Eintracht Braunschweig: Diese Baustellen müssen die "Löwen" schließen
Ohne Punkt und Tor steht Eintracht Braunschweig nach vier Spielen auf dem letzten Tabellenplatz der Zweiten Liga. Die "Löwen" suchen Verstärkungen und brauchen sie auch. Die NDR Datenanalyse zeigt die drängendsten Braunschweiger Baustellen.
Den Pokalcoup gegen die Hertha außen vor gelassen, ist die Braunschweiger Saisonbilanz nach vier Spielen schlichtweg besorgniserregend. Das wirft vor dem schweren Heimspiel heute (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) gegen Fortuna Düsseldorf die Frage auf: An welchen Stellschrauben müssen Trainer Michael Schiele und der Club insgesamt drehen, damit die "Löwen" in die Spur finden?
"Im Abschluss muss die Qualität erhöht werden und defensiv dürfen wir weniger Räume geben. Es geht darum, endlich zu punkten, sonst läufst du der Musik hinterher." Trainer Michael Schiele
Anhand der GSN-Daten offenbart das Spiel der "Löwen" zwei große Baustellen: die Effizienz vor dem gegnerischen Tor und das Defensivverhalten.
Offensiv liegt es dabei tatsächlich nur an der letzten entscheidenden Aktion, dem Abschluss. Alles Offensive davor offenbart keine Schlusslicht-Werte, im Gegenteil: Bei den Torschüssen, mit 15,75 pro Partie der drittbeste Ligawert, den Chancen (6,5 pro Spiel/Platz 5) und den Schlüsselpässen (4,25 pro Spiel/Platz 6) gehören die Niedersachsen zu den Topmannschaften.
Fehlt vorne nicht viel, sieht es defensiv grundsätzlicher aus. Mit 2,37 "Expected Goals des Gegners" und 2,25 realen Gegentoren pro Spiel weist die Eintracht den jeweils zweitschlechtesten Wert der Zweiten Liga auf. Lediglich 48,08 Prozent gewonnene Zweikämpfe und nur 44,38 Prozent gewonnene Kopfballduelle bedeuten ebenfalls Rang 17.
Rechtsverteidiger und Innenverteidiger dringend gesucht
"Wir müssen beim Personal nachlegen, um eine größere Qualität in unsere Defensivarbeit reinzubekommen", hatte Sportdirektor Peter Vollmann nach der jüngsten 0:3-Pleite in Kiel gesagt. Bis Ende August ist das Transferfenster noch offen und ein zweikampfstarker Rechts- und Innenverteidiger sollte mit Blick auf die Daten für die "Löwen" ganz oben auf der Prioritätenliste stehen.
Mit Jan-Hendrik Marx, zuletzt rechts hinten bei der Eintracht gesetzt, ist mit einem GSN-Index von 46,93 ein sehr guter Drittligaspieler, aber auf Zweitliganiveau mit Schwächen im Defensivverhalten und im taktischen Bereich keine optimale Lösung. Danilo Wiebe und Brian Behrendt sind hier nur "Aushilfen". Die rechte Abwehrseite ist die größte Braunschweig-Baustelle.
In der Innenverteidigung bringt Saulo Decarli (GSN-Index 63,46) Bundesliganiveau mit und sollte, wenn er über längere Zeit verletzungsfrei bleibt, die Eintracht-Abwehr stabilisieren.
Behrendt (54,60) ist ein solider Zweitliga-Verteidiger, Michael Schultz (aktueller GSN-Index bei 48,26/möglicher GSN-Index bei 48,76) hingegen bringt nur Drittliga-Niveau mit. Neben Decarli und Behrendt würde der Eintracht hier ein weiterer Innenverteidiger guttun, der Zweitliga-Qualität hat und im Idealfall ein Linksfuß ist.
Braunschweigs Baustelle Nummer drei ist dann doch etwas weiter vorne angesiedelt. Für die offensiven Außenbahnen wäre ein Allrounder, der auf beiden Seiten agieren kann, eine gute Investition. Wobei der Schuh eher auf der rechten Seite drückt. Maurice Multhaup (54,06) bringt solide Zweitliga-Qualität mit, Fabio Kaufmann (52,23) fällt da etwas ab und legt sein Augenmerk eher auf die Defensive.
Die Eintracht könnte Entschleunigung vertragen
Alle Baustellen adäquat zu schließen, wird sich die Eintracht finanziell wohl nicht leisten können. An der Stellschraube Spieltaktik zu drehen, könnte so auch ein Mittel sein. Die "Löwen" kommen unter Schiele wie auch in den Spielzeiten zuvor überfallartig daher. 19 Konterangriffe pro Partie sind Ligaspitze, 41 Prozent Ballbesitz bedeuten Rang 16.
Womöglich würde der Eintracht Entschleunigung ganz guttun, um Stabilität zu bekommen und dem hoch veranlagten Spielmacher Immanuel Pherai noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. Möglich, dass den Niedersachsen gegen Düsseldorf dabei auch die Routine von Neuzugang Anthony Ujah hilft. "Tony ist schon eine Option für die Startelf. Er zieht alles mit und macht auch Sonderschichten", sagte Schiele über den Stürmer. Vielleicht kann der 31-Jährige die Effizienz-Flaute der "Löwen" vor dem gegnerischen Tor beenden.
Mögliche Aufstellungen
Eintracht Braunschweig: Fejzic - Marx, Behrendt, Schultz, Donkor - Henning, Nikolaou, Krauße - Pherai - Ihorst, Ujah
Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier - Klarer, Hoffmann, de Wijs - Sobottka, Hendrix - Klaus, Ao Tanaka, Gavory - Hennings, Kownacki