Zwei Frauen stehen sich an einem Tisch gegenüber. Im Vordergrund liegt ein Gerichtshammer. © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Monique Wuestenhagen

Wenn der Streit ums Erbe befreit

Stand: 22.09.2022 11:45 Uhr

Ein Bett war der Enkelin versprochen und landet dann doch im Müll. Ein Grund für Familienstreit? Gott sei Dank nicht, sagt Ina Brinkmann. Ein Kind löst das Problem.

von Pastorin Inga Brinkmann

In einem Anfall von innerem Höhenflug ist es im Container gelandet. In hohem Bogen. Zusammen mit dem wackeligen Kinderstuhl und dem vergilbten Tisch aus Resopal. Und den vielen, vielen anderen geerbten Stücken. Geerntet aus Generationen. Abgelebtes Zeug. Nicht schön. Nicht mal selten. Also weg damit. Endlich. Das Knacken. Das Bersten. Die Splittergeräusche. Als ob es die Familienlasten wären. Welch eine Befreiung. Die Bande vom Herzen brechen gleich mit. 

Nur das Bett aus der Gründerzeit. Es hätte bleiben sollen. Der Enkelin war es versprochen. Geburtsstätte von drei Kindern in den Vorkriegszeiten. Sterbeort der Großmutter in den 1980ern. Halbes Ehegemach. Jetzt einzeln. Verwitwet gewissermaßen. Durchgesägt. Wackelig und verzogen. Freilich auch das. 

Sich zu lösen kann eine Befreiung sein

Zugegeben, es war keine Glanztat. Seither befällt sie Scham, wenn sie daran denkt. Weil sie die ersterbende Stimme ihrer Tochter noch immer im Ohr hat. Den Vorwurf durchs Telefon. "Das Bett hatte Oma mir versprochen!" So ist die Enkelin jetzt ihrer Mutter böse und die wiederum auf ihre Mutter. Posthum. Schweigen seither. Bis die Tochter der Enkelin fragt: "Mama, wo hätte das Bett bei uns denn stehen sollen? Wir haben doch keinen Platz." Welch eine Befreiung. Jetzt endlich auch hier.

So geht’s, wenn es im Matthäus-Evangelium heißt: "Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein."

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NDR 1 Welle Nord | 22.09.2022 | 19:05 Uhr

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