Antisemitismus-Problem und die Republikaner schlagen gnadenlos Kapital daraus. Amerikas Demokratie und Geisteselite finden keine Mittel mehr, die Menschen wieder zusammenzuführen und einen realitätsverweigernden, rachsüchtigen, diktaturgeneigten Größenfantasten verlässlich von der Macht fernzuhalten. Tieftrauriger Befund.

Dankbar sein für das Feiern mit der Verwandtschaft

Deshalb bleibt uns - nun werde ich aus Verzweiflung wieder unernst - im Sturmtief der Vorweihnachtstage nur die finale Verzweiflungstat. Ladet Trump zu Weihnachten ein, kapert seine Omnipotenz-Fantasien, sagt zu ihm: Donald, mach weißen Schnee! Dann macht Donald keinen Schnee. Weil er es nicht kann. Ihr aber sagt zu ihm: Wow, welch ein Schnee! Und er glaubt an seinen Schnee und schwelgt im Vollgefühl seiner Macht. So richtet er keinen Schaden an.

Dies mein Weihnachts-Weltrettungsplan, der einen winzigen Haken hat: Er ist nur um den Preis zu haben, Weihnachten mit Trump zu verbringen. Ich kann verstehen, wenn Sie das nicht wollen. Aber vielleicht genießen Sie angesichts dieser Alternative erstmals seit Jahren das Feiern mit der buckligen Verwandtschaft. Schrecklichstes vor Augen, ergreift man gar dankbar der Schwägerin Hand. Ich wünsche fröhliche Weihnacht im Kreise der Lieben!

Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar geben die persönliche Sicht der Autorin / des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sich Kommentare bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NachGedacht | 22.12.2023 | 10:20 Uhr

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Rechtsextremismus

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