Ein Kornfeld in Grohnde. © NDR Foto: Rolf Sander

Getreide - Brot des Lebens für Millionen Menschen

Stand: 07.07.2022 11:30 Uhr

Die russische Invasion in der Ukraine hat globale Folgen für die Lebensmittelsicherheit. Viele Millionen Tonnen Getreide hängen noch immer an der Schwarzmeerküste fest.

von Pastor Thomas Kärst

Vor Kurzem habe ich einen alten Freund getroffen, mit dem ich zusammen zur Schule gegangen bin, 40 Jahre ist das jetzt her. Als Jugendliche haben wir damals in den Ferien oft Fahrradtouren unternommen, manchmal nur für einen Tag, manchmal für eine Woche. Einmal waren wir auch einen Monat unterwegs, da sind wir quer durch Deutschland gefahren.

Und so hatten wir uns jetzt vorgenommen: Mal schauen, was wir noch so schaffen, zwei Mittfünfziger auf ihren Rädern. Und wir sind an einem Wochenende durch Ostholstein geradelt, von Lübeck-Travemünde hoch an der Küste über Scharbeutz und Haffkrug bis hinüber nach Eutin und Malente. Herrlich war das. Die kleinen Straßen fast ohne Autos, die größeren Straßen fast alle mit Radwegen, immer durch Büsche und Bäume von den Autos getrennt. So viel Natur, so viele Vögel, so ein Gesumme und Gebrumme von Insekten!

Europas Kornkammer ist wichtig für die Ernährung der Welt

Am stärksten beeindruckt hat mich jedoch die Fahrt durch die Kornfelder. Das wogende Meer der Ähren, Millionen von Körner, die da auf die Ernte warten. Und dann der Duft: Man riecht fast schon das Brot, wenn der warme Sommerwind über das Feld streicht.

Ich dachte ganz spontan an den Vers aus dem Vaterunser: "Unser tägliches Brot gib uns heute." Hier wächst es also aus der schwarzen Erde, unser wichtigstes Lebensmittel. Was für eine Gabe Gottes! Doch als ich so dahinradelte, musste ich auch an die Ukraine denken, die Kornkammer Europas, so wichtig für die Ernährung der Welt. Kornfelder, die zum Schlachtfeld geworden sind. Getreide, das zur Waffe wird, wenn es nicht in die Welt hinaus verschifft wird und wenn es nicht zu Brot gebacken werden kann.

"Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld." So geht es im Vaterunser weiter. Lasst uns hoffen und beten, dass das Blutvergießen aufhört. Damit auch das Korn auf den Feldern der Ukraine wieder zum Brot des Lebens werden kann für Millionen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 07.07.2022 | 09:40 Uhr

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