Franziska Wildfeuer: Aus Lübeck in die große Schiri-Welt
Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer vom VfB Lübeck darf nun auch internationale Fußballspiele leiten. Sie folgt bei der FIFA auf Bibiana Steinhaus, die ihre Karriere im Herbst beendet hat.
Die Fußstapfen, in die Franziska Wildfeuer tritt, sind groß. Aber die 27-Jährige ist ehrgeizig genug, sie auszufüllen. Kurz vor Weihnachten flatterte der Schiedsrichterin die freudige Nachricht ins Haus: Sie steht auf der FIFA-Liste für 2021 und darf damit künftig auch internationale Spiele leiten. Als "ein besonderes Weihnachtsgeschenk" betrachtet die Wahl-Lübeckerin ihren Aufstieg. So schnell hatte sie damit eigentlich nicht gerechnet.
Anfang des vergangenen Jahres hatte sie sich vorgenommen, den Schritt ins internationale Fußballgeschäft binnen zwei oder drei Jahren zu vollziehen - oder die Schiedsrichterei ganz an den Nagel zu hängen. "Dass durch das Karriereende von Bibi jetzt überraschend so schnell ein Platz im FIFA-Bereich frei geworden ist, war für mich persönlich dann auch ein wenig Glück", sagt Wildfeuer in einem Interview für die Website des VfB Lübeck.
Ihre Frau ist auch fußballbegeistert
Sie arbeitet als selbstständige Physiotherapeutin in Bad Schwartau. Ärzte und Patienten hätten Verständnis für ihr zeitaufwändiges Hobby, sagt Wildfeuer. Und ihre Frau, mit der sie ein Kind hat, hat selbst Fußball gespielt. "So ist es möglich, dass wir Trainingseinheiten auch gemeinsam absolvieren können und dass sie auch an der Videoanalyse meiner eigenen Spiele interessiert ist und auch mal einen Tipp geben kann."
Wildfeuer stammt aus dem Bayerischen Wald. Bei der SpVgg Ruhmannsfelden spielte sie bis zur B-Jugend mit den Jungs Fußball. Als sie in eine Frauenmannschaft hätte wechseln müssen, "hatte ich keine Lust dazu". Ihren ersten Schiedsrichterlehrgang absolvierte sie eher aus Solidarität mit einem Vereinskollegen, doch dann führte sie dieser Weg steil nach oben.
Obmann Krohn: "Franzi ist die geborene Schiedsrichterin"
Als Wildfeuer im Herbst 2015 nach Lübeck kam, pfiff sie bereits in der Männer-Landesliga und der zweiten Frauen-Bundesliga. 2017 wurde sie in Schleswig-Holstein zur Schiedsrichterin des Jahres gewählt - vor ihren männlichen Kollegen. Es folgte der Aufstieg in die Frauen-Bundesliga und im Januar 2020 in die Männer-Regionalliga. Wegen der Corona-Krise hatte sie dort bislang aber nur wenige Einsätze.
Sie habe Spaß daran, "sich jedes Mal die Akzeptanz neu erarbeiten zu müssen, die unterschiedlichen Charaktere kennenzulernen und zu lenken", sagt sie. Die richtige Kommunikation sei dabei der Schlüssel für ein vernünftiges Miteinander zwischen Spielern und Referees: "Man kann vieles schon mit einer vernünftigen Ansprache in die richtige Richtung lenken." Hans-Peter Krohn, der Schiedsrichter-Obmann des VfB Lübeck, nennt "Franzi" einen "Kumpel durch und durch. Sie ist die geborene Schiedsrichterin und ich traue ihr ohne Weiteres auch den Sprung in die Männer-Bundesliga zu", sagt Krohn im Gespräch mit dem NDR.
FIFA-Test - Auf der Lohmühle schon bestanden
Als ihre bisherigen Highlights nennt Wildfeuer ein Frauen-Länderspiel als Assistentin in Moskau und eines zwischen England und Brasilien in Middlesbrough vor 30.000 Zuschauern, für das sie als vierte Offizielle nominiert war. Für März ist eine Turnierwoche für internationale U-19-Frauenteams im spanischen La Manga mit ihren Assistentinnen Levke Scholz (VfB Lübeck) und Isabel Steinke (Köln) geplant. Ob die Corona-Pandemie das zulässt, wird sich zeigen.
Für die Aufnahme in den FIFA-Kreis muss Wildfeuer nun noch einen Englisch-Test ablegen - und eine Fitness-Überprüfung, die etwas anders ist als die beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Aber daran sollte sie nicht scheitern: "Ich habe diesen neuen FIFA-Test vor einigen Tagen bereits auf dem Kunstrasen der Lohmühle schon mal ausprobiert."
