Ein Mädchen hält ein Schild mit der Schrift "Stop Putin" in der Hand. © picture alliance / Photoshot

Fehrs: Wir brauchen friedliche Bilder vor Augen"

Stand: 01.03.2022 13:00 Uhr

Während Russland immer mehr Städte in der Ukraine angreift, demonstrieren Hundertausende Menschen für ein Ende des Krieges. In ökumenischen Andachten beten die christlichen Kirchen für Frieden.

von Bischöfin Kirsten Fehrs

Zum Glück gibt es auch diese tröstlichen Bilder: Ein Rosenmontagszug als Friedensdemo. Hunderttausende auf den Straßen, in Berlin, in Köln, in vielen Städten. Menschenmengen für den Frieden in Europa. Auch bei uns in Hamburg. Eine volle St. Petri-Kirche am Wochenende, als Iryna Tybinka, die Generalkonsulin der Ukraine mit hörbar bewegter Stimme sagt: "Wir lieben unser Land. Und wir lieben unsere Freiheit." Viele Tränen fließen in dieser Stunde. Die Gemeinschaft tröstet. Man ist nicht allein mit dem Erschrecken, mit der Angst, mit der Wut auf diesen Despoten Putin, der das Völkerrecht mit Füßen tritt und über unzählige Ukrainer Leid und Schmerz bringt.

"Selig sind, die Frieden stiften"

Und ja, zum Glück gibt es auch diese Bilder - einzelne, kleine Gruppen von Menschen in russischen Städten, die Transparente tragen mit dieser kurzen, knappen Botschaft: "Nein zum Krieg!" Was für ein Mut. "Selig sind, die Frieden stiften", hat Jesus gesagt, "denn sie werden Gottes Kinder heißen." Ja, Gott hat sie, diese Kinder auf der Welt, die sich couragiert für den Frieden einsetzen, laut oder leise, mutig oder verzagt, immer aber tief berührt vom Unrecht und vom Leid der Menschen in der Ukraine. Denn auch das steht in diesen so gültigen alten Seligpreisungen: Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.

Fehrs: "Ein Riss geht durch die Weltgeschichte"

Bischöfin Kirsten Fehrs sieht in die Kamera. © Nordkirche
Der Krieg in der Ukraine zerreiße uns auch innerlich, sagt Bischöfin Kirsten Fehrs.

Letzte Woche Donnerstag, am 24. Februar, ist ein Riss durch die Weltgeschichte gegangen, der uns auch innerlich zerreißt. Denn was wird aus unserem klaren "Nein zum Krieg", wenn eben nicht alle an einer friedlichen Lösung interessiert sind? Was, wenn wir es mit solch einem Despoten zu tun haben, der mit irrem Machthunger rohe Gewalt ausübt und einem ins Gesicht lügt?

Es braucht klaren Widerstand gegen Unrecht und Gewalt. Worte allein reichen dazu nicht aus. Und zugleich wissen wir: Drohung, Eskalation, Gegengewalt gefährden ebenso den Frieden. Wir brauchen jetzt ein heißes Herz, aber auch einen kühlen Kopf. Und: friedliche Bilder vor Augen. Von Menschen, die all ihre Kraft und Findigkeit aufbringen, damit der Friede eine Chance bekommt. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Ich wünsche Ihnen friedenssehnsüchtigen Tag.

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Wolnowacha: Ermittler untersuchen einen Explosionsort in der Nähe eines Einkaufszentrums in der Region Donezk. © AP/dpa Foto:  Alexei Alexandrov

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 02.03.2022 | 09:40 Uhr

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