Mitternachtsbus hilft Obdachlosen seit 25 Jahren
Essen und Getränke hat er an Bord, außerdem Isomatten, Schlafsäcke und warme Kleidung: Der Mitternachtsbus der Diakonie Hamburg versorgt obdachlose Menschen. Jeden Abend. Und das seit 25 Jahren.
Schon in 90er Jahren lebten in Hamburg viele Menschen auf der Straße. Deshalb habe der damalige Landespastor Stephan Reimers gemeinsam mit Ehrenamtlichen den Mitternachtsbus initiiert, erläutert Sonja Norgall. Sie leitet das Projekt. "Und der Gedanke war, vor allem in den Wintermonaten die Menschen in den Blick zu bekommen und sie vor dem Erfrieren zu retten", so Norgall weiter. An dieser Situation habe sich bis heute leider nichts wesentlich geändert, sagt Sonja Norgall. Offiziell leben etwa 2.000 Menschen in Hamburg auf der Straße. "Unser Bus fährt inzwischen auch das ganze Jahr, wirklich jeden Abend zwischen 20 Uhr und Mitternacht, ungefähr 30 Haltepunkte an - quer durch die Innenstadt."
"Die Situation ist oft bedrückend"
Klaus Essner engagiert sich seit etwa sieben Jahren ehrenamtlich beim Mitternachtsbus. Eine Arbeit, die ihn erfüllt. Und durch die er seine Stadt noch mal ganz anders kennengelernt hat. "Also, wenn wir darüber sprechen, dann hatte ich mal für mich diesen Begriff 'Hamburg von hinten' geprägt, weil es die Seite von Hamburg ist, die man normalerweise nicht sieht." Das seien Tunnel, das seien Brücken, das seien Parks, wo es einfach stockduster sei, und wenn man dahin gehe, dann sehe man Menschen die lägen in ihren Schlafsacken, auf ihren Isomatten, beschreibt Esser die Situation.
Bedrückend findet er das. Und trotzdem sei es wichtig, dass die Stimmung im Bus fröhlich bleibe, erklärt er "Man hält an, man macht die Tür auf, führt Gespräche, versorgt die Obdachlosen mit Getränken, gibt etwas zu essen." Und wenn man dabei einen gewissen Frohsinn habe, das übertrage sich. Manchmal kommen sogar ein paar Witze zurück, obwohl die Rahmenbedingungen eigentlich nicht danach sind.
Mitternachtsbus wird allein aus Spenden finanziert
Die Leute vom Mitternachtsbus informieren auch über Hilfsangebote, ärztliche Betreuung oder Sozialberatung. Und sie haben immer ein offenes Ohr für ihre Gäste. Wenn man die Tour hinter sich habe, nachts so um halb eins, und dann in dem ganz ruhigen Hamburg nach Hause fahre, dann gehe ihm schon durch den Kopf, dass man eigentlich gerade was ganz Schreckliches erlebt habe, sagt Esser. Und trotzdem habe er das Gefühl, "diese Zeit war absolut sinnvoll verbracht."
Und Sonja Norgall ergänzt: Die eigene Dankbarkeit für das, was man habe, wächst. Getragen wird der Mitternachtsbus allein durch Spenden. "Wir freuen uns, wenn viele Menschen an uns denken, fragen uns aber auch: Warum müssen in so einer wohlhabenden Stadt wie Hamburg 2.000 Menschen auf der Straße leben?" Norgall macht sich Sorgen um diese Menschen: Obdachlosigkeit dürfe nicht akzeptiert oder normal werden.
