VfL Wolfsburg in der Champions League: Kohfeldts nächstes Debüt
Der VfL Wolfsburg trifft heute in der Fußball-Champions-League auf RB Salzburg. Trainer Florian Kohfeldt feiert seine Premiere in der Königsklasse, für den Club hat die Partie wegweisenden Charakter in Richtung Achtelfinale.
Nach drei Spielen steht der VfL noch immer ohne Sieg da - und verdankt es lediglich der ungewöhnlichen Tabellensituation in der Gruppe G (vier von sechs Partien endeten remis), dass die Chance aufs Weiterkommen noch besteht. Nach seinem erfolgreichen Einstand durch den 2:0-Bundesliga-Erfolg in Leverkusen herrscht beim neuen VfL-Coach Florian Kohfeldt Zuversicht.
Kohfeldt freut sich auf die Champions-League-Hymne
Wenn die Partie gegen den österreichischen Meister um 18.45 Uhr (im Livecenter bei NDR.de) angepfiffen wird, betritt der 39-Jährige Neuland. Noch nie hat er einen Club in einem europäischen Wettbewerb gecoacht. "Es ist mein erstes Champions-League-Spiel in verantwortlicher Position. Das sind Dinge, von denen jeder geträumt hat. Und jetzt darf ich dabei sein", gewährte Kohfeldt einen Einblick in seine Gefühlswelt.
"Die zwei, drei Minuten, wenn die Hymne läuft, werden schon sehr besonders für mich sein." VfL-Coach Kohfeldt über sein Europapokal-Debüt
In der Tat kennt der Trainer aus seiner Zeit bei Werder Bremen eher den Abstiegskampf in der Bundesliga, bestenfalls das eine oder andere emotionale und grandiose Flutlicht-Highlight im DFB-Pokal. Nun soll sein gelungener Bundesliga-Start in Wolfsburg den nötigen Rückenwind für ein erfolgreiches Debüt in der Königsklasse geben.
Schmadtke: "Der Glaube ist wieder zurück"
Vom Clubchef jedenfalls gab es jede Menge Lob: "Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Wichtig ist: Der Glaube ist wieder zurück", erklärte Manager Jörg Schmadtke im "sportbuzzer" und fügte hinzu: "Der Trainer hat wenig Zeit gehabt, aber die hat er genutzt und versucht, zwei, drei Dinge zu aktivieren - sowohl auf dem Trainingsplatz als auch mit Videosequenzen und mit Ansprache."
Kohfeldt lobt die Mannschaft
Kohfeldt selbst äußerte sich zurückhaltend und bescheiden: Zwar haben seine Personalentscheidungen in der Halbzeit entscheidend zum Sieg beigetragen, doch der VfL-Coach gab das Lob im NDR Interview gleich weiter: "Das hat kein Trainer erzwungen, sondern die Mannschaft, die eine hohe Intensität auf den Platz gebracht hat." Die Spieler hingegen sahen durchaus einen Trainereffekt: "Kohfeldt war sofort in unserem Kopf", sagte Abwehrchef Josuha Guilavogui.
Überhaupt - der Wolfsburger Kader: "Ich freue mich darüber, welche Spieler hier sind. Welche technischen Fähigkeiten, Dynamik und Robustheit existieren", sagte Kohfeldt und lässt Vergleiche mit seiner früheren Trainertätigkeit nicht an sich ran. "Die 20 Jahre Werder will ich nicht wegreden. Das gehört einfach zu mir. Aber es kann sich auch jeder darauf verlassen, dass ab jetzt 100 Prozent Wolfsburg gilt. Da geht meine Energie rein und nicht ein Tropfen Emotion weniger als vorher."
Dreierkette überzeugt
Im Unterschied zu Vorgänger Mark van Bommel lässt Kohfeldt den VfL defensiv mit einer Dreierkette agieren. Wichtig sei es gewesen, "der Mannschaft die Möglichkeit zu geben, diese Intensität auch auszuleben, dass keine Unsicherheit entsteht. Zu sagen: Verteidigt nach vorn, da ist noch einer." Tatsächlich präsentierten sich die "Wölfe" in Leverkusen fast so griffig und giftig wie im vergangenen Jahr und spielten erstmals seit dem vierten Spieltag wieder zu null.
Weghorst wieder im Training ...
Dieses Grundsätzliche, nach vorn zu verteidigen und mutig aufzutreten - das schmeckte dem neuen VfL-Trainer, der jedoch auch sagte, was ihm noch nicht passte: "Ausbaufähig ist mit Sicherheit unser offensives Positionsspiel und Lösungen gegen einen pressenden Gegner zu finden." Aber: "Daran lässt es sich definitiv leichter arbeiten mit einem Sieg."
... und Doppelspitze mit Nmecha?
Zudem kann Kohfeldt gegen Salzburg auf Torjäger Wout Weghorst setzen, der nach seiner Corona-Infektion wieder im Training ist und zur Verfügung steht. "Ich bin ein sehr großer Fan von Wout. Ich hatte über Video viel Kontakt zu ihm", freut sich Kohfeldt auf den Niederländer. Eine Diskussion, ob er gegen Salzburg Lukas Nmecha oder Weghorst spielen lasse, wolle er nicht aufmachen: "In meinem Kopf spielen häufig Lukas und Wout zusammen. Einen solchen Doppel-Sturm muss man erst mal verteidigen."
Kohfeldt will "null Risiko" bei Weghorst eingehen
Der VfL-Coach ließ jedoch noch offen, ob Weghorst bereits direkt wieder in der Startelf stehen wird. "Er hat gestern trainiert, das sah ordentlich aus. Aber wir müssen abwarten, wie er reagiert", sagte er am Montag. "Es ist schon so, dass der natürliche Weg eher ein Teileinsatz wäre. Ich werde mich da komplett auf die medizinische Abteilung verlassen und null Risiko eingehen. Wir haben am Wochenende bewiesen, dass wir in der Offensive auch andere Optionen haben."
Mögliche Aufstellungen:
Wolfsburg: Casteels - Lacroix, Guilavogui, Brooks - Baku, Arnold, Paulo Otavio - Vranckx, Gerhardt - L. Nmecha, Weghorst
Salzburg: Köhn - Kristensen, Onguené, Wöber, Ulmer - Seiwald, Camara, Aaronson, Sucic - Okafor, Adeyemi
