Stand: 19.03.2019 14:41 Uhr

Museum gibt Sammlungsstücke an Südkorea zurück

Das Museum für Kulturen und Künste der Welt in Hamburg hat zwei Sammlungsstücke an Südkorea restituiert: Es handelt sich dabei um steinerne Grabwächterfiguren aus dem 16. Jahrhundert, die vor 32 Jahren illegal in den Besitz des Museums gelangt waren. Treibende Kraft für diese Art der "Selbstreinigung" des Hauses ist seit ihrem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren die Direktorin Barbara Plankensteiner.

Frau Plankensteiner, die beiden Figuren wurden 1983 in Südkorea gekauft, nach Deutschland ausgeführt und 1987 an das Museum verkauft. Das klingt zunächst nach ganz normalem Kunsthandel. Was ist daran illegal?

Die Direktorin des Hamburger Völkerkundemueseums, Barbara Plankensteiner. © Museum für Völkerkunde Hamburg Foto: Paul Schimweg
Die Direktorin des Hamburger MARKK, Barbara Plankensteiner, setzt auf Veränderung.

Barbara Plankensteiner: Illegal daran ist, dass die Stücke schon damals entgegen der herrschenden Rechtslage in Korea ausgeführt worden sind; sie sind nicht deklariert worden. Es gab damals schon eine Gesetzgebung, die die Ausfuhr dieser Art von Objekten regelte.

Zuletzt ist im Zusammenhang mit Restitutionen immer wieder von NS-Raubkunst und von Sammlungsstücken aus kolonialem Kontext die Rede gewesen. Machen Sie noch einmal ein neues Fass auf?

Plankensteiner: Nein, das ist überhaupt kein neues Fass. Im letzten Jahrzehnt haben einge andere Museen in Deutschland auch Gegenstände zurückgegeben, die illegal am Kunstmarkt erworben worden sind, entgegen von bestehenden Ausfuhrregelungen. Das folgt der UNSECO-Konvention, die auch Deutschland ratifiziert hat.

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Können Sie ausschließen, dass Sie noch mehr solcher Güter in Ihrer Sammlung haben? Allein Ihre Korea-Sammlung umfasst mehr als 2.700 Objekte - vom Rest ganz zu schweigen. Da dürfte wahrscheinlich noch einiges anfallen. Wie wollen Sie das überprüfen?

Plankensteiner: Der Rest der Korea-Sammlung ist im 19. Jahrhundert entstanden und wurde in Zusammenarbeit mit unseren koreanischen Museumskollegen erforscht und auch publiziert. Die Kollegen haben nichts festgestellt, was sie als unrechtmäßig in unserem Besitz empfinden würden. Andere Gegenstände erfasst man in der Regel dann, wenn man sich näher mit den Objekten beschäftigt und sich die Provenienz der Objekte ansieht.

Ich glaube, dass sich etwas in der Haltung der Museen verändert hat. Man kann sagen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten die Museen sehr streng darauf geachtet haben, dass sie keine Objekte erwerben, die vielleicht aus illegalem Raubgut, aus Raubgrabungen etc. stammen. Wir halten uns hier schon länger an internationale Regelungen und an die UNESCO-Konventionen. Es kann aber sein, dass es noch vorher solche Sammlungseingänge gegeben hat, die wir, wie in diesem Fall, melden würden.

Eine Rückgabe nach Korea scheint verhältnismäßig problemlos - wie sieht es anderorts aus? Gerade bei Rückgaben in afrikanische Länder ist oft nicht ganz sicher, wo es genau hinkommt. Wie wollen Sie da auf Nummer sicher gehen?

Plankensteiner: In dem Moment, wo festgestellt wird, dass sich ein Gegenstand unrechtmäßig in unserem Besitz befindet und man eine Rückgabe beschließt, ist es nicht mehr in unserer Verantwortung, was mit den Gegenständen dann vor Ort geschieht. Das ist die Verantwortung des Eigentümers, was er mit den Gegenständen macht und wie er sie aufbewahrt. Man kann in der Regel davon ausgehen, dass die Dinge sehr gut aufbewahrt werden.

Frankreich hat kürzlich in Sachen Restitution eine Vorreiterrolle übernommen, als Präsident Macron - auf Anraten der Kunsthistorikerinnen Bénédicte Savoy und Felwine Sarr - alle Museen in Frankreich angewiesen hat, ihre Sammlungen zu überprüfen und unrechtmäßig in deren Besitz gekommene Stücke zu restituieren. Ist das auch für Deutschland ein gangbarer Weg?

Plankensteiner: Dieser Bericht ist von Macron in Auftrag gegeben worden, zur Kenntnis genommen, aber nicht umgesetzt worden. Wir wissen noch nicht, wie jetzt in Frankreich mit diesen Empfehlungen umgegangen wird. Ich glaube nicht, dass man das auf deutsche Verhältnisse umlegen kann. Der Bericht ist eigentlich mehr ein politisches Manifest, und er war unglaublich wichtig, um ein Bewusstsein zu schärfen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Aber er gibt nicht wirklich konkrete Vorgaben oder Hinweise, wie dieser ganze Prozess vonstatten gehen soll. Das ist etwas, was wir hier in Deutschland auf Museumsebene mit der Politik beschließen müssen. Da gibt es jetzt diese Eckpunkte, die von der Kulturministerkonferenz veröffentlicht worden sind, und die geben einen guten Handlungsrahmen und einen Auftrag an die Museen vor, die jedes Museum vor Ort mit seinen Trägern verhandeln muss.

Setzen diese Eckpunkte Sie eher unter Handlungsbedarf, oder fühlen Sie sich unterstützt?

Plankensteiner: Ich sehe das schon als seine Unterstützung, weil man erkennt, dass hier ein Handlungsbedarf besteht, der nicht alleine nur von den Museen beantwortet werden kann. Der ganze Prozess geht auch einher mit umfassenden Recherchen, Aushandlungsprozessen, ist auch mit Kosten verbunden, und da erhoffen wir uns natürlich Unterstützung. Deswegen finde ich, dass das ein sehr hilfreiches Papier ist.

Das Interview führte Jürgen Deppe

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 19.03.2019 | 19:00 Uhr

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