Kolumne: "Sich mal in die Schuhe eines anderen stellen"
"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist": Das ist die biblische Jahreslosung aus dem Lukasevangelium für das Jahr 2021.
Sich mal in die Schuhe eines anderen stellen. Und die Welt aus seinen oder ihren Augen betrachten. Das ist vermutlich einer der lebensklügsten Ratschläge, wenn einem ein gutes Miteinander in Familie und Gesellschaft am Herzen liegt. Die berühmte "Goldene Regel". Man soll andere Menschen so behandeln, wie man selber behandelt werden will. Steht schon in der Bibel, im Lukas-Evangelium.
Es beginnt bei Kleinigkeiten: Mein aus der Form geratener Kirschlorbeerbaum verschattet die Terrasse meines Nachbarn - warum in aller Welt ist der nur so sauer? Und es endet vor Gericht, wenn Psychologen sich Gedanken über die Kindheitserfahrungen eines Gewalttäters machen, und dieses bei der Urteilsfindung einbeziehen.
Bibel ist voll von Geschichten über Mitgefühl
Die Bibel ist voller Geschichten, die für Mitgefühl für den anderen werben. Egal, ob es um abenteuerlustige Söhne, verlorene Schafe, Hunger am Sabbat oder Feindesliebe geht. Jesus war sich nicht zu gut für andere Menschen, er ließ ihre Sorgen und Nöte an sich heran. Er war ein Meister darin, die Perspektive der anderen einzunehmen. Und mit seinem Verhalten und seinen wunderbaren Gleichnissen weist er auf den, der ihm diese Liebe eingegeben hat. Gott, den er seinen Vater nennt.
"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist." Ein Wort Jesu. Das ist die biblische Jahreslosung aus dem Lukasevangelium für das neue Jahr 2021.
Empathie und Barmherzigkeit als Richtschnur für 2021

Wie schön, dass sich hier ausnahmsweise mal alle Weltreligionen einig sind. Barmherzigkeit ist die herausragende Eigenschaft Gottes. Wer Gott - egal in welchem Namen wir ihn anbeten - in seinem Leben eine Bedeutung gibt, der hat mit der Jahreslosung eine kluge Richtschnur für ein gutes Miteinander im neuen Jahr. Empathie und Barmherzigkeit. Der einfachste Weg dahin: sich in die Schuhe des andern stellen und die Welt mit seinen oder ihren Augen sehen. Dafür ein Kreuz des Glaubens.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.
