Vitali Klitschko (r), Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Box-Profi, und sein Bruder Wladimir Klitschko, ebenfalls ehemaliger Box-Profi, schauen auf ein Smartphone im Rathaus in Kiew. © Efrem Lukatsky/dpa/AP Foto: Efrem Lukatsky

Die Klitschkos im Krieg in Kiew

Sendedatum: 01.03.2022 19:05 Uhr

Ein Bild hat mich in den vergangenen Tagen nicht mehr losgelassen. Es zeigt den ehemaligen Boxweltmeister Vitali Klitschko in Kampfuniform. Nein, nicht in seiner Boxerhose, sondern im Tarnanzug mit einem Maschinengewehr in der Hand.

von Pastor Jaan Thiesen

Das Bild ist zwar schon ein Jahr alt, aber im Zuge des Krieges in der Ukraine, wurde es vielerorts wieder verwendet. Es zeigt, wie die prominentesten Menschen des Landes bereit zu sein scheinen, alles zu geben, um ihr Land zu verteidigen. Während Wladimir Klitschko bereits Anfang Februar der Reservistenarmee der Ukraine beitrat, zeigte sich sein älterer Bruder und Bürgermeister von Kiew, Vitali, zu Beginn des Krieges auch offen dafür. Die Klitschkos im Krieg.

Mich bewegt das Ganze sehr. Die Klitschkos sind doch reich und berühmt - sie könnten in jeder Stadt der Welt ein neues Zuhause finden. Vor allem hier in Deutschland, wo sie so lange gelebt haben und so viele Fans und Freunde haben. Aber offensichtlich wollen sie das nicht. Sie stellen ihre eigene Sicherheit unter das Wohl ihres Landes. Unter das Wohl ihrer Mitbürger. Unter freiheitliche und demokratische Grundüberzeugungen.

Das Wohl anderer über das eigene stellen

Und damit sind sie nicht die einzigen. Menschen, die bereit sind, das Wohl anderer und ihre Ideale über ihr eigenes Wohl zu stellen, gibt es in der Ukraine viele. Und in all den anderen Kriegen und Konflikten auch. Ich merke, wie ich das gleichermaßen bewundernswert wie verwirrend finde. Denn ich frage mich auch, wofür ich bereit wäre, bis zum Letzten zu kämpfen? Ich weiß es nicht. Und ich hoffe, dass ich nie in die Situation komme, diese Frage beantworten zu müssen.

Diese gemischten Gefühle sind für mich nur schwer auszuhalten. Darum bete ich in letzter Zeit oft. Gott kann ich das erzählen, wie mich das Ganze mitnimmt. Welche Sorgen ich mir mache. Und um wen ich mich sorge. Gott kann ich aber auch meine Zweifel erzählen. Und meine Wut an ihm auslassen. Meistens aber bitte ich nur, dass er all die Menschen in diesem Krieg vor Unglück bewahrt. Herr erbarme dich!

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 01.03.2022 | 19:05 Uhr

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