Hansa Rostocks Kai Pröger im Podcast: "Die Moral stimmt"
Quirlig, schnell, durchsetzungsstark und torgefährlich. Kai Pröger, der neue Mann im Mittelfeld beim FC Hansa Rostock, ist der Gast in der neuen Folge von SPOMV, dem Sportpodcast von NDR 1 Radio MV.
Als Kai Pröger pünktlich mit seinem Wagen auf das Gelände des NDR- Studios in Rostock fährt, wird am Geräusch eins relativ schnell klar: Ein Elektroauto ist das sicherlich nicht. Klein und wendig; bei den Extras gab es allem Anschein nach ein paar PS obendrauf. Weiße Turnschuhe, weiße Hose, helles Hemd. Das Outfit passt. Seine 30 Jahre sieht man ihm nicht an, er wirkt jugendlich: flotte, blonde Kurzhaarfrisur. Er ist offensichtlich neugierig auf das, was da gleich im Studio passiert. Für Kai Pröger, so der erste Eindruck, ist das hier kein Pflichttermin. Gut gelaunt ist er, trotz der Niederlage gegen Hannover 96. Die Aufzeichnung von SPOMV beginnt. "Klar, es tut noch ein bisschen weh. So ein Spiel zu verlieren, ist einfach nicht schön. Mindestens ein Punkt hätte es schon sein müssen."
Hansa Rostock mit dem besten Angebot
Gleich mehrere Vereine hatten Interesse an ihm, am Ende gegen Hansa aber keine Chance. "Ich hatte tolle Gespräche mit Martin Pieckenhagen, die Spielweise von Hansa kommt mir sehr entgegen und die Stadt ist echt klasse." Es scheint so, als brauche Kai Pröger keine Eingewöhnungszeit an die neue Umgebung. "Ich komme ja von hier oben, wenn auch von der Nordseeküste. Die Ostsee aber ist mir lieber, die ist ja, anderes als die Nordsee in meiner Heimat, immer da."
Mit seiner Frau und seinem Kind fühlt er sich wohl an der Küste. Er ist ein Familienmensch, übernimmt auch mal die ein oder andere Nachtschicht, wenn sich die 16 Monate alte Tochter meldet. Bei Arbeiten im Haushalt allerdings hapert es gewaltig. "Ich versuche zu helfen."
"Ich halte mich für einen ganz ordentlichen 2.-Liga-Kicker. Ich weiß gar nicht, ob es nochmal für mehr reicht."
Der Satz allein reicht im Grunde genommen schon aus, um zu ahnen, dass Kai Pröger keine große Hilfe ist. "Wenn ich putze, ist es für meine Frau immer noch dreckig." Beim Thema Staubsauger wird es bei SPOMV, dem Sportpodcast von NDR 1 Radio MV, noch schlimmer. "Was ist das denn?"
Im Reinen mit sich selbst
Wir kommen an dieser Stelle nicht weiter und reden weiter über Fußball. "Der Aufstieg mit Paderborn in die Erste Liga und mein Tor gegen Manuel Neuer. Sowas vergisst du das ganze Leben lang nicht." Ob ihn sein Weg irgendwann doch noch mal in die Bundesliga führt? "Ganz ehrlich: Ich halte mich für einen ganz ordentlichen 2.-Liga-Kicker. Ich weiß gar nicht, ob es nochmal für mehr reicht. Aber wer weiß, was noch passiert…" Kai Pröger ist bei sich. "So, wie meine Karriere bislang gelaufen ist, bin ich wirklich im Reinen mit mir."
Manchmal muss es bei SPOMV auch mal ein bisschen was aus der Rubrik Stammtisch sein. Bei der Antwort auf die Frage, ob Fußballer zu viel Geld verdienen, fängt er gar nicht erst an zu überlegen. "Ja." Dann wird Pröger nachdenklich. "Fußball interessiert gefühlt irgendwie jeden und hat eine große Reichweite. Aber es gibt so viele andere wichtige Berufe. Da gibt es so viele Menschen, die anderen Menschen helfen. Jeden Tag. Mir ist die Spanne zwischen unseren und deren Gehältern einfach zu groß."
Lachen mit dem Hansa-Trainer - kann passieren
Kai Pröger sagt das nicht, weil er es sagen muss. Er wirkt authentisch, manchmal etwas in sich gekehrt, dann aber wieder sehr fröhlich. Ob man mit Trainer Jens Härtel auch mal richtig lachen kann? Bei SPOMV lüftet er das Geheimnis: "Da muss man mit einem Spruch schon einen Sahnetag erwischen, damit bei ihm die Mundwinkel mal nach oben gehen."
Die Ziele mit Hansa Rostock sind klar. "Wir sollten bald mal ein Spiel nach einem Rückstand drehen. Das ist uns bislang leider noch nicht gelungen. Aber eins ist klar. Die Moral in der Truppe stimmt." Nach einer guten halben Stunde sind wir durch. Übrig bleibt der Eindruck, dass Kai Pröger wohltuend das Klischee eines eindimensionalen Fußballprofis deutlich widerlegt. Reflektiert, selbstkritisch, mit klaren Zielen für sich und den FC Hansa Rostock.
Er verlässt das Gelände, wie er gekommen ist. Am Ende, auf sowas muss man erstmal kommen, passt sein Auto exakt zu ihm. Klein, wendig, mit reichlich PS unter der Haube. Und wohin geht jetzt am freien Tag? "Mit der Familie in unseren Lieblings-Crêpes-Laden. Der ist gleich bei uns vor der Tür."