Hand in Hand: Zweites Zuhause im Jugendzentrum Alsterdorf
Kinder stehen im Mittelpunkt von "Hand in Hand in Norddeutschland". Im Rahmen der NDR Benefizaktion stellen wir Projekte, die Kindern, Jugendlichen und Familien helfen, vor.
Wer draußen an der Straße vorbei geht, könnte es glatt übersehen: Das Kinder- und Jugendzentrum Alsterdorf liegt etwas versteckt in der zweiten Reihe. Ein eingeschossiges Gebäude, die Wände mit bunten Graffiti bemalt, rundherum ein großer Spielplatz mit Klettergeräten und Tischtennisplatte. Im Jugendzentrum hat das Team immer ein offenes Ohr für die Fragen und Probleme der Kinder und Jugendlichen. Gerade jetzt ist das bitter nötig.
Treffpunkt im Freien
"Wir sind eine kleine Einrichtung des Deutschen Kinderschutzbundes und bieten offene Kinder- und Jugendarbeit an", sagt Wiebke Sommermeyer, die das Haus seit 31 Jahren leitet. Weil das Wetter gut ist, sitzt sie mit ihrem Team draußen vorm Eingang - wie häufig in den vergangenen eineinhalb Jahren: "Wir haben fast die gesamte Corona-Zeit draußen verbracht." An jedem Wochentag ab 14 Uhr können Kinder und Jugendliche aus Alsterdorf und Umgebung vorbeikommen - zum Spielen, Basteln oder Klönen, auch Nachhilfe wird angeboten. Kein Tag ist wie der andere.
Ein zweites Zuhause
"Für mich ist das Kinder- und Jugendzentrum mein zweites Zuhause", sagt Marvin. Der 16-Jährige kommt regelmäßig her. "Man fühlt sich einfach wohl hier, alles ist sehr familiär. Bewerbungen schreiben, private Situationen - hier wird einem immer und bei allem geholfen." Mittlerweile gehört der 16-Jährige selbst mit zum Team, macht Geländespiele mit den Jüngeren oder singt mit ihnen.
Studentin Cara bietet regelmäßig Förderunterricht im Kinder- und Jugendzentrum an. "Im Lockdown, als wir das Haus zu machen mussten, habe ich Online-Nachhilfe gegeben. Später haben wir uns dann teilweise hier draußen auf den Spielplatz gesetzt und unter freiem Himmel die Nachhilfe gemacht". Die lange Zeit, in der die Schulen geschlossen waren, sei für viele Kinder und Jugendliche schwierig gewesen: "Dieses ständige vorm-Laptop-Hocken in der kleinen Wohnung. Das hat viele echt erschöpft", sagt Cara.
Corona hinterlässt Spuren
Wiebke Sommermeyer kennt Familien, in denen es richtig schwere Probleme gab. Die Corona-Zeit, sagt sie, hat bei vielen Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen: "Ich habe das Gefühl, dass sich viele sehr zurückgezogen haben und in ihrer eigenen Welt leben, ohne soziale Kontakte nach außen." Gerade jetzt sei es für die Kinder und Jugendlichen wichtig, wieder einen regelmäßigen Anlaufpunkt zu haben. Drei Jungs spielen auf dem Hof Tischtennis, auch am Kickertisch ist immer Betrieb. Im Gemeinschaftsraum gibt es jede Menge Gesellschaftsspiele und Bücher. In kleinen Gruppen können sie inzwischen auch die Innenräume wieder nutzen.
Gemeinsam zu Abend essen
In der engen Küche bereitet Wiebke Sommermeyer das gemeinsame Abendessen vor. Lauch-Hackfleisch-Suppe gibt es heute. "Hätten wir kein Corona, stünde ich jetzt hier mit drei Kindern. Seit Corona koche ich leider alleine", erklärt sie. Dafür planen sie zusammen, was gekocht wird und die Kinder gehen oft einkaufen. Die Leiterin des Kinder- und Jugendhauses wünscht sich, dass jedes Kind lernt, ein paar Gerichte selbst zu kochen: "Ich möchte ihnen beibringen, dass es geht, preisgünstig verhältnismäßig gesunde Sachen zuzubereiten."
Auch Marc bleibt heute zum Essen. Er trifft sich gern mit seinen Freundinnen und Freunden im Kinder- und Jugendzentrum Alsterdorf. Am liebsten spielt er Kicker und Tischtennis oder liest Bücher. "Mit Corona ist alles blöd", sagt der 11-Jährige: "Es ist, als wäre ich damit aufgewachsen. Ich kann mich gar nicht mehr an die Zeit erinnern, wo kein Mundschutz war. Mein ganzes Leben ist gerade durcheinander."
Auf Spenden und Unterstützung angewiesen
Das Team im Kinder- und Jugendzentrum Alsterdorf tut alles dafür, den Kindern und Jugendlichen gerade auch in der jetzigen Krise zur Seite zu stehen. Dafür sind sie auf Spenden und Unterstützung angewiesen. Ein aktuelles Beispiel: "Um weiter zusammen kochen und essen zu können, brauchen wir dringend einen neuen Kühlschrank und einen neuen Backofen. Beides ist kaputt", sagt Sommermeyer. Und einen ganz großen Traum hat die Leiterin auch noch: Zu gern würde sie nach der schwierigen Corona-Zeit mit ein paar Jugendlichen auf einen Bauernhof nach Irland reisen.
