Kolumne: "Aktion Wärmewinter will gelebte Solidarität stärken"
Die Reichen sitzen im Winter im Warmen - und die Armen müssen frieren? Pastorin Annette Behnken meint, es geht nur mit gelebter Solidarität. Hier setzt die Aktion der EKD und Diakonie unter dem Hashtag #Wärmewinter an.
Ich merke es nicht nur bei mir, dass wir dünnhäutiger werden: Mit diesem Winter kommt viel Ungewisses auf uns zu. Alles spitzt sich zu. Krieg, Klimakrise. Und die Angst, dass das ganz normale Leben zu teuer wird. Das geht ans Nervenkostüm. De facto werden immer mehr Menschen immer ärmer. Nicht zu wissen, wie die laufenden Rechnungen bezahlt, die Kinder warm und satt durch den Winter gebracht werden können, das ist furchtbar. Und dann soll das Leben auch noch aus anderen Dingen bestehen kann, als Angst und Stress.
#IchBinArmutsbetroffen - Viele Frauen organisieren sich
Unter #IchBinArmutsbetroffen hat im Frühjahr eine Frau etwas Erstaunliches angezettelt: Sie hat ihre Geschichte erzählt, wie Hartz IV gar nicht reicht für ihr Kind und sie. Wie sie es leid ist, in Schubladen gesteckt, nicht ernst genommen zu werden. Mich beeindruckt das so, weil armutsbetroffene Menschen sich eher verstecken, sich schämen, weil sie als faul und unfähig gelten. Aber hier haben Viele mitgemacht, zeigen sich. Erzählen ihre Geschichten. Vernetzen sich. Organisieren sich. Und machen uns vor, was wir brauchen. Da kann man vor jedes einzelne Wort ein Hashtag setzen. Solidarität. Wärme. Offene Herzen. Offene Türen.
Gelebte Solidarität geht nur zusammen
Und genau darum - und damit Hashtag nicht Hashtag bleibt - gibt es jetzt den #wärmewinter. Eine Aktion der Evangelischen Kirchen und der Diakonie. Die mir Hoffnung macht, weil sie gelebte Solidarität stärkt. Und weil das nur zusammen geht, richtet sie sich an alle: An die, die etwas brauchen und die, die etwas zu geben haben. Also, wenn Sie zum Beispiel Ihre Energiepauschalen und Unterstützungen gar nicht brauchen, geben Sie sie weiter, direkt an Menschen, die es wirklich brauchen oder an soziale Initiativen. Aber auch Zeit. Erfahrung. Dasein. Mittragen. Einer des andern Last.
Und die, die Unterstützung brauchen, für die Seele, fürs Konto - scheuen Sie sich nicht. Sie finden Hilfe in Ihren Kirchengemeinden. Und irgendwann sind Geben und Nehmen kaum mehr voneinander zu unterscheiden, sondern gehen fließend ineinander über. Wenn wir mitmachen. Das ist das Wesen von Solidarität.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.
