Oldenburgs Sportdirektor Sebastian Schachten © IMAGO / Nordphoto

VfB-Sportchef Schachten: "Wir wollen keine wilde Sau spielen"

Stand: 10.06.2022 14:47 Uhr

Sebastian Schachten ist in Norddeutschland kein Unbekannter. Der 37-Jährige spielte vier Jahre beim FC St. Pauli und will nun als Sportchef mit Drittliga-Aufsteiger VfB Oldenburg durchstarten. Im NDR Interview spricht er über die Saisonziele und Herausforderungen.

Sebastian Schachten, sechs Tage ist der Drittliga-Aufstieg mit dem VfB Oldenburg nun her - können Sie es mittlerweile schon so richtig fassen?

Sebastian Schachten: Natürlich haben wir das genossen. Aber so viel Zeit zum Genießen haben wir gar nicht. Den Trainer haben wir mit der Familie ein paar Tage wegfliegen lassen und auch die Mannschaft ist in ihren wohlverdienten Urlaub gegangen. Aber wir, als Team drumherum, haben natürlich schon eine Menge Arbeit - nicht nur, was die Kaderplanung angeht, sondern auch infrastrukturell. Insofern ist nicht an Urlaub oder Genießen zu denken.

Was bedeutet dieser Drittliga-Aufstieg für den Verein und für die gesamte Region?

Schachten: Man hat ja gesehen, dass wir innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren. Das zeigt schon, was das für die Leute bedeutet. Man sieht, dass Oldenburg eine extrem fußball-affine Stadt ist und die Menschen auch schnell wieder für den Fußball zu begeistern sind - auch wenn die letzten Jahre nicht immer einfach waren.

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Für Sie beginnt die Arbeit nun so richtig. Welche Baustelle gehen Sie zuerst an?

Schachten: Grundsätzlich möchte ich nicht zu viel von den Dingen preisgeben, die wir vorhaben, solange sie noch nicht in trockenen Tüchern sind. Aber wir werden mit den Jungs, deren Verträge auslaufen, zeitnah in die Gespräche gehen und mit Neuverpflichtungen sprechen. Wir haben eine sehr intakte Mannschaft und möchten einen Großteil halten. Grundsätzlich wollen wir keine wilde Sau spielen. Lassen Sie sich überraschen.

Wissen Sie mittlerweile schon, wie hoch Ihr Etat für die Dritte Liga sein wird?

Schachten: Konkret noch nicht. Es laufen gerade Gespräche, weil das Marschwegstadion modernisiert werden muss. Und es hängt dann natürlich auch von den Kosten ab. Wir hinken ein bisschen hinterher, sind aber auf einem guten Weg und hoffen, dass wir es zeitnah festgezurrt kriegen.

Sportlich ist der VfB zurück im Profifußball, die Infrastruktur ist allerdings noch nicht drittligatauglich. Sie haben nun die Heimstätte von Hannover 96 als Ausweichstadion benannt - sind Sie zufrieden mit der Entscheidung?

Schachten: Erstmal geht ein großer Dank an den Verein Hannover 96 und an Martin Kind, weil er ziemlich schnell gesagt hat: 'Ihr könnt das bei uns machen.' Das war ein Stück weit auch alternativlos, weil andere Optionen nicht hingehauen haben. Wir sind sehr dankbar, dass Hilfe gekommen ist - denn ohne wäre es nicht gegangen.

VfB Oldenburg darf im Marschwegstadion spielen

Aufsteiger VfB Oldenburg hat vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Lizenz für die Dritte Liga erhalten. Grundsätzlich darf der VfB seine Heimspiele im Marschwegstadion austragen, wie der DFB am Freitag mitteilte. Ausnahme sind Partien in der Frostperiode sowie Begegnungen, die nach 18.30 Uhr angesetzt sind. Diese bestreiten die Oldenburger aufgrund einer fehlenden Rasenheizung sowie aus Lärmschutzgründen in der Arena in Hannover.

Ein bisschen gilt in Ihren Planungen das Motto: wenig Geld, wenig Zeit. Wie schwierig ist diese Situation für Sie?

Schachten: Als Verein ist es natürlich so, dass wir mit der Planung hinterherhängen, weil wir erst seit der vergangenen Woche Planungssicherheit haben. Dass wir vielen Vereinen insbesondere im Finanziellen nachstehen, ist kein Geheimnis. Insofern versuchen wir, flexibel zu sein und mit guten Ideen Dinge hinzubekommen. Stand jetzt bin ich sehr zuversichtlich, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz bekommen werden.

Wofür soll Ihre Oldenburger Mannschaft stehen?

Schachten: Wir wollen die grundlegende Philosophie der vergangenen Saison beibehalten. Also eine Mannschaft, die sich in jedem Spiel voll reinhaut, die zu jedem Zeitpunkt 100 Prozent gibt, die aktiven und auch offensiven Fußball spielt. Grundsätzlich sind wir von unserer bisherigen Reise überzeugt und wollen die Tugenden auch beibehalten.

Sie selbst haben lange Zeit in Norddeutschland als Profi gespielt, unter anderem vier Jahre beim FC St. Pauli. Was haben Sie dort als Spieler gelernt, was Sie nun in Ihrer verantwortlichen Position gut gebrauchen können?

Schachten: Wenn man irgendwann die Seiten wechselt, dann verschieben sich zwangsläufig auch die Aufgaben, das ist klar. Ich habe auch als Spieler immer versucht, alles zu geben.

Ich möchte sehen, dass die Jungs in jedem Spiel alles raushauen. Dass sie mutig sind. Aber auch wissen, dass sie Fehler machen dürfen. Keinem wird der Kopf abgerissen, wenn er einen Fehler macht. So mutig haben wir auch in der vergangenen Saison gespielt, und das war auch schön anzusehen. Die Zuschauerresonanz zeigt, dass die Menschen das honorieren - da möchten wir weitermachen.

Das Interview führte Tom Gerntke

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 04.06.2022 | 14:00 Uhr

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