Angst ist ein schlechter Nährboden für Kirche von morgen
Viele Amtsträger in der katholischen Kirche halten an alten Lehrsätzen fest. Doch damit grenzen sie Menschen immer wieder aus. Hält die Obrigkeit daran fest, weil sie Angst haben, die Kontrolle über die Menschen zu verlieren?
Solch eine Vermutung ist nicht aus der Luft gegriffen, birgt doch jede Änderung der kirchlichen Lehre eine Gefahr, neuem Denken Tür und Tor zu öffnen. Und das gefährdet natürlich die gefühlt unumstößlichen Vorgaben des Lehramtes, mit dem die Kirche das Leben der Gläubigen reglementiert.
Statt einer befreienden Botschaft gibt es weit mehr als Zehn Gebote. Viele formuliert aus Angst vor der Freiheit der Menschen. Die Kirche hatte über Generationen so eine Art Pastoralmacht: Die Hirten, also die Leitenden, wollten die Schäfchen führen - durch alle Bereiche des Lebens. Und die Angst vor einem möglichen Machtverlust hat das Lehramt mehr als nur beharrlich gemacht. Es hat an allem festgehalten, egal wie fragwürdig so manche Tradition entstanden ist.
Kritik an rein männlicher Leitung der katholischen Kirche
Doch katholische Frauen und Männer halten sich nicht mehr an alles, was vorgegeben ist. Und das betrifft nicht nur Fragen der Sexualmoral oder das Thema Homosexualität. Für viele hat das Lehramt längst seine Deutungshoheit verloren. Seit geraumer Zeit wird die rein männliche Leitung der Kirche hinterfragt, viele drängen darauf, getaufte Frauen und Männer nicht immer erst dann zu holen, wenn es keinen Ausweg mehr gibt. Es ist an der Zeit, die Gestalt der Kirche zu verändern, damit sie ihrem Auftrag treu bleiben kann. Doch da sind auf der anderen Seite jene, die an der Tradition festhalten wollen. Als ob die sich nie verändert hätte, also gewachsen wäre.
Kirche von morgen muss dienen, nicht bestimmen
Immer wieder ist zu hören: Die Kirche bleibt nur, wenn sie bewahrt wird, also konserviert. Aber auf jeder Konservendose ist ein Haltbarkeitsdatum aufgedruckt. Die Kirche steht in einer lebendigen Tradition, in der es darum geht, den Menschen zu dienen, für sie da zu sein. Das heißt nicht, über sie zu bestimmen. Schon heute wächst die Kirche von morgen heran. Angst ist dafür ein schlechter Nährboden. Mut und Gelassenheit wären angebracht, glauben Getaufte doch: Gott ist mit uns unterwegs.